Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
Vom Netzwerk:
aber, du hast etwas Endgültiges. Ich sehe, daß ich mich geirrt habe – ebenso wie du. Alle Lebewesen verschränken sich ineinander – es gibt nichts Endgültiges. Wir alle stehen miteinander in Beziehung. Du hast viele Liebhaber gehabt, viele Formen kennengelernt, dein Körper ist für dich wie ein wertvolles Instrument. Du wirst dich mit zwei weiteren verbinden, in einem seltsamen Ritual, das ich nicht verstehe. Ich aber habe nur einen. Ich werde ein fremdartiges Leben führen – ich verstehe es jetzt weniger als das deinige –, aber es wird reicher sein, als es sich die Zlats je vorzustellen vermochten. Vielleicht nicht so phantasiereich, aber schöner. Es ist viel Friede dort, ich werde hineinsinken und glauben zu fliegen. Du wirst dich nicht ändern – aber ich. All das steht fest, felsenfest, wie die alten Geschichten der Zlats. Aber du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Liszendir Srith-Karen, Abkömmling vieler-vieler Karen-Generationen. Du hast ihn für mich bereitgemacht – das ist ein Geschenk, für das ich auf immer in deiner Schuld stehe.“

 
12.
     
    Alle Religionen wurzeln in diskreditierten Wissenschaften.
     
    Holden Czepelewski, Tagebücher
     
    Die Wahrheit tritt uns in den Mythen entgegen, Fakten gehören ins Reich der bloßen Meinung. Je mehr Fakten aneinandergereiht werden, um so irriger und ungesicherter wird der Tatbestand. Auf der Ebene der reinen Fakten gibt es nur noch das Chaos. Ja, sicherlich, Fakten sind real, man sollte sie respektieren, aber man muß sich auch vor ihnen in acht nehmen, denn es ist die fließende Bewegung, die den Tänzer anmutig erscheinen läßt.
     
    Brunsimber Frazhen
     
    Han wandte sich ab und programmierte den Kurs für das Rendezvous mit dem großen Schiff. Als er sich wieder umdrehte, lächelte die eine liebevoll, während die andere mit unbeweglichem Gesichtsausdruck ins Leere blickte. Er hatte das Bedürfnis, die Starrheit der Situation zu durchbrechen, irgendwie Bewegung und Leben hineinzubringen – wenigstens eine Andeutung oder den Schein einer Bewegung –, doch er fühlte sich dazu außerstande; er spürte, daß der kleinste Schritt von seiner Seite den Sturm im Wasserglas auslösen könnte, ein Sturm, der alles zu Boden gefegt hätte.
    Hatha brach als erster das Schweigen, indem er fragte: „Wenn ich recht gehört und gesehen habe, so kann sie oder irgendein anderer Zlat, ja selbst ein beliebig anderer Mensch, der ein wenig Übung hat, mit diesem Drahtgeflecht überall hinschauen?“ Er stockte, suchte nach einem Wort, das gar nicht existierte. „Überallhin? Wie sind sie aber an diese Dinger gekommen?“
    Usteyin antwortete ihm. „Es ist genauso wie du sagst: wann und wo auch immer. Aber dort, wo wir waren, auf der Ebene, und als das, was wir da waren, kannte ich nicht – viele Dinge, und diejenigen, die ich dennoch von der Außenwelt kannte, um die kümmerte ich mich nicht. Wenn ich dich nicht kenne, weil du an einem weit entlegenen Ort wohnst, so hätte ich auch keinen Grund, mir diesen Ort anzuschauen, zu sehen, wer du bist und wie du lebst. Nein. Dafür benutzen wir sie nicht; wir benutzen sie für unsere eigenen Geschichten, um uns stolz zu machen, um uns eine Identität zu geben. Wir machen sie zu unserem eigenen Selbst – von Anfang an. Das ist eine der Geschichten: wie die Zlats ihre Geschichtensammler machen. Es war unsere Spezialität … in den alten Zeiten …, aber die Dinge, die wir machten, kamen außer Gebrauch, wir hatten keine Arbeit, keinen Ort zum Leben. So schafften wir etwas für uns selbst. Ich nenne es euch gegenüber einen Geschichtensammler, einem Zlat gegenüber würde ich es als ‚das letzte Geschenk’ bezeichnen. Wir machten ursprünglich große, wie dieses hier auf dem Schiff. Wir hatten keine Energie, nur diejenige des Geistes, und auch keine Maschinen, außer den Händen.“
    Sie lächelte selbstvergessen. „Ich war daran gewohnt zu glauben, daß all diese Dinge ein Schein sind. Aber jetzt? Vielleicht sahen wir schon immer durch Zeit und Raum – bis hin zum Längstvergangenen oder zum Kommenden. Wie die Geschichte von Koren und Jolise; erinnert ihr euch? – Sie ist vielleicht wirklich, real, irgendwo, irgendwann. Ich weiß es nicht. Ich will nicht wissen, ob sie wirklich ist oder nicht, denn so wie dort, kann man schöne oder aber auch häßliche und böse Dinge sehen.“
    Han fragte sie: „Könnte ich lernen, ihn zu benutzen?“
    Sie überlegte einen Moment lang und entgegnete: „Nein, ich

Weitere Kostenlose Bücher