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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Mutter hat dort ab und zu ein paar Stunden gearbeitet. An dem Tag waren wir alle im Laden, ich glaube, unsere Mütter wollten in der Stadt essen oder bummeln gehen. Ich weiß nicht mehr genau. Auf jeden Fall waren wir alle dabei, als... Ihr wurde schlecht, und dann begann sie zu bluten. Sie war schwanger, ich weiß nicht mehr, in welchem Monat. Aber wir waren alle da drin, als es anfing. Danach war nichts wieder so wie vorher.«
    »Sie holten einen Krankenwagen«, fuhr Cal fort, damit Gage nicht weiterreden musste. »Fox’ Mutter fuhr mit, und meine nahm uns drei mit zu uns nach Hause. Sie konnten weder sie noch das Baby retten.«
    »Als ich sie das letzte Mal sah, lag sie in diesem Trödelladen
auf dem Boden und blutete. Ich nehme an, das ist verdammt wichtig. Ich brauche noch einen Kaffee.«
    Unten in der Küche ging er an der Kaffeemaschine vorbei, direkt auf die Veranda hinaus. Kurz darauf kam auch Cybil.
    »Es tut mir leid, so leid, dass es für dich so schmerzhaft ist.«
    »Ich konnte damals nichts tun. Und jetzt kann ich auch nichts daran ändern.«
    Sie trat zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. »Es tut mir trotzdem leid, dass es für dich so schmerzhaft ist. Ich weiß, wie es ist, ein Elternteil zu verlieren, jemanden, den du geliebt hast und der dich geliebt hat. Ich weiß, wie es sich auf dein Leben auswirkt. Egal, wie lange es her ist, ganz gleich, unter welchen Umständen es geschehen ist, es bleibt immer eine wunde Stelle zurück.«
    »Sie sagte mir, es würde alles wieder gut. Das Letzte, was sie zu mir sagte, war: > Mach dir keine Sorgen, Baby, hab keine Angst. Es wird alles gut.< Nichts wurde gut, aber ich hoffe, sie hat wenigstens daran geglaubt.«
    Gefasst drehte er sich zu Cybil um. »Wenn du recht hast mit deiner Theorie, und ich glaube daran, dann finde ich einen Weg, um ihn zu töten. Ich werde ihn töten, weil er sich vom Blut meiner Mutter, ihrer Angst und ihren Schmerzen genährt hat. Darauf schwöre ich jetzt und hier einen gottverdammten Eid.«
    »Gut.« Sie blickte ihn an und streckte die Hand aus. »Ich schwöre ihn mit dir.«
    »Du hast sie ja nicht einmal gekannt. Ich selbst wusste a kaum...«

    Sie unterbrach ihn, indem sie sein Gesicht mit den Händen umfasste und ihm einen schnellen, festen Kuss auf den Mund drückte, der ihn mehr tröstete als ein Dutzend lieber Worte. »Ich schwöre es.«
    Als sie sich von ihm löste, ließ sie die Hand auf seinem Gesicht liegen. Über ihre Wange lief eine einzelne Träne, überwältigt ließ er seine Stirn gegen ihre sinken.
    Er war dankbar für den Trost ihrer Tränen.

9
    Cybil stand in Laylas neuem Laden und betrachtete die Farbmuster an den Wänden. Frische Farbe, dachte sie, um alte Wunden und Narben zu verdecken. Layla hatte einen großen Plan an die Wand gemalt, auf dem zu sehen war, was sie verändern wollte. Es war leicht, sich vorzustellen, wie es einmal aussehen würde.
    Cybil fiel es auch nicht schwer, sich vorzustellen, wie Gage als Kind mit seiner Mutter dort war. Der kleine Junge, verängstigt und verirrt, während seine Mutter blutend auf dem Boden lag. Von diesem Augenblick an zerbrach Gages Leben, dachte sie. Er hatte die einzelnen Teile wieder zusammengefügt, aber es konnte nie wieder so werden, wie es gewesen war.
    Das wusste sie, weil auch ihr Leben eine andere Richtung genommen hatte, als ihr Vater sich umgebracht hatte.

    Ein weiterer Bruch in Gages Leben war der Tag gewesen, als sein Vater zum ersten Mal die Hand gegen ihn erhoben hatte. Und dann die Nacht seines zehnten Geburtstags.
    Das war viel Schaden für einen kleinen Jungen. Und als Erwachsener musste man schon sehr stark und entschlossen sein, um sich auf diesen Trümmern ein Leben aufzubauen.
    Weil die beiden Frauen hinter ihr aufgehört hatten zu reden, drehte sie sich um. Layla und Quinn beobachteten sie.
    »Es ist perfekt, Layla.«
    »Du hast dir vorgestellt, was hier mit Gages Mutter passiert ist. Ich habe auch daran gedacht.« Layla blickte sich bekümmert um. »Ich habe gestern Abend lange darüber nachgedacht. Ein paar Blocks weiter gibt es noch ein Ladenlokal zu vermieten. Vielleicht sollte ich lieber das nehmen, statt...«
    »Nein, nein. Das hier ist genau richtig für dich.« Cybil fuhr mit der Hand über den Plan auf der Wand.
    »Er hat nie etwas gesagt. Gage hat nie etwas gesagt, und ich habe die ganze Zeit über davon geredet, wie ich den Laden hier ausstatten will. Fox und Cal haben auch nichts gesagt, und als ich Fox darauf angesprochen

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