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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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verwundet«, keuchte Layla. »Ich kann seine Schmerzen spüren.«
    »Nicht genug.« Sie waren alle voller Blut, dachte Gage. Und die Zeit wurde knapp. »So bekommen wir ihn nicht. Es gibt nur einen Weg.« Er legte seine Hand auf Cybils, bis sie das Messer senkte. »Wenn er seine wahre Gestalt annimmt.«
    »Er wird dich töten! Wenn wir gegen ihn kämpfen, schwächen wir ihn wenigstens.«
    »Nein.« Fox rieb sich die brennenden Augen. »Wir unterhalten ihn nur. Wir lenken ihn höchstens ein bisschen ab. Es tut mir leid.«
    »Aber...« Cybil blickte zum Heidenstein. Er gehörte
ihnen. Er hatte reagiert, als sie, Quinn und Layla die Hände daraufgelegt hatten.
    Sie ließ ihr Messer fallen und sprang zum Stein. Dann hielt sie den Atem an und legte eine Hand auf den brennenden Altar. »Quinn! Layla!«
    »Was macht ihr da?«
    »Wir lenken ihn ab. Und ich hoffe bei Gott, dass wir ihn verjagen.« Das Feuer war heiß, brannte aber nicht. Wilde Hoffnung stieg in ihr auf. Das war vielleicht eine Antwort. »Er weiß es nicht.« Sie legte die freie Hand auf ihren Bauch. »Dies ist Macht. Es ist Licht. Wir sind es. Q, bitte.«
    Ohne einen Moment zu zögern legte auch Quinn ihre Hand durch die Flammen auf Cybils Hand. »Er bewegt sich«, rief sie aus. »Layla.«
    Aber Layla war bereits da und legte ebenfalls ihre Hand darauf.
    Er sang, dachte Cybil. Im Kopf hörte sie den Stein mit Tausenden von reinen Stimmen singen. Die Flamme, die aus der Mitte emporschoss, war blendend weiß. Plötzlich begann unter ihnen die Erde zu beben.
    »Lasst nicht los«, rief Cybil. Was hatte sie getan?, überlegte sie, und Tränen traten ihr in die Augen. O Gott, was hatte sie getan?
    Durch die weiße Flamme blickte sie Gage an. »Meine Kluge«, sagte er.
    Auf der Lichtung formte sich eine schwarze Masse, aus der Arme, Beine, ein Kopf entstanden. Unheimlich grüne, rotgeränderte Augen blinzelten in das gleißende Licht. Die Masse wurde immer größer, bis sie Erde und
Himmel verzehrte. Wuchs, bis es nur noch die Finsternis gab. Und seine Wut.
    Sie hörte den Wutschrei in ihrem Kopf und wusste, dass auch die anderen ihn vernahmen.
    Ich reiße es dir bei lebendigem Leib aus dem Bauch und trinke es wie Wein.
    Jetzt, dachte Cybil, jetzt wusste der Dämon Bescheid.
    »Es ist Zeit. Lass nicht los.« Der Stein bebte unter ihren Händen. Sie blickte Gage unverwandt an. »Lass nicht los.«
    »Das habe ich nicht vor.« Seine Hand schoss durch die Flammen, und er ergriff den brennenden Blutstein.
    Dann wandte er sich ab. Aber sie hatte sein Gesicht immer noch vor Augen. Einen Moment lang stand er mit Cal und Fox zusammen da. »Jetzt oder nie«, sagte er. »Kümmert euch um sie.«
    Mit dem Blutstein in der Faust sprang er in die finsternis.
    »Nein. Nein. Nein.« Cybils Tränen tropften auf den Stein.
    »Halt fest.« Quinn packte ihre Hand fester und legte den Arm um sie, um sie zu stützen. Von der anderen Seite machte Layla das Gleiche.
    »Ich kann ihn nicht sehen«, rief Layla. »Ich kann ihn nicht sehen. Fox!«
    Instinktiv traten auch die beiden Männer an den Stein und legten ihre Hände darauf. Die schwarze Masse brüllte.
    »So schafft er es nicht«, schrie Cal. »Ich gehe ihm nach.«

    »Das kannst du nicht.« Cybil unterdrückte ein Schluchzen. »Nur so können wir ihn vernichten. Das ist die Antwort. Haltet euch fest und lasst den Stein nicht los. Nur so haltet ihr auch Gage fest. Lasst nicht los.«
    Ein Blitz zuckte durch den Regen. Die Welt bebte.
     
    In Hollow brach Jim Hawkins auf der Straße zusammen. Hawbaker schirmte seine Augen vor dem plötzlichen Licht ab. »Hast du das gehört?«, keuchte Jim, aber seine Stimme ging in dem Getöse unter. »Hast du das gehört?«
    Sie knieten mitten auf der Main Street in blendendem Licht und umklammerten einander wie Betrunkene.
    Auf der Farm ergriff Brian die Hand seiner Frau, und Hunderte von Menschen auf den umliegenden Feldern starrten zum Himmel. »Jesus. Der Wald brennt! Hawkins Wood brennt!«
    »Das ist kein Feuer, nicht nur jedenfalls«, erwiderte Joanne. »Es ist... etwas anderes.«
    Am Heidenstein wurde der Regen zu Feuer und das Feuer zu Licht. Unter den Lichtfunken begann die schwarze Masse zu brodeln und zu qualmen.
    »Er schafft es«, murmelte Cybil. »Er tötet ihn.« Trotz ihrer Trauer empfand sie Stolz. »Halt durch! Wir müssen ihn halten. Wir können ihn zurückholen.«
     
    Empfindungen. Schmerzen, für die es kein Wort gab. Grauenhafte Kälte, umfangen von unbeschreiblicher Hitze.

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