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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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und ihm Bescheid sagen, dass du okay bist.«
    »Ja. In der Küche. Da war ich gerade, als es angefangen hat.« Sie wies auf den Esszimmerstuhl, der umgekippt auf dem Fußboden lag. »Der kam quer durch den Raum geflogen und warf mich um. Der Bastard hat einen Stuhl nach mir geworfen.«
    Gage stellte ihn wieder hin und hob das Messer auf. »Gehört das dir?«
    »Ja. Schade, dass ich es nicht benutzen konnte.« Sie ging mit ihm in die Küche und stieß langsam die Luft aus. »Die Hintertür ist verschlossen und verriegelt, und das Fenster auch. Das hat er gemacht. Das ist real.« Sie spülte das Messer ab, steckte es wieder in den Messerblock und rief dann Layla an.
    In der Zwischenzeit entriegelte und öffnete Gage Tür und Fenster.
    »Ich koche jetzt«, verkündete Cybil, als sie aufgelegt hatte.
    »Gut.«
    »Dann bleibe ich wenigstens ruhig. Ich brauche noch ein paar Sachen, deshalb kannst du mich schnell zum Markt fahren.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Ich hole rasch meine Tasche. Und weil ich jetzt ständig an Bellinis denken muss, kaufen wir eine Flasche Champagner.«
    »Was steht sonst noch auf deiner Einkaufsliste?«
    Sie lächelte nur. »Ich werde mir Gummihandschuhe kaufen. Das erkläre ich dir auf dem Weg.«

    Sie wählte die Tomaten mit einer Sorgfalt und Bedächtigkeit aus, als wären sie kostbare Schmuckstücke. Im hellen Licht des Supermarkts sah sie wie eine Feenkönigin aus. Wie Titania, dachte er.
    Er hatte erwartet, dass ihn der Einkauf ungeduldig machen würde, aber er fand es faszinierend, sie zu beobachten. Sie hatte eine fließende Art, sich zu bewegen, und einen Ausdruck in den Augen, der ihm sagte, dass ihr nichts entging. Wie viele Menschen mochte es wohl geben, die so konzentriert einkaufen konnten, nachdem sie gerade von einem Dämon terrorisiert worden waren?
    Diese Haltung musste er wirklich bewundern.
    Volle fünfzehn Minuten begutachtete sie das Geflügel, bis sie schließlich ein Huhn gefunden hatte, das ihren Standards entsprach.
    »Gibt es Hühnchen? Machst du so einen Aufstand wegen Hühnchen?«
    »Das ist nicht einfach nur Hühnchen.« Sie warf die Haare zurück und lächelte ihn an. »Es gibt gebratenes Hühnchen mit Wein, Salbei, Knoblauch, Balsamico - und so weiter. Du wirst bei jedem Bissen vor Freude weinen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Deine Geschmacksknospen werden weinen. Du bist auf deinen Reisen bestimmt schon mal in New York gewesen.«
    »Klar.«
    »Hast du jemals bei Piquant gegessen?«
    »Dieses schicke französische Restaurant Upper West.«
    »Ja, eine New Yorker Institution. Der Küchenchef
dort war mein erster wirklicher Liebhaber. Er war älter, Franzose, absolut perfekt für den ersten, ernsthaften Liebhaber einer Zwanzigjährigen.« Sie lächelte versonnen. »Er hat mir eine ganze Menge beigebracht - übers Kochen.«
    »Wie viel älter?«
    »Beträchtlich. Er hatte eine Tochter in meinem Alter. Natürlich verachtete sie mich.« Sie drückte auf ein Baguette. »Nein, das Brot hier nehme ich nicht. Nicht mehr so spät am Tag. Wir halten an der Bäckerei im Ort, wenn es da nichts mehr gibt, backe ich welches.«
    »Du backst einfach ein Brot.«
    »Wenn es nötig ist. Es kann äußerst therapeutisch und zufriedenstellend sein.«
    »Wie Sex.«
    »Genau.« Sie lächelte ihn an. »Und wer war deine erste große Liebe?«
    »Ich hatte bisher noch keine.«
    »Oh, wie schade. Dann hast du all die wilde Leidenschaft, die erbitterten Streitgespräche, die Sehnsucht in der Nacht noch nie erlebt. Sex ohne das alles macht Spaß, aber ihm fehlt die Intensität.« Cybil lächelte die Frau an, die vor ihnen in der Schlange an der Kasse stand. »Finden Sie nicht auch?«
    Errötend zuckte die Frau mit den Schultern. »Ja, hm. Wahrscheinlich.« Sie entwickelte ein plötzliches Interesse an den Waren vor der Kasse.
    »Frauen wollen diese Emotionen«, fuhr Cybil im Plauderton fort. »Es ist genetisch bedingt. Je mehr Emotionen
im Spiel sind, desto größer ist die sexuelle Befriedigung.«
    Sie begann ihre Waren auf das Band zu legen. »Ich koche«, sagte sie zu Gage. »Du bezahlst.«
    »Davon war keine Rede.«
    »Wenn dir das Hühnchen nicht schmeckt, kriegst du dein Geld zurück.«
    Er beobachtete sie. Lange Finger, blassrosa lackierte Nägel, ein paar Ringe. »Ich könnte ja lügen.«
    »Das tust du nicht. Du gewinnst gerne, aber es befriedigt dich nur, wenn du ehrlich spielst.«
    Er zückte sein Portemonnaie, als die Summe auf dem Display stand. »Na, das Hühnchen muss aber schon verdammt

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