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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Schwenninger  Kurier -Redaktion. Auf diesem prangte rechts oben, halb abgeschnitten, der Polizeistern. Hubertus spickte neugierig über seine Schulter: »Tötungsdelikt in VS-Schwenningen«, lautete die Überschrift des Artikels, den der Ö an die Redaktionen verschickt hatte. »Mord … Polizeifachhochschule Villingen-Schwenningen … Täterprofil erstellt … Giftstoffe im Körper des Opfers … Pressekonferenz in den nächsten Tagen …«, las Riesle die Meldung quer. Gleich müsste die dazugehörige Mail eintreffen.
    Bernd Bieralf wurde hellhörig. Er stand von seinem aufgeräumten Schreibtisch auf, neben dem ein riesiger Stapel verschiedener Wirtschaftszeitungen lag, und ging auf die beiden zu. »Lassen Sie das mal schön mich machen, Herr Riesle. Ihr Zuständigkeitsbereich liegt ja jenseits der Stadtteilgrenze.« Er grinste breit und griff sich rasch das Papier. Riesle und Bieralf spielten das doppelstädtische Spiel: Württemberger neckt Badener und umgekehrt. »Aber was die Anzeigengeschichte anbelangt, da kann ich euch wirklich nicht weiterhelfen. Da solltet ihr unbedingt mal mit unserer Frau Haberstroh sprechen.« Bieralf zwinkerte den beiden zu und verabschiedete sich, da zwei Telefone gleichzeitig auf seinem Schreibtisch klingelten.
    Die Anzeigenabteilung lag nur eine Etage tiefer. Ein Schwall von Kaffeeduft kam ihnen entgegen, als sie die engen Stufen hinabstiegen und direkt in den großen Empfangsbereich des Kuriers gelangten, der mitten im Herzen der einstigen Uhrenstadt Schwenningen lag. Dort saßen eifrig telefonierende Damen zwischen spartanischem Mobiliar.
    Der Kurier musste sparen – zumal die Anzeigenrückgänge den Verleger fast um den Schlaf brachten, wie er der Belegschaft bei der letzten Betriebsversammlung tränenschwanger erklärt hatte. Printmedien waren bei vielen Kunden nicht mehr die einzige Option, der Onlinesektor machte sich zunehmend bemerkbar.
    Klaus kannte Steffi Haberstroh. Er steuerte zielstrebig auf eine junge Frau mit glatten braunen Haaren zu, die in einem geblümten Sommerkleid an einem der Tresen laut schwatzend hin und her lief. Hummel und Riesle warteten, bis sie die Laufkundschaft abgefertigt hatte.
    Klaus stellte seinen Freund Hubertus vor und zeigte Steffi den Brief, den Bernd Bieralf gefunden und ihnen gegeben hatte.
    »SC, null, viere, achte, siebene, drey. Ha, des isch ei’deutig ä Schiffrä vo’ uns«, gab sich die schwäbische Anzeigenverkäuferin auskunftsfreudig. »Wieso wollet ihr des wisse?«
    Klaus weihte sie in ihre Ermittlungen ein.
    »Wartet ä’ mol, do’ guck i’ grad mol nach.« Sie lief zu einem großen Metallschrank mit Leitz-Ordnern und zog einen davon heraus.
    »Eigentlich dürft i’ des euch nit sage, aber i’ sag’s trotzdem, weyl’s du bisch, Klaus, gell. Trotz Internet gebet übrigens immer no erstaunlich viel Leut Kontakta’zeige bei uns auf. Ich glaub, des erscheint dene in einere Zeitung wie dem Kurier eifach e bissle seriöser.«
    Für einen kurzen Moment hielt sie inne und schaute sich um, ob jemand sie belauschte. Dann bemühte sie sich, leise zu sprechen, was bei Haberstrohs Organ kein leichtes Unterfangen war. »Des Schiffrä g’hört zu einer A’zoig, die ä Frau auf’gäbe hät. So ä Karrierefrau.«
    Das hatten Hubertus und Klaus vermutet. Aber jetzt wurde es erst richtig spannend: Verena oder Claudia?
    »Sie hoißt Verena Böck«, las Steffi.
    Also doch!
    »Des war übrigens nit die einzige A’zoig. Die Gleiche hät se no mehrmols g’macht.« Sie beugte sich über den Tresen und meinte: »I’ glaub, die war ä bisslä mannsdoll.«
    Klaus blickte schmunzelnd auf den Ordner, über dem Steffi herumfuchtelte. »Mannstoll« war man bei Steffi schon, wenn man nicht gleich seinen ersten Freund heiratete.
    »Steffi, meinst du, du könntest mal einen Blick in deine Unterlagen werfen?«, fragte Klaus dann ohne Umschweife.
    Zum ersten Mal seit Beginn ihres Gesprächs hatte die junge Frau einen ernsten Gesichtsausdruck. Schließlich klopfte sie mit der Hand auf den Ordner und schlug ihn auf. »Wenn ihr de’ Mörder vo’ dere’ Frau findet, do rechtfertigt des die Sach’ doch sicher, oder?«
    Hubertus und Klaus nickten fast synchron.
    »Du bisch ä Schätzle«, machte Riesle auf Dialekt. Mit dem hielt er es sonst eigentlich nicht so. Seine Mutter war eine Zugezogene gewesen – Westfalen-Lippe. Allerdings hatte er beim Kurier gelernt, den einen oder anderen Zungenschlag zu imitieren.
    Steffi Haberstroh drehte den

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