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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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er zu. »Aber vielleicht könntest du trotzdem …«
    »Vergiss es. Ich häng doch nicht die ganze Zeit bei deiner Mutter rum, während du dir mit deinen Freunden die Kante gibst.«
    »Nee.« Er nickte hastig. »Aber ich muss hin. Birger ist mein bester Freund. Das verstehst du doch, oder?«
    Sie ging zum Küchenfenster und starrte auf die leeren Blumenkästen, in die sie immer noch keine neuen Blumen gepflanzt hatte. Alles andere hatten sie wieder in Ordnung gebracht. Sie hatte die Erde aufgesaugt und den Teppich geschrubbt, Christian hatte die Wand neu gestrichen. Viermal, bis das rote V verschwunden war.
    Aber die Blumenkästen waren leer und blieben leer, um Julie jeden Tag daran zu erinnern, dass sie in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr sicher war. Dass jeder hier eindringen und alles zerstören konnte.
    »Komm, Julie.« Christian trat neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. »Nun lass dir doch von diesem Einbrecher nicht dein ganzes Leben vermiesen. Du bist ja wie ausgewechselt, seit das passiert ist.«
    »Wie würde es dir denn gehen, wenn jemand in dein Leben stiefelt und alles verwüstet?«
    »Aber im Grunde ist doch nichts passiert. Der Typ hat ja nicht mal was mitgenommen.«
    »Das ist es ja gerade. Wenn er die Stereoanlage geklaut hätte oder meinen Schmuck. Aber das hat ihn gar nicht interessiert. Er wollte mir Angst machen, darum ging es.«
    »Vielleicht war es ja doch deine Freundin. Diese Valerie.«
    Julie schüttelte den Kopf. »Ich war doch bei ihr. Sie kann das gar nicht getan haben.«
    Gleich am Morgen nach dem Einbruch war sie raus nach Lohbrügge gefahren und hatte bei Valerie geklingelt.
    Frau Baumann, ihre Mutter, öffnete die Tür. »Ja, Julie, das ist ja eine Überraschung! Dass man dich mal wieder sieht! Was führt dich denn zu uns?«
    »Ich wollte zu Valerie.«
    »Zu Valerie?« Valeries Mutter wirkte mit einem Mal sehr verwirrt. »Na hör mal, Valerie ist doch gar nicht hier.«
    »Wo steckt sie denn?«
    »In Kalifornien. Seit acht Wochen schon. Sie macht ein Traineeprogramm in einer amerikanischen Bank, sechs Monate soll das Ganze dauern. Wusstest du das etwa nicht?«
    Julie riss die Augen auf. »Sie ist seit acht Wochen in Amerika? Nein, das wusste ich wirklich nicht. Das ist ja …«
    »Habt ihr denn gar keinen Kontakt mehr?«, fragte Frau Baumann bekümmert. »Nur wegen dieser blöden Aufnahmeprüfung? Weißt du was, Julie, du solltest Valerie schreiben. Ich bin sicher, dass sie dir die Sache von damals längst nicht mehr nachträgt. Ich glaube, sie wird dir sogar noch einmal dankbar sein, dass du sie vor der Schauspielschule bewahrt hast. In einer Bank ist sie doch viel besser aufgehoben als beim Theater.« Frau Baumann bedachte Julie mit einem sonnigen Lächeln.
    Du bist mir jetzt schon dankbar, dachte Julie. Weil du nämlich glaubst, dass ich später am Hungertuch nagen werde, während Valerie die dicken Boni scheffeln wird.
    »Wirklich!«, sagte Frau Baumann. »Du wirst sehen, sie freut sich, wenn du dich meldest.«
    Julie zuckte mit den Schultern. Ich hasse dich, du blöde egoistische Kuh , hatte Valerie gesagt, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. »Vielleicht mach ich das«, sagte Julie jetzt unverbindlich.
    »Ich sag ihr auf jeden Fall, dass du hier warst, wenn wir das nächste Mal miteinander skypen«, versprach Valeries Mutter.
    »Unbedingt«, meinte Julie und dann notierte sie sich Valeries E-Mail-Adresse in den Staaten, obwohl sie genau wusste, dass sie sich nicht bei ihr melden würde.
    »Valerie ist in Amerika und will Bankerin werden«, erklärte sie Christian jetzt. »Selbst wenn sie noch sauer auf mich ist, kann sie unmöglich hier eingebrochen sein. Es sei denn, sie hat heimlich eine Pilotenausbildung gemacht und einen Privatjet gekauft.«
    Christian runzelte die Stirn. »Was ist denn eigentlich damals zwischen euch vorgefallen, dass sie so sauer auf dich ist? Ist doch nicht deine Schuld, dass sie dich auf der Schauspielschule genommen haben und nicht sie.«
    »Doch«, sagte Julie leise. »Es ist meine Schuld, dass Valerie den Platz nicht gekriegt hat.«
    »Wieso? Hast du mit dem Akademiedirektor geschlafen?«
    »Quatsch.« Sie kaute am Nagel ihres kleinen Fingers. »Wenn ich dir das erzähle, dann ziehst du sofort für immer nach Bonn.«
    Er lachte. »So schlimm?«
    »Ich hab echt Scheiße gebaut. Aber ich hab das nicht geplant oder so, das musst du mir glauben.«
    »Ich weiß ja immer noch nicht, was eigentlich geschehen ist.«
    Sie seufzte.

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