Morgenrötes Krieger
Fährenschleuse, die für sie geöffnet und nach dem Aufsetzen wieder geschlossen wurde. Die Außensensoren meldeten die Normalisierung des Luftdrucks in der Schleuse. Hatha machte sich fertig für die Rückkehr auf sein eigenes Schiff. An der Außenluke wechselten Han und er die letzten Worte.
Hatha sprach als erster. „Alles hat hier ein Ende; es hat den Anschein, daß du mich in jeder Hinsicht geschlagen hast – nun, nach so vielen Malen muß ich schließlich doch einmal die Lehren daraus ziehen. Ein Gefangener – genauer, ein gefangener Spion – verliert gewöhnlich mit der Gefangennahme allmählich und schrittweise seine Identität. Du und Liszendir, ihr habt das Gegenteil bewiesen. Ich muß daraus den Schluß ziehen, daß ich mich anfangs irrte – oder daß ihr keine Spione seid, sondern etwas völlig anderes.“
„Wir waren keine Spione – nicht im eigentlichen Sinne. Wir wurden nicht ausgeschickt, um in irgendein Gebiet einzudringen und Geheimnisse zu stehlen, sondern um nachzusehen, was eigentlich passiert war. Hetrus, der für dieses Unternehmen die Verantwortung trägt, merkte offenbar, wo der Wurm steckte: entweder im Köder Efrem oder in dem Bericht selbst – oder vielleicht in beidem. Wie dem auch sei, es wäre besser gewesen, wenn du uns auf Chalcedon in Ruhe gelassen hättest. Wozu sich einmischen? Niemand wußte etwas; ich brachte es in Erfahrung, nachdem du Liszendir das Schiff abgenommen hattest. Die Dinge hätten sich dann wohl eher nach Avings Plänen entwickelt.“
Hatha und die Krieger waren als willfähriges Werkzeug benutzt worden, und Han trug sich mit der gleichen Absicht. Es würde nicht das aufwiegen, was die Krieger mit all den vielen Generationen von Klesh angestellt hatten, aber es wäre zumindest ein kleiner Ausgleich – eine Geste – gewesen.
Falls Hatha irgendeinen Groll deswegen hegte, so behielt er ihn still für sich und sagte nur unverbindlich: „Möglich, möglich, nun aber muß jeder von uns seiner Wege gehen: ich selbst, um die Fremden zu vernichten, und du, um mit den beiden Mädchen auf deinen eigenen Planeten zurückzukehren.“
„Ja, zurück! Aber müßtest du nicht deine eigenen Leute von Morgenröte wegbringen, bevor die Sonne verglüht, würde ich dein Schiff eigenhändig in Stücke reißen für das, was du versucht hast zu tun – egal aus welchem Grund. Aber ich werde es nicht tun. Dein Schiff wird noch gebraucht. Und wenn du es hinter dir hast, dann rette dein Volk. Aber die Zeit ist kostbar. Und sei gewarnt! Liszendir, Usteyin und ich werden fortgehen, aber innerhalb eines Jahres werden wir zurückkommen – und dieses Mal an der Spitze einer ganzen Flotte. Wir werden unsere eigenen Leute holen – alle –, und ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist: Sollte auch nur ein einziger Krieger einen Speer gegen sie richten, so werde ich Morgenröte glatt wie eine Stahlkugel polieren. Es darf ihnen kein Leid zugefügt werden; keiner darf auf einen anderen Planeten verschleppt werden!“
„Keiner? Nicht mal die Haustiere? Einige haben sie gut behandelt und hängen nun sehr an ihnen.“
„Nicht ein einziger! Laßt sie in Ruhe, geht eurer Wege, folgt den Lehren Sanjirmils oder des Teufels. Aber nehmt ihr auch nur einen einzigen mit euch, so werden wir euch bis an das Ende des Universums verfolgen. Wir haben Usteyin-die-alles-sieht. Sie kann euch aufspüren, auch wenn ihr euch in einem schwarzen Loch verkriecht.“
Hatha schaute mit einem Ausdruck der Resignation drein. „Alles klar. Ich glaube, ich würde ebenso empfinden, lägen die Dinge umgekehrt. So soll es sein! Ich werde tun, was du sagst! Und keine Angst, falls ich von dem jetzigen Einsatz nicht zurückkehre – was ja durchaus möglich ist! Als ich den Kurier losschickte, gab ich alle nötigen Anweisungen. Und ohne Schiff können sie natürlich nirgendwohin gehen.“ An dieser Stelle seiner Rede lächelte er. „Von nun an haben wir einen gemeinsamen Feind.“
„Ich werde dir folgen. Nähere dich Morgenröte von Norden, mit der Sonne im Rücken; fliege parallel zur Oberflächenkrümmung und wirf deinen Meteoriten, wenn du verschwindest. Du hast eine gewisse Chance, da sie zuerst auf den Meteoriten feuern müssen – ich glaube nicht, daß sie selbst mit den Waffen, die sie besitzen, eine solche Masse stoppen können. Wir werden uns vergewissern, ob alles geklappt hat, und dann zu Avings Burg fliegen, um ihn dort hoffentlich zu erwischen. Viel Glück also.“
„Ich will noch eines
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