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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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vorbeifahren«, meinte Fox.
    »Ja. Ich möchte auch Lump dorthin bringen.« Cal blickte auf den Hund, der unter dem Tisch lag und schnarchte. »Wir nehmen ihn dieses Mal nicht mit.«
    »Wir bringen ihn auf die Farm, anschließend fahren wir zu den Hawkins und dann in die Stadt«, sagte Fox. »Von dort zur Wasserversorgung.« Er griff nach einem Plätzchen, aber Gage schlug ihm auf die Finger.
    »Ich sehe kein Blut von dir im Beutel, Bruder.«
     
     
    Vielleicht war es ja auch nur Zeitverschwendung gewesen, dachte Cybil in den Tagen und Nächten, die folgten. Alles, was so logisch und wichtig erschienen war, kam ihr auf einmal absolut wertlos vor. Was vor Monaten als faszinierendes Projekt begonnen hatte, ging jetzt dem Ende entgegen. Was nützte aller Intellekt, dachte sie und rieb sich erschöpft über die Augen, wenn das Schicksal doch seinen Lauf nahm?
    Wie konnte es sein, dass die Zeit schon abgelaufen
war? Und alles, was sie wusste, alles, was sie sah, sagte ihr, dass sie am Ende den Mann, den sie liebte, den Vater ihres Kindes, verlieren würde. Sie würde das Leben verlieren, das sie vielleicht zusammen hätten führen können.
    Wo waren jetzt die Antworten? Warum war alles falsch?
    Sie blickte auf, als Gage ins Esszimmer trat, dann begann sie wieder zu tippen, obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie eigentlich schrieb.
    »Es ist drei Uhr morgens«, sagte er zu ihr.
    »Ja, ich weiß. Unten auf dem Bildschirm ist eine kleine Uhr.«
    »Du brauchst Schlaf.«
    »Ich weiß ziemlich genau, was ich brauche.« Als er sich setzte und die Beine ausstreckte, warf sie ihm einen aufgebrachten Blick zu. »Vor allem kann ich es überhaupt nicht brauchen, dass du hier sitzt und mich anstarrst, während ich versuche zu arbeiten.«
    »Du arbeitest jetzt schon seit Tagen rund um die Uhr. Wir haben alles, was wir brauchen, Cybil. Mehr gibt es nicht.«
    »Es gibt immer mehr.«
    »Ich habe mich unter anderem auch in deinen Verstand verliebt. Die Verpackung ist natürlich auch erste Sahne, aber dein Verstand war der Auslöser. Komisch, weil es mir vorher völlig egal war, ob die Frau, mit der ich zusammen war, einen IQ wie Madame Curie oder den einer Kartoffel hatte.«
    »Der IQ sagt meistens nicht besonders viel aus.«

    »Du bist trotzdem eine kluge Frau, Cybil, und du weißt ganz genau, dass wir alles haben, was wir brauchen.«
    »Aber es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Ich versuche, mehr über einen Stamm in Südamerika herauszubekommen, der vielleicht von...«
    »Cybil.« Er legte seine Hand über ihre. »Hör auf.«
    »Wie kann ich aufhören? Heute ist schon der vierte Juli. Es ist drei Uhr zwölf am vierten Juli. Wir haben doch nur noch jetzt. Übermorgen brechen wir zu diesem gottverlassenen Ort auf, und du...«
    »Ich liebe dich.« Er redete einfach weiter, als sie die Hände vors Gesicht schlug und anfing zu schluchzen. »Das ist eine große Sache für mich. Ich habe nie danach gesucht und habe ganz bestimmt nicht erwartet, dass es mich einfach so trifft. Aber ich liebe dich. Der alte Mann hat zu mir gesagt, die Liebe meiner Mutter hätte einen besseren Menschen aus ihm gemacht. Das kann ich gut verstehen, weil du mich auch zu einem besseren Menschen machst. Ich gehe nicht nur wegen der Stadt zum Heidenstein. Auch nicht nur wegen Cal und Fox oder Quinn und Layla. Ich tue es nicht nur für dich. Ich tue es auch für mich. Du musst das verstehen. Es ist mir wichtig, dass du das verstehst.«
    »Ja, das tue ich ja. Ich kann mit dir auf die Lichtung gehen, aber ich weiß einfach nicht, wie ich sie ohne dich verlassen soll.«
    »Wir müssen eben einfach sehen, welches Blatt wir kriegen, und dann können wir die Karten ausspielen. Mehr können wir nicht tun.«

    »Ich war so sicher, dass ich einen Weg finden würde.« Blicklos starrte sie auf den Computer.
    »Komm jetzt, lass uns ins Bett gehen.«
    Sie stand auf und wandte sich ihm zu. »Alles ist so still«, murmelte sie. »Der vierte Juli, aber kein Feuerwerk.«
    »Dann machen wir uns eben unser eigenes Feuerwerk. Und danach schlafen wir.«
     
    Sie schliefen, und sie träumten, dass der Heidenstein lichterloh brannte und flammendes Blut vom Himmel fiel. In den Träumen verbrannte die wabernde schwarze Masse den Boden, entzündete die Bäume.
    In den Träumen starb Gage. Obwohl sie ihn in den Armen hielt und weinte, kam er nicht zu ihr zurück. Und selbst in den Träumen verbrannte der Kummer ihr Herz zu Asche.
     
    Sie weinte nicht mehr. Cybil vergoss keine Tränen, als

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