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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Han berührte sie. Keine Reaktion. Er nahm sie mit beiden Händen und schüttelte sie heftig.
    „Usteyin, bist du in Ordnung?“
    Die Stimme schien sie zurückzubringen. Sie blickte zu ihm hoch und nickte. „Ja, aber beinahe wäre ich es nicht. Ich mußte mich selbst herausbringen. Ich habe ihn heute schon zu oft benutzt; habe versucht zu viel und zu weit zu sehen. Nicht noch einmal.“
    „Was hast du gesehen? Was ist mit dem hellen Ding?“
    Sie zögerte einen Moment lang, bevor sie antwortete, so als wollte sie versuchen, die genaue Geschmacksnote ihrer Erfahrung nachzukosten. Dann begann sie: „Es war vor langer, sehr langer Zeit. Es herrschte Dunkelheit. Sterne. Weit weg. Leere, Einsamkeit – das Nichts fühlte eine Spannung. Es gab da etwas, aber es war schwach, verstreut … überall. Dann kam es zusammen; es sah aus wie Rauch, kochte, bewegte sich … nach oben … wie Rauch, dann nach innen … auf einen Punkt zu. Knoten bildeten sich, Dinge, die glühten, die aufflammten, Feuer fingen. Viele von ihnen. Dann wurde es klar, die Lichter wurden heller, starkes Feuer … dann entfernten sie sich voneinander. Ich sah dieses hier. Es war größer als die anderen, und es hatte kleine, kalte Kugeln um sich herum, die nicht glühten. Es dauerte länger …, aber dann wurde es auch ruhig. Ich kam ihm näher, das Maß der Allbewegung, die du Zeit nennst, wurde schneller und immer schneller … und dann langsamer. Ich verstand, daß viele-viele Jahre vergangen waren. Das Ding wuchs langsam, es war außen fest, aber innen war es krank, schwerkrank, es zitterte …, wie wenn man Steine aufeinanderschichtet, um zu sehen, wie hoch der Stapel werden kann. Dann wurde das Ding hell, die Zeit sehr langsam – so konnte ich sehen …, aber selbst dann noch war es zu schnell. Es wurde größer, heller – ungefähr so …!“ Sie formte mit ihren Händen eine Kugel, dann öffnete sie sie, indem sie ihre Finger spreizte und die Hände auseinanderriß. „Nur ein kleines Ding blieb übrig, aber es war sehr stark. Ich konnte es fühlen, als es mich heranzog.“
    „Wo sind wir in dieser Geschichte?“ fragte Hatha.
    „Nahe dem Ende. Ich habe uns gesehen – wir waren schon alle fort zu diesem Zeitpunkt. Du willst die Zeit wissen? Wie lange noch? Geh zu dem Land, wo wir vorher waren. Die Sonne wird fünfmal den vollen Zyklus der zwei Winter machen – nicht mehr. Auch sie werden es sehen. Es wird ein Morgen sein, Spätfrühling des Nordwinters. Früh am Morgen. Es werden keine Wolken am Himmel sein, sie werden es sehen … und …“ Sie brach ab. „Was bedeutet das alles?“
    Liszendir sagte: „Du siehst und weißt nicht, was?“
    „Ich sehe viele Dinge, die ich nicht kenne. Das ist die Weise, wie man im Geschichtensammler gefangen wird. Man hört nicht auf zu sagen: ‚Was ist dies und dies und dies?’ Vorhin sah ich andere – ähnlich dem hellen Ding, sie waren ähnlich – und auch wieder nicht ähnlich. Wie sie waren, was sie werden, was sie bedeuten, ihren Sinn …“ Sie versank, wurde leiser, still, starrte mit glasigen Augen in einen inneren Nullpunkt.
    Han nahm sie erneut und schüttelte sie. Zuerst schien es keine Wirkung zu haben, aber beim zweiten oder dritten Mal erwachte sie aus ihrer Trance und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Als sie sich gefangen hatte, berührte sie Han spontan und schnell an Gesicht, Brust und Schultern, wandte sich Liszendir zu und wiederholte die Bewegungen. Sie seufzte tief.
    „Ja, hier, wieder hier, wo ich hingehöre. Bitte mich nicht, noch einmal hineinzusehen, in diese Geschichten, die du besitzst. Bitte nicht!“
    Han wandte sich an Hatha. „Sie hat die Zukunft und die Vergangenheit gesehen. Eure Sonne. Sie sah, wie sie explodierte. Sie wird in fünf von euren Jahren eine Supernova sein. Du wirst noch Zeit haben, dein Volk von Morgenröte wegzubringen – aber nicht mehr. Bring es weit weg. Dieses Ding wird im Umkreis von vielen Lichtjahren alles vernichten. Wir werden zurückkommen, um die Menschen zu holen.“
     
    Sie stießen auf die Hammerhand im Außengürtel des Planetensystems. Sie hatte als neue Waffe einen riesigen Eisen-Nickel-Klotz, der fast genauso groß wie das Raumschiff war. Zuerst zögerte, ja, weigerte sich die Mannschaft, die das Schiff bediente, den Kontakt herzustellen. Aber Gott sei Dank wurden sie schließlich durch den Anblick der kleineren Pallenber überzeugt. Irgend jemand an Bord des Ungetüms hatte sich offenbar erinnert. Sie landeten in einer

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