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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Mitgefühl und Empathie zu ihren Stärken gehören. Du bist Fox’ Bruder, und deshalb liebt sie dich. Sie will ihre Pläne nach dir richten.«
    »Das braucht sie nicht. Sie muss nicht... Es ist ja nicht...« Ihm fehlten die Worte.
    »Ich rede mit ihr.«
    »Nein, das mache ich schon selber.« Himmelherrgott. »Es ist nur ein Ort, wo etwas Schlimmes passierte. Wenn alle Häuser in Hollow mit Brettern zugenagelt würden, wo etwas Schlimmes passiert ist, gäbe es die Stadt nicht mehr. Mir wäre das im Prinzip egal, aber es gibt Menschen hier, an denen mir etwas liegt.«
    Loyalität, dachte Cybil, war eine von Gages Stärken. »Sie wird etwas Wunderbares aus dem Laden machen. Das ist einfach ihre Bestimmung. Ich habe es vor Augen gehabt, die Farben, die Ware. Und es waren Kunden im Laden, die ihn lebendig gemacht haben.«
    »Gut.«
    »Nun, da ich jetzt meinen Auftrag ausgeführt habe, gehe ich und lasse dich allein.«
    »Trink doch wenigstens deinen Tee aus.«
    Sie trug ihre Tasse zur Küchentheke und beugte sich vor. Mitfühlend sah sie ihn aus ihren großen braunen Augen an. »Liebe ist eine Last, nicht wahr? Du hast schon Cal und Fox, die Hawkins und die Barry-O’Dells
am Hals, und jetzt kommt auch noch Layla und legt einen weiteren Stein auf den Haufen. Und Quinn ist auch noch da. Kein Wunder, dass du so schlechte Laune hast.«
    »Das ist deine Meinung. Für mich fühlt es sich normal an.«
    »Na dann.« Sie kam um die Theke herum und blickte über seine Schulter auf den Monitor des Laptops. »Du meine Güte, du machst tatsächlich deine Hausaufgaben.«
    Sie roch wie der Wald, dachte er. Wie der Wald im Herbst. An ihr war nichts Zerbrechliches, keine Pastelltöne, alles war üppig und lebhaft, mit einem Hauch von Rauch in der Ferne.
    »Das ist ja eine ganze Ansammlung von Orten«, kommentierte sie. »Ich glaube, ich verstehe die grundlegende Idee, die dahintersteckt, aber vielleicht erklärst du...«
    Er dachte nicht darüber nach, er machte es einfach. Für gewöhnlich war es ein Fehler, aber jetzt fühlte es sich nicht so an. Er küsste sie einfach.
    Das brachte sie aus dem Gleichgewicht, sie legte die Hände auf seine Schultern. Sie versuchte nicht, sich ihm zu entwinden, aber sie ergab sich auch nicht. Sie schien es zu genießen.
    »Keine Verführung«, murmelte er an ihren Lippen. »Wir können weiter so herumeiern, aber wir können auch nach oben gehen.«
    »Du hast recht, das ist definitiv keine Verführung.«
    »Die Bedingungen hast du aufgestellt«, erinnerte er sie. »Wenn du sie ändern willst...«

    »Nein, nein. Eine Abmachung ist eine Abmachung.« Dieses Mal begann sie ihn zu küssen, genauso heiß, genauso gierig. Sie hob den Kopf, als es an der Tür klopfte. »Soll ich nachsehen, wer da ist? Dann kannst du dich erst einmal wieder beruhigen.«
    Und ich mich auch, dachte Cybil, als sie zur Haustür ging. Sie hatte nichts dagegen, ins tiefe Wasser zu springen, schließlich konnte sie gut schwimmen. Aber es konnte nichts schaden, vorher einmal tief durchzuatmen und dann zu entscheiden, ob sie tatsächlich genau jetzt ins tiefe Wasser springen wollte.
    Sie holte noch einmal tief Luft und öffnete die Tür. Es dauerte einen Moment, ehe sie den Mann erkannte, den sie schon ein paarmal im Bowling-Center gesehen hatte. Wieder einmal dachte sie, dass Gage wohl auf seine Mutter kam, denn zwischen Vater und Sohn gab es keine Ähnlichkeit.
    »Mr Turner, ich bin Cybil Kinski.« Er wirkte verlegen und ein wenig verängstigt, dachte Cybil. Seine Haare waren dünn und grau. Er war genauso groß wie Gage, aber hagerer. Das Trinken hatte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, und seine wässerig blauen Augen wirkten unstet.
    »Entschuldigung, ich dachte, wenn Gage vielleicht hier ist, könnte ich...«
    »Ja, er ist da. Kommen Sie herein. Er ist in der Küche. Setzen Sie sich doch. Ich...«
    »Er bleibt nicht.« Gages Stimme war hart und kalt. »Du musst wieder gehen.«
    »Es dauert nur eine Minute.«

    »Ich habe keine Zeit, und du bist hier nicht willkommen.«
    »Ich habe Mr Turner hereingebeten«, sagte Cybil. »Dafür entschuldige ich mich bei euch beiden. Ich werde euch jetzt alleine lassen. Entschuldigt mich.«
    Gage würdigte sie keines Blickes, als sie zur Küche ging. »Du musst wieder gehen«, wiederholte er.
    »Ich wollte dir nur etwas sagen.«
    »Ich will nichts hören. Ich wohne hier, solange ich in der Stadt bin, und du hast hier nichts zu suchen.«
    Bill presste entschlossen die Lippen zusammen. »Ich

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