Morgenlied - Roman
danke.«
»Nicht nötig. Denk daran, was Gage sonst noch sagen würde«, erinnerte Cybil sie.
»Was?«
»Dass wir alle vor August tot sein könnten.«« Lachend versetzte Cybil Layla einen Klaps auf den Po. »Hast du dir eigentlich schon einen Namen für den Laden überlegt?«
»Machst du Witze? Ich habe eine ganze Liste. Nein, eigentlich habe ich sogar drei Listen, aber die kann ich jetzt alle wegwerfen, weil mir gerade im Augenblick der perfekte Name eingefallen ist.« Layla hob die Hände. »Willkommen bei >Schwestern<.«
Anschließend trennten sich ihre Wege. Layla fuhr in die Kanzlei, Quinn traf sich zum Mittagessen mit Cals Mutter, um über die Hochzeit zu sprechen, und Cybil fuhr wieder nach Hause. Sie wollte noch einmal den Ansatz Blutstein als Waffe überprüfen und genauer recherchieren, ob er nicht Teil einer größeren mystischen Kraftquelle war.
Sie liebte die Stille und die Einsamkeit. Dann konnte sie ihre Gedanken wie Puzzleteilchen umherschieben, bis sie fast wie von selbst an die richtige Stelle fielen. Sie nahm ihren Laptop und ihre Notizen über den Blutstein mit in die Küche. Dort öffnete sie Hintertür und Fenster, um die milde Frühlingsluft hereinzulassen, und machte sich eine kleine Schüssel Salat und ein Glas Eistee. Während sie aß, sah sie ihre Notizen durch.
7. Juli 1652. Giles Dent (der Hüter) trug das Blutstein-Amulett an dem Abend, als Lazarus Twisse (der Dämon) die Menge, die er aufgestachelt hatte, an den Heidenstein im Hawkins-Wald führte, wo Giles eine kleine
Hütte hatte. Vor diesem Abend hatte Dent den Stein Ann Hawkins gezeigt, seiner Geliebten und der Mutter seiner Drillingssöhne, die am 7.7.1652 auf die Welt kommen sollten. Ann erwähnte das, wenn auch nur kurz und kryptisch, in den Tagebüchern, die sie führte, nachdem Dent sie weggeschickt hatte (auf die jetzige Farm der O’Dells), damit sie während der Geburt ihrer Söhne in Sicherheit war.
Bei der nächsten Erwähnung war der Stein in drei gleiche Teile gespalten und befand sich in den Händen von Cal Hawkins, Fox O’Dell und Gage Turner, nachdem sie am Heidenstein um Mitternacht an ihrem gemeinsamen zehnten Geburtstag (7.7.1987) ein Blutsbrüderritual durchgeführt hatten. Das Ritual - ein Blutritual - befreite den Dämon für einen Zeitraum von sieben Tagen alle sieben Jahre, und in dieser Zeit infizierte er bestimmte Personen in Hawkins Hollow mit dem Bösen, so dass sie gewalttätige Akte, ja sogar Morde begingen.
Die Jungen jedoch gewannen bei der Befreiung des Dämons Selbstheilungskräfte und bestimmte hellseherische Fähigkeiten. Waffen.
Cybil nickte und unterstrich das Wort. »Ja, das sind Waffen, die sie am Leben erhalten. Sie sind ganz bestimmt auch mit dem Blutstein verbunden.«
Sie schaute sich noch einmal ihre Notizen über Ann Hawkins’ Tagebucheinträge und über ihre Gespräche mit Cal und Layla an. Eins in drei, drei in eins, überlegte Cybil. Es ärgerte sie ein bisschen, dass Ann ihr bisher noch nicht erschienen war.
Sie würde jetzt gerne mal mit einem Geist sprechen.
Sie begann, ihre Gedanken aufzuschreiben, und versuchte, sich der Lösung des Problems durch Brainstorming zu nähern. Ausformulieren und überarbeiten konnte sie es später immer noch. Von Zeit zu Zeit hielt sie inne, um sich rasch handschriftlich etwas auf ihrem Block zu notieren, damit sie sich später noch einmal eingehender damit beschäftigen konnte.
Als sie hörte, wie die Haustür aufging, dachte sie flüchtig, dass Quinn früh zurückgekommen sei, und arbeitete weiter. Auch als die Tür mit einem scharfen Geräusch wie einem Schuss zuknallte, dachte sie sich noch nichts dabei. Vermutlich stand Quinn unter Hochzeitsstress.
Aber als auch die Küchentür hinter ihr zuknallte und der Riegel ins Schloss fiel, wurde sie aufmerksam. Sie speicherte ihre Arbeit, das war ihr zur zweiten Natur geworden, ihr Verstand registrierte die automatische Geste kaum noch. Das Fenster über der Spüle glitt zu, wobei die langsame Bewegung ihr irgendwie bedrohlicher vorkam als die zugeknallte Tür.
Sie konnte ihn verwunden, rief sie sich ins Gedächtnis, als sie aufstand und auf den Messerblock zutrat, der auf der Küchentheke stand. Sie hatte ihn schon einmal verletzt, er spürte ebenfalls Schmerz. Sie zog das größte Messer aus dem Block, fest entschlossen, es auch zu benutzen, sollte er hier im Haus sein. Allerdings sagte ihr Instinkt ihr, sie sollte besser die Tür wieder öffnen. Entschlossen griff sie nach
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