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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Beide sahen es gleichzeitig. Sie wußten, was Avings Leute vorhatten. Ihre Antriebswerke liefen mit voller Leistung, um das Schiff zu starten; sie arbeiteten mit einer merkwürdigen, fremdartigen Energie, die das Bild auf den Sichtgeräten verzerrte. Darum also war das gleiche Phänomen in der Nähe von Chalcedon aufgetreten und wieder verschwunden: Aving hatte sein Schiff gestoppt, um in aller Heimlichkeit zu beobachten, wie sich die Dinge weiterentwickeln würden, und dann war er zum Planeten Morgenröte zurückgekehrt. Am Pol bewegte sich etwas, die Eiskappe brach auf, und heraus kam, noch immer feuernd, das Schiff der Fremden. Doch beides gleichzeitig war anscheinend nachteilig. Jedesmal, wenn sie mit ihrem gebündelten Todesstrahl feuerten, zeigte das Zerrbild auf ihrem Bildschirm zusätzliche Impulse, als ob Antrieb und Vernichtungsstrahl interferierten. Mit abgeschalteten Schutzschirmen konnten die Detektoren ihm nun Genaueres über das Schiff und die Energiequelle mitteilen. Sie war ähnlich jener auf Hathas renoviertem Schiff, nur bedeutend stärker, unvergleichlich stärker. Han hatte so etwas erwartet. Und es war groß, so groß wie Hathas Schiff, vielleicht noch größer. Und es versuchte, sich wie ein Insekt aus dem Staube zu machen.
    Aber es war schon zu spät. Bevor das Schiff der Fremden – noch immer unsichtbar und nur als Bewegung unter der Eisschicht erahnbar – entkommen konnte, prallten die beiden Objekte aufeinander. Han kam es vor, als sähe er es in Zeitlupe. Sie kollidierten, vereinten und verschmolzen sich; sie explodierten nicht, sondern verglühten, wurden zu einer einzigen, hellroten, unförmigen Masse; die Glut verschwand in einer gewaltigen Staub- und Dunstwolke, während die Ausschläge und Impulse auf dem Schirm schwächer wurden und erstarben. Die Detektoren zeigten nur noch eine einzige Strahlungsquelle im System von Morgenröte: die Sonne, für das Auge unsichtbar hinter der Planetenmasse, nur angezeigt durch ihren Strahlenkranz über der Krümmung des Horizonts.
     
    Liszendir hatte den ganzen Vorgang wortlos und regungslos beobachtet. Nach langem Schweigen sagte sie schließlich mit ruhiger Stimme: „Du denkst vielleicht, daß ich dies als ein weiteres Zeichen für Hathas perfides Wesen erachte. Nein, ganz und gar nicht. Das Gesetz schreibt vor: ‚Gebrauche keine Waffe, die die Hand verläßt’. Genau das hat er zum Schluß befolgt: Es hat seine Hand nicht verlassen. Auch ist Selbstmord für mich kein Grund zur Trauer, denn er ist nichts weiter als eine Handlung, und der Wert einer Handlung liegt allein im Zweck und Sinn für die Gegenwart und die unmittelbar folgende Zukunft.“
    Han blickte zu ihr auf, dann sagte er: „Ich verstehe. Aber ich sehe es auch im Rahmen seines eigenen Systems: Der Edle hat die Wahl; je höher er steht, um so größer der Spielraum. Dies war sein Glaubensbekenntnis. Als er demnach aufgrund eigener Handlungen in eine Situation geriet, die ihm keine Wahl mehr ließ, war er kein Edler mehr – konnte es nicht mehr sein. Ein weiterer Grundsatz seiner Weltanschauung verbot, daß jener, der frei wählen darf, als Werkzeug fremder Interessen mißbraucht wird.“
    Usteyin fügte mit düsterer Stimme hinzu: „So ist es vollbracht. Sie haben ihn verwundet, so wie ich es vorausgesagt habe, wie ich es sah.“
    „Er hat sie weit schlimmer verwundet“, antwortete Han. „Nun ist der Meisterintrigant entlarvt und gefangen, und es gibt keinen Ort, wohin er fliehen könnte. Bedenkt, wie es um ihn steht: Er kann nicht auf Morgenröte bleiben. Die Krieger werden ihn jagen – schon jetzt! Und sollte er ihnen auch entkommen, so muß er doch den Untergang der Sonne fürchten. Zerstört, verloren auf immer ist das einzige Schiff, das seine Rettung gewesen wäre.“
    „Nein, nicht diese Art der Verwundung, nicht der Körper. Ich meinte, daß sie ihn verwundeten, als er merkte, was sie ihm und seinem Volke angetan hatten. Du hast es ihm erzählt, bevor wir dieses Schiff betraten, doch sein Herz begriff es erst, als er auf seinem eigenen Schiffe weilte, nicht mehr auf diesem hier. Er schien stur, festgelegt auf seine eigene Geschichte, wenn ihr so wollt. Dann dachte er nach. Und was er tat, war geplant, war kein Ding-des-Zorns. Jene anderen, sie konnten mit den Waffen fertig werden, die sie ihm selbst gaben: mit diesen Felsenbrocken. Doch als er sein Schiff zur Waffe machte, da waren sie gelähmt. Er wußte das, wußte, daß sie glauben würden, er wolle unter allen

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