Morgendaemmerung der Liebe
nicht die ganze Nacht hier stehen bleiben.
Jake saß vor dem Kamin im Schlafzimmer und las Zeitung. Als er Jessica eintreten sah, musterte er sie. Ihr schlichtes dunkelblaues Seidennachthemd fand er wohl eher unpassend für eine Braut in der Hochzeitsnacht. Nun, wenn er meinte, sie würde sich in verführerischen Chiffon und Spitze hüllen, hatte er sich getäuscht! Dennoch … dieser Blick war seltsam. Fast vorwurfsvoll.
„In diesem Hemdchen siehst du aus wie siebzehn.“
Sein Spott ärgerte sie. Sie hob den Kopf, reckte die Schultern und schritt energisch aus. „Nur bin ich das nicht mehr“, sagte sie kühl.
Mit einem Lächeln ließ er sie vorbeilaufen, ohne sich zu rühren. Trotzdem spürte Jessica seinen Blick auf ihrem Rücken liegen, und ihre Haut begann ahnungsvoll zu prickeln. Plötzlich umklammerte Jake ihr Handgelenk mit eisernem Griff. Er zog sie zu sich herum, sodass sie ihn ansehen musste. Die Edelsteine der Manschettenknöpfe fingen das Licht auf und warfen es in einem aufblitzenden Strahl zurück.
„Ich habe mich nie richtig für mein Weihnachtsgeschenk bedankt, nicht wahr?“
Weder seinen Augen noch seiner Stimme war etwas Ungewöhnliches anzumerken, doch Jessica wusste genau, was er damit meinte. Ein Schauer rann ihr über den Rücken. „Ich sagte doch schon, betrachte es als Ausgleich.“
Sie zwang sich, ihn anzusehen, doch vor der blitzenden Wut, die jetzt in seinem Blick stand, wäre sie fast zurückgezuckt.
„Du bist zu großzügig. Um genau zu sein, so großzügig, dass ich das Gefühl habe, wieder in deiner Schuld zu stehen. Und Schulden sollte man immer zurückzahlen, nicht wahr, Jessica?“
Ein Kloß saß in ihrer Kehle und machte Jessica das Atmen schwer. Ohne ihr Handgelenk loszulassen, zog Jake die Manschettenknöpfe aus dem Hemd und legte sie auf das kleine Tischchen neben dem Sessel.
„Sieh mich an.“
Nur unwillig sah Jessica ihm in die Augen.
„So ist es besser.“
Angesichts seines Lächelns verkrampfte sich jeder einzelne Muskel in ihrem Körper, doch sie nahm sich zusammen. Jake sollte nichts davon merken. Sie hätte diese vermaledeiten Manschettenknöpfe nie kaufen sollen! Sie hätte wissen müssen, dass Jake sich diese angedeutete Beleidigung nicht gefallen lassen würde!
Willenlos ließ sie zu, dass er sie zu sich heranzog. Mit beiden Händen hielt er sie an den Armen.
Sie wollte ihn anflehen, sie in Ruhe zu lassen. Sie wusste, mit einem einzigen Wort von ihr hätte er aufgehört. Doch der Stolz, der in der Vergangenheit schon einmal ihr Untergang gewesen war, hielt sie davon ab, die Worte laut auszusprechen. Jake legte es darauf an, sie zu demütigen, er wollte, dass sie bettelte und flehte. Alles in ihr schrie auf, drängte sie zur Flucht. Und doch, selbst wenn er sie losgelassen hätte … Sie bezweifelte, dass sie sich hätte bewegen können. Denn Verstand und Logik wurden in diesem Moment mit der Macht einer Flutwelle fortgeschwemmt. Zurück blieb nur der Wunsch, noch einmal zu erfahren, wie es war, in seinen Armen zu liegen. Diese Erkenntnis schockierte sie.
Jakes Finger gruben sich in ihre Haut, so als hätte er ihre Gedanken gelesen. Er beugte den Kopf. Jessica wusste, er würde sie küssen, und plötzlich ergriff sie Panik. Sie wich ihm aus, wandte das Gesicht ab. Doch er zog sie fester an sich. Sie hielt die Luft an, als sie seinen warmen Atem an ihrem Hals spürte. Sie konnte nicht fassen, was in ihrem Innern vorging. Unmöglich, dass sie so intensiv auf seine Berührung reagierte. Ein Zittern überkam sie, und sein Mund hielt auf dem rasenden Puls an ihrem Hals inne.
„Lass mich los, Jake!“ Sie brachte die Worte nur mühsam hervor, verbot sich angestrengt jede Reaktion auf seine Liebkosungen.
„Deine Worte haben nichts mit der Wahrheit zu tun, Jessica“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Denn dein Körper schreit sein Verlangen laut heraus.“
„Nein!“
„Doch!“, sagte er und strich mit den Händen sanft an ihrer Hüfte hinauf, um die Finger schließlich auf der Rundung ihrer Brust ruhen zu lassen. Die Spitzen zeichneten sich deutlich sichtbar gegen den geschmeidigen Stoff ab. Ihr Körper verriet sie jedes Mal, wenn Jake sie berührte.
„Hör auf damit, Jake.“
„Niemals.“ Seine rau hervorgestoßene Weigerung erschreckte sie. Doch als er seinen Mund auf ihre Lippen legte, verbrannten alle Gedanken an Protest oder gar Widerstand wie Stroh unter der Hitze seines Kusses.
Danach hatte sie sich gesehnt. Dieser ursprüngliche
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