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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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habe, hat er gemeint, es ginge darum, aus den Dingen das zu machen, was sie sein sollten, beziehungsweise sie so zu erhalten, wie sie sein sollten. Ihr wisst doch, wie er redet.«
    »Und er hat recht.« Frische Farbe, dachte Cybil wieder. Farbe und Licht. »Wenn wir nicht bewahren, was uns gehört, oder es uns zurückholen, haben wir schon
verloren. Keiner von uns kann ändern, was mit Gages Mutter passiert ist. Aber du kannst diesen Ort wieder zum Leben erwecken, und meiner Meinung nach ist das so, als gäben wir Twisse einen Tritt in den Arsch. Gage hat gesagt, seine Mutter wäre gerne hierhergekommen. Ich glaube, ihm gefiele es, wenn er sehen würde, was du aus diesem Laden machst.«
    »Das glaube ich auch, und nicht nur, weil du hier Erfolg haben wirst«, fügte Quinn hinzu. »Du steckst so viel positive Energie hier hinein und setzt damit der negativen Energie etwas entgegen. Das ist verdammt gute Physik. Und in gewisser Weise haben wir es doch letztlich nur damit zu tun.«
    Cybil nickte. »Die Natur duldet kein Vakuum«, sagte sie. »Also lass auch keins zu. Füll es mit Leben, Layla.«
    Layla seufzte. »Da ich ja bald offiziell arbeitslos bin, habe ich reichlich Zeit dazu. Aber jetzt muss ich erst einmal wieder ins Büro. Heute muss ich meine Nachfolgerin einarbeiten.«
    »Wie macht sie sich?«, erkundigte sich Quinn.
    »Ich glaube, sie ist perfekt für den Job. Sie ist klug, effizient, organisiert, attraktiv - und glücklich verheiratet. Sie hat zwei Kinder im Teenageralter. Ich mag sie; Fox hat ein bisschen Angst vor ihr. Also, wirklich perfekt.« Als sie sich zum Gehen wandten, sagte Layla zu Cybil: »Würdest du Gage fragen, wenn du heute mit ihm redest? Physik und Arschtritte mal beiseite, wenn es ihm zu schwer fällt, dass es diesen Laden als Teil seines Lebens immer noch gibt, kann ich mir auch das andere Ladenlokal mal anschauen.«

    »Ja, wenn ich ihn treffe, frage ich ihn.«
    Als Layla sich verabschiedet hatte und in die andere Richtung gelaufen war, hakte Quinn sich bei Cybil ein. »Warum machst du es nicht gleich?«
    »Was?«
    »Mit Gage reden. Du kannst konzentrierter arbeiten, wenn du dich nicht ständig fragen musst, wie es ihm geht.«
    »Er ist ein großer Junge, er kann...«
    »Cyb. Wir kennen uns doch. Du bist mit ihm verbunden. Selbst wenn du ihn nur als Mitglied des Teams sehen würdest, wärst du mit ihm verbunden. Aber es ist mehr als das. Mir kannst du es doch sagen«, fügte sie hinzu, als Cybil schwieg.
    »Ja, gut, es ist mehr. Ich bin mir zwar nicht sicher, wie ich mehr definieren soll, aber es ist mehr.«
    »Okay, es ist mehr. Und du denkst an den kleinen Jungen, der seine Mom verloren hat und dessen Vater zur Flasche gegriffen hat, statt sich um seinen Sohn zu kümmern. An den Jungen, der mehr Schläge einstecken musste, als er ertragen konnte, und an den Mann, der nicht wegging, obwohl er es gekonnt hätte. Zu diesem Mehr gehören also auch Mitgefühl und Respekt.«
    »Du hast recht.«
    »Er ist klug, loyal und gerade ungehobelt genug, um äußerst anziehend zu wirken. Und er sieht natürlich extrem gut aus.«
    »Du kennst mich wirklich gut«, stimmte Cybil zu.
    »Also, sprich mit ihm. Erleichtere Laylas Gewissen, finde heraus, was noch zu dem Mehr gehört, und dann
kannst du dich vielleicht auf das konzentrieren, was wir als Nächstes zu tun haben. Das ist nämlich eine Menge.«
    »Gerade deshalb sollte ich ja erst später mit ihm reden. Wir haben kaum an der Oberfläche gekratzt, was die neuralgischen Punkte angeht. Ich muss mir auch noch mal die Tarotkarten anschauen, die wir gezogen haben. Und vor allem werde ich dich nicht in diesem Haus alleine lassen. Um nichts in der Welt!«
    »Dafür hat man ja Laptops erfunden. Ich gehe mit meinem ins Bowling-Center«, erklärte Quinn. »Ich lasse mich in Cals Büro nieder, und wenn du mit Gage geredet hast, kommst du mich abholen.«
    »Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee.«
    »Liebste Freundin«, erwiderte Quinn, als sie ins Haus gingen, »keine so schlechte Idee ist mein zweiter Vorname.«
     
    Gage saß an Cals Küchentheke, eine Tasse Kaffee neben sich, und kramte in seiner Erinnerung. Üble Sachen passierten eben, dachte er, vieles war wirklich äußerst übel gewesen. Aber als er jetzt alles aufschrieb, traten die Orte ganz deutlich hervor, wo sich die üblen Ereignisse häuften.
    Es ergab trotzdem nicht alles einen Sinn. Er hatte die schlimmsten Gefühle seines Lebens - Schmerz, Angst, Trauer und Wut - in dieser

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