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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Klauen, Zähne und Krallen, die an ihm rissen.
Sein Blut kochte unter seiner aufgeplatzten Haut und lief wie Öl an ihm herunter.
    Um ihn herum schloss sich die Dunkelheit immer dichter. Wurde er bei lebendigem Leib aufgefressen?
    Aber er kroch immer weiter, würgte am Gestank, erstickte am Rauch, spürte seine Finger nicht mehr, die in der Kälte gefühllos wurden.
    Das war die Hölle, dachte er.
    Und dort oben, diese pulsierende schwarze Masse mit dem glühenden roten Auge war das Herz der Hölle.
    Mit letzter Kraft schleppte er sich vorwärts. An seinem inneren Auge zogen Bilder vorbei. Seine Mutter, die ihn an der Hand hielt, während sie über eine Sommerwiese gingen. Cal und Gage, die ihre Spielzeugautos durch den Sandkasten schoben, den Brian auf der Farm gebaut hatte. Sie fuhren mit Fahrrädern die Main Street entlang. Drückten am Lagerfeuer ihre blutigen Handgelenke aneinander. Cybil, die ihm einen verheißungsvollen Blick über die Schulter zuwarf. Die auf ihn zutrat. Sich unter ihm bewegte. Um ihn weinte.
    Bald ist es vorbei, dachte er. Mein Leben zieht schon an mir vorbei. Ich bin so verdammt müde. Alles wird taub. Fast vorbei. Und das Licht, dachte er benommen. Der Tunnel mit dem Licht am Ende. Blödes Klischee.
    Jetzt musste er die Karten auf den Tisch legen. Der Blutstein vibrierte in seiner Faust und schoss Feuerstrahlen durch seine Finger.
    Das Licht blendete ihn. Vor seinem geistigen Auge sah er eine Gestalt. Der Mann schloss seine Hand um Gages Faust und blickte ihn aus klaren, grauen Augen an.

    Es ist nicht Tod. Mein Blut, ihr Blut, unser Blut. Es endet im Feuer.
    Mit vereinten Händen stießen sie den Stein in das Herz der Bestie.
    Die Explosion warf Cybil um. Eine Hitzewelle überrollte sie, und das Licht blendete sie, so hell war es. Einen Moment lang waren Wald, Stein und Himmel eine einzige Feuerwand, und alles war erstarrt wie auf einem Negativ.
    Am Rand der Lichtung schimmerten zwei Gestalten - ein Mann und eine Frau in einer innigen Umarmung. Dann waren sie weg, und die Welt bewegte sich wieder.
    Ein letzter Windstoß, Rauchschwaden, die noch über den Boden trieben und dann verschluckt wurden. Der Wind wurde zu einer leichten Brise, alle Flammen erloschen, und sie sah Gage bewegungslos auf der verbrannten Erde liegen.
    Sie stürzte zu ihm und legte ihre zitternden Finger an seinen Hals. »Ich kann den Puls nicht finden!« So viel Blut. Sein Gesicht, sein Körper sahen aus, als seien sie in Stücke gerissen worden.
    »Komm schon, verdammt noch mal.« Cal kniete sich neben Gage und ergriff seine Hand. Auf der anderen Seite tat Fox es ihm nach. »Komm zurück.«
    »Herzmassage«, sagte Layla, Quinn setzte sich auf ihn und begann mit beiden Händen, seinen Brustkorb zu pumpen.
    Cybil umfasste seinen Kopf, um mit der Mund-zu-Mund-Beatmung zu beginnen, als ihr Blick auf den Heidenstein
fiel. Er war immer noch von reinem, weißem Feuer umgeben. Dort hatte sie ihn gesehen.
    »Legt ihn auf den Stein. Auf den Altar. Schnell.«
    Cal und Fox trugen ihn und legten ihn in die weißen Flammen. »Blut und Feuer«, sagte Cybil. »Ich hatte einen Traum - ich habe ihn nur nicht richtig verstanden. Ihr wart alle auf dem Stein, als ob ich euch getötet hätte, und Gage kam aus der Dunkelheit, um mich zu töten. Ich habe es auf mich bezogen. Bitte, Gage, bitte. Es lag nur an meinem Ego, dass ich es falsch verstanden habe. Es ging gar nicht um mich. Wir alle standen um den Stein herum, und Gage kam aus der Finsternis, nachdem er den Dämon getötet hatte. »Bitte, komm zurück. Bitte.«
    Erneut presste sie ihre Lippen auf seinen Mund, damit er anfing zu atmen. Ihre Tränen fielen auf sein Gesicht. »Der Tod ist nicht die Antwort. Das Leben ist die Antwort.«
    Erneut blies sie ihm ihren Atem ein.
    »Gage! Er atmet! Er ist...«
    »Wir haben ihn!« Cal drückte Gages Hand. »Wir haben dich.«
    Er schlug die Augen auf und sah in Cybils Gesicht. »Ich- ich habe es geschafft.«
    Erschauernd legte Cybil ihren Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. »Wir alle haben es geschafft.«
    »Hey, Turner.« Grinsend beugte Fox sich über ihn. »Du schuldest mir tausend Dollar. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«

EPILOG
    Als er erwachte, lag er alleine im Bett, was eine Schande war, da er sich beinahe schon wieder normal fühlte. Die Sonne schien durch die Fenster. Wahrscheinlich hatte er stundenlang geschlafen, dachte Gage. Kein Wunder. Sterben war ganz schön anstrengend.
    An den Rückweg konnte er sich

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