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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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anderes zu denken.
    Er parkte am Straßenrand hinter einem Karmann Ghia - er gehörte Cybil Kinski, der dritten Frau im Bunde. Sie sah aus wie eine Zigeunerin und konnte ebenso wie er in die Zukunft sehen, so wie Quinn Cals Fähigkeit teilte, in die Vergangenheit zu blicken, und Layla wie Fox lesen konnte, was im Hier und Jetzt verborgen lag. Das machte sie wohl irgendwie zu Partnern, aber der Gedanke war ihm unbehaglich.
    Sie war schon eine tolle Frau, dachte er, als er auf das Haus zuging. Klug, witzig und heiß. Zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort wäre es bestimmt unterhaltsam gewesen, sich mit ihr einzulassen, aber die Vorstellung, dass sie von einer uralten Macht und Magie
zusammengeführt worden waren, ließ Gage zurückhaltend reagieren.
    Er war für langfristige Beziehungen sowieso nicht geschaffen, und sein Instinkt sagte ihm, dass eine kurzfristige Affäre mit Cybil zu kompliziert wäre.
    Er klopfte nicht an. Das gemietete Haus diente als eine Art Basisstation, deshalb hielt er es nicht für nötig. Musik - irgendwas Esoterisches - klang durchs Haus, und als er der Quelle nachging, stieß er auf Cybil. Sie trug eine weite, schwarze Gymnastikhose und ein Top, das ihren flachen, trainierten Bauch frei ließ. Ihre wilden schwarzen Locken hielt sie mit einem Haarband zusammen.
    Ihre Zehennägel waren hellrosa lackiert.
    Sie vollführte fließende Yoga-Bewegungen, die sie anscheinend mühelos in die kompliziertesten Positionen umsetzte. Eine Frau, die so biegsam war, war bestimmt auch im Bett nicht schlecht.
    Sie bog sich nach hinten und legte einen Fuß hinter ihren Kopf. Ein Flackern in ihren dunklen Augen sagte ihm, dass sie ihn bemerkt hatte.
    »Ich wollte dich nicht stören.«
    »Ich bin gleich fertig. Geh bitte.«
    Er bedauerte es zwar, das Ende der Übung nicht mitzubekommen, ging aber gehorsam in die Küche und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Die Morgenzeitung lag noch unberührt auf dem kleinen Tisch, in Lumps Hundeschüssel war kein Wasser, und es waren auch keine Anzeichen dafür zu sehen, dass der Hund bereits gefüttert worden war. Gage setzte sich und legte Solitärkarten
aus. Er war bereits beim vierten Spiel, als Cybil in die Küche kam.
    »Na, du bist ja früh unterwegs heute.«
    Gage legte eine rote Acht auf eine schwarze Neun. »Ist Cal noch im Bett?«
    »Nein, Quinn hat ihn mit ins Studio geschleppt.« Sie goss sich ebenfalls einen Kaffee ein und öffnete die Brotdose. »Ein Bagel?«
    »Ja.«
    Sie schnitt es sorgfältig in zwei Hälften und steckte sie in den Toaster. »Schlecht geträumt?« Sie legte den Kopf schräg. »Ich bin im Morgengrauen von einem Traum geweckt worden. Cal und Quinn auch. Von Fox und Layla habe ich noch nichts gehört - sie sind in seiner Wohnung -, aber ich nehme an, bei ihnen war es das Gleiche. Quinns Mittel dagegen sind Gewichte und Geräte, meins ist Yoga. Deins...« Sie zeigte auf die Karten.
    »Jeder hat seine eigene Methode.«
    »Wir haben dem großen, bösen Bastard vor ein paar Tagen gewaltig in die Eier getreten. Wir müssen damit rechnen, dass er zurückschlägt.«
    »Wir sind fast verbrannt«, erinnerte Gage sie.
    »Aber eben nur fast. Wir haben die drei Teile des Blutjaspis wieder zusammengefügt und ein Blutritual durchgeführt.« Sie musterte den Schnitt auf ihrer Handfläche, der bereits verheilte. »Und wir haben überlebt. Wir haben eine Waffe.«
    »Von der wir nicht wissen, wie wir sie gebrauchen sollen.«
    »Weiß der Dämon es?« Sie holte Teller und Cream
Cheese für die Bagels heraus. »Weiß unser Dämon mehr als wir? Giles Dent hat diesen Stein vor mehr als dreihundert Jahren mit seiner Macht getränkt und ihn - theoretisch - als Teil des Zaubers verwendet, mit dem er den Dämon in Gestalt von Lazarus Twisse jahrhundertelang in einer Art Zwischenwelt festhalten konnte.«
    Geschickt zerteilte sie einen Apfel und arrangierte die Stücke auf einem Teller, während sie sprach. »Twisse wusste damals nichts von der Macht des Blutsteins und auch nicht, als ihr ihn mit eurem Blutsbrüder-Ritual in drei Teile gespalten habt. Wenn wir davon ausgehen, weiß er nicht mehr als wir, und damit sind wir im Vorteil, weil wir zumindest wissen, dass es funktioniert.«
    Sie reichte ihm sein getoastetes Bagel. »Wir haben die drei Teile wieder zu einem zusammengefügt. Der große böse Bastard ist nicht der Einzige mit Macht hier.«
    Fasziniert beobachtete Gage, wie Cybil ihre Bagelhälfte noch einmal in zwei Teile teilte, die sie dann mit

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