Morgenlied - Roman
verdammten Wohnung über dem Bowling-Center erlebt, und obwohl dort während der Sieben alle möglichen Zwischenfälle passierten, konnte er sich an kein einziges großes Ereignis
erinnern. Es war niemand getötet, nichts verbrannt oder geplündert worden.
Das war doch seltsam, oder? Eine Institution in der Stadt, das Heim seiner Kindheit, Cals Familien-Center sozusagen, Fox’ liebster Aufenthaltsort. Aber wenn der Dämon die Stadt infizierte und überall die Hölle losbrach, blieb das Bowl-a-Rama weitgehend unberührt.
»Warum?«, notierte er sich und »Wie können wir es nutzen?«.
Dann war da die alte Bibliothek, in der sie als Jungen ebenfalls viel Zeit verbracht hatten. Cals Urgroßmutter hatte sie geleitet. Ann Hawkins hatte dort gelebt und war dort auch gestorben. Fox hatte dort eine Tragödie erlebt, als seine Verlobte sich während der letzten Sieben vom Dach gestürzt hatte.
Aber, dachte er und trank einen Schluck Kaffee, das war die einzige Tragödie, an die er sich an diesem Ort erinnern konnte. Das Gebäude hatte nie gebrannt, obwohl die Bücher dort hervorragendes Brennmaterial liefern würden.
Bei den Schulen traf es die Mittelschule und die Highschool jedes Mal, während die Grundschule völlig unberührt blieb. Interessant.
Er studierte den Stadtplan und begann darüber zu spekulieren.
Als es klopfte, öffnete er leicht irritiert durch die Unterbrechung die Tür. »Warum kommst du nicht einfach herein?«, fragte er Cybil. »Niemand sonst klopft.«
»Ich bin eben eine Tochter aus gutem Hause.« Sie
schloss die Tür hinter sich und musterte ihn prüfend. »Schlecht geschlafen?«
»Wenn ich eine Tochter aus gutem Hause erwartet hätte, hätte ich mich bestimmt in Anzug und Krawatte geworfen.«
»Eine Rasur hätte dir auch nicht geschadet. Ich bin beauftragt worden, etwas mit dir zu besprechen. Sollen wir im Stehen diskutieren?«
»Dauert es denn lange?«
Ihre Augen blitzten amüsiert, was ihm gefiel. »Na, du bist ja ein reizender Gastgeber.«
»Das ist nicht mein Haus«, stellte er klar. »Ich arbeite gerade in der Küche. Du kannst mit nach hinten kommen.«
»Ja, danke. Ich glaube, das mache ich auch.« Mit ihrem sexy Gang ging sie vor ihm her. »Macht es dir was aus, wenn ich Tee koche?«
Er zuckte mit den Schultern. »Du weißt ja, wo alles steht.«
»Ja.« Sie nahm den Wasserkessel vom Herd und trat an die Spüle.
Er war gar nicht besonders verärgert darüber, dass sie vorbeigekommen war. Es war nicht gerade eine Strafe, wenn eine schöne Frau in der Küche stand und Tee kochte. Aber es war nicht irgendeine schöne Frau, sondern Cybil. Und sie stand in der Küche, die zurzeit gerade seine war.
Gestern Abend, als sie ihn geküsst und Tränen um ihn vergossen hatte, war etwas sehr Intensives zwischen ihnen gewesen. Es hatte nichts mit Sexualität zu tun,
damit konnte er umgehen. Nein, es war etwas viel Gefährlicheres als Sex.
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu.
»Woran arbeitest du gerade?«, fragte sie ihn.
»Ich mache meine Hausaufgaben.«
Sie trat an den Computer und nickte anerkennend, als sie den Stadtplan sah. »Gut gemacht.«
»Bekomme ich dafür eine Eins?«
Sie blickte ihn an. »Ich habe selbst oft schlechte Laune. Ich glaube, ich lasse den Tee einfach weg, komme direkt auf den Punkt, und dann kannst du dich wieder allein vergnügen.«
»Nein, koch ruhig Tee. In der Zwischenzeit kannst du mir noch einen Kaffee holen. Worum geht es überhaupt?«
Es war faszinierend, den Widerstreit auf ihrem Gesicht zu beobachten. Sie wusste nicht, ob sie gehen oder souverän ihre Aufgabe erledigen sollte.
Schließlich drehte sie sich um, um Tasse und Untertasse aus dem Schrank zu nehmen. Seine Forderung nach einer weiteren Tasse Kaffee ignorierte sie. Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, lehnte sie sich an die Küchentheke. »Layla überlegt, ob sie für ihre Boutique nicht lieber ein anderes Ladenlokal mieten soll.«
Er hob die Hände. »Und warum willst du darüber mit mir sprechen?«
»Sie denkt über eine Alternative nach, weil sie fürchtet, es könnte deine Gefühle verletzen.«
»Ich habe keine Gefühle in Bezug auf Damen-Boutiquen. Warum sollte sie...«
Cybil nickte und stellte die Herdplatte aus, weil das Wasser kochte. »Dein Gehirn funktioniert also auch, wenn du schlechte Laune hast. Sie macht sich eben Sorgen, dass es dich verletzen könnte, wenn sie dort ihr Geschäft eröffnet. Schon ihre Tarotkarten haben darauf hingewiesen, dass
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