Morgendaemmerung der Liebe
ihrem Ohr.
Es war ein Eingeständnis, das Jessica nie von ihm erwartet hätte. Doch es blieb keine Zeit mehr, um über seine Worte nachzudenken. Die Hände an ihren Hüften, die Lippen auf ihren Mund gepresst, erfüllte er endlich ihr Verlangen.
„Ich will dich …“
Die Worte hallten süß und verlockend in ihren Ohren nach, als Jake seine eiserne Selbstbeherrschung verlor und sich endlich der Lust ergab, die seinen Körper antrieb. Jessica passte sich seinem Rhythmus an, getrieben von der eigenen Leidenschaft. Gemeinsam stiegen sie auf in Regionen, in denen niemand existieren konnte außer ihnen selbst.
Irgendwann nahm Jessica schläfrig wahr, dass Jake sie zum Bett trug und zärtlich mit dem Federbett zudeckte. Das kann nur eine Illusion sein, dachte sie. Doch sie war zu müde und zufrieden, um weiter darüber nachzudenken. Sie hatte sich Jake aus Liebe hingegeben. Jake wollte die Gewissheit haben, dass sie diese Erfahrung mit keinem anderen Mann geteilt hatte. So sehr begehrte er sie. Und das musste schließlich etwas bedeuten.
Irgendwann in der Nacht träumte sie davon, Jake zu verlieren. Die Verzweiflung, die sie verspürte, ließ sie aus dem Schlaf aufschrecken. Sein Name kam ihr mit einem Aufschrei über die Lippen.
Sie lag allein in dem großen Bett. Ein Zittern überlief sie.
„Jessica, alles in Ordnung mit dir?“ Jake stand beim Kamin, legte neue Holzscheite auf.
„Ich …“ Jessica konnte den Blick nicht von seinem nackten Körper losreißen. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Ich habe schlecht geträumt.“
Er kam zum Bett zurück, schlüpfte zu ihr unter die Decke und zog sie tröstend in seine Arme wie ein Kind. „Versuch wieder zu schlafen“, murmelte er. Sein Atem strich warm über ihre Haut.
Es war ein viel zu wunderbares Gefühl, seine Nähe zu spüren. Jessica schloss die Augen und glitt zurück in den Schlaf.
Doch der Traum kam zurück. Und als sie dieses Mal seinen Namen rief, wurde der Schrei gedämpft von seinen Lippen. Dieses Gefühl ließ sie jäh die Augen aufreißen.
Zuerst dachte sie, er schliefe, doch dann hörte sie ihn fragen: „Jessica, was ist mit dir?“
Wie sollte sie ihm erklären, dass die Angst, ihn zu verlieren, sie immer wieder aufwachen ließ? Nach nur wenigen Stunden in seinen Armen war sie wieder genau da, wo sie mit achtzehn gewesen war – gefangen in einer Liebe, die er nicht wollte und nicht erwiderte.
Sie spürte Tränen hinter ihren Lidern brennen. Sie konnte sie nicht zurückhalten. Ungehindert tropften die Tränen auf Jakes nackte Haut. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen.
„Bin ich schuld daran, dass du weinst?“ Er klang so bedrückt und besorgt, dass sie ihn nur stumm ansah.
„Es muss doch keine schlechte Ehe werden, Jessica“, sagte er sanft. „Diese Nacht hat das doch schon bewiesen.“ Plötzlich runzelte er die Stirn, als ihm etwas einfiel. „Du warst so wenig gelöst, als wir uns geliebt haben. Fast so wie beim ersten Mal, als du noch Jungfrau warst.“ Lange studierte er nachdenklich ihr Gesicht. „Wie viele andere Männer hast du nach mir gehabt, Jessica?“
Hastig wandte sie den Kopf, ihr Herz hämmerte plötzlich wild in ihrer Brust. Ahnte er etwa, dass er der Einzige war?
„Wie viele, Jessica?“
„Ich habe sie nicht gezählt.“
„Du lügst. Es hat keinen anderen gegeben, nicht wahr?“
Ein Blick in seine Augen, und sie erschauerte vor Selbstverachtung. Jetzt bemitleidete er sie auch noch. „Und selbst wenn es keine anderen gegeben hat, na und?“, fauchte sie wütend. „Lass dir das nur nicht zu Kopf steigen, Jake. Es war nicht etwa, weil kein anderer deinen Platz einnehmen konnte, sondern weil ich den Gedanken nicht ertrug, von noch einem Mann betrogen zu werden, so wie von dir.“
Das lastende Schweigen hielt lange an, bis Jake schließlich sagte: „Dann wirst du wohl mit dem zufrieden sein müssen, was ich dir geben kann, nicht wahr?“
Als er sie jetzt in seine Arme zog, wehrte sie sich. Doch vergeblich. Er wusste, wie er ihr Verlangen wecken konnte, sodass sie sich schließlich doch ergab und sich willig an ihn schmiegte. Ihre Haut begann unter seinen Liebkosungen zu brennen, auf jede seiner Berührungen reagierte sie mit einer Intensität, die ihr den Atem raubte. Ihr Körper verlangte so sehr nach Jake, dass es fast schmerzhaft war.
Sie wollte ihm sagen, was sie für ihn fühlte, doch sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Sie wünschte, dass er aufhörte, sie so
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