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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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fahle rosa und gelbe Farbtöne getaucht war, vermischt mit einem starken ins Grüne gehenden Blau. Was seine Aufmerksamkeit jedoch am meisten fesselte, war die aufgeblasene Korona der Sonne.
    Usteyin kam zum Fenster und trat neben ihn. Sie richtete fasziniert und überwältigt ihren Blick zum Himmel. Ihr göttliches Gesicht funkelte unwirklich im Licht, zwei weiße Dunstfähnchen entströmten ihren herrlichen Nasenflügeln, irisierendes Rot flammte in ihrem Haar.
    Sie trat vom Fenster zurück. „Ich habe es schon früher gesehen, viele Male, nie zuvor jedoch war es so strahlend hell und gut sichtbar! Nun aber wollen wir diesen Ort verlassen! Es ist niemand hier!“
    Nur widerstrebend löste sich Han von diesem Anblick; er drehte sich um und hob einige Dinge vom Boden auf, die das Aussehen von Büchern hatten – Handbücher vielleicht. Er wußte nicht genau, zu was sie gut waren, doch wenn sie schon als Einbrecher kamen, so wollte er auch etwas mitgehen lassen. Usteyin ließ alles unberührt, hatte keinerlei Verlangen, irgend etwas mitzunehmen. Han war sich im klaren darüber, daß sie diesen Ort nicht mochte und ihn so schnell wie möglich verlassen wollte.
    Durch die Leere und Totenstille der Hallen und Korridore gingen sie zurück zur Pallenber und sahen nichts, was sie nicht schon auf ihrem Hinweg bemerkt hätten: Leichen, zerfetzte Vorhänge, Waffen, ein wildes Chaos herumliegender Sachen. Den ganzen Weg zurück liefen sie, ohne ein Wort zu sprechen, huschten von Schatten zu Schatten mit dem Gefühl, jeden Moment einen plötzlichen Schock zu erleben, einen Schrei zu hören, einen mörderischen Stahl zu fühlen. Aber nichts geschah, die Finsternis blieb ohne Leben, es war nichts als der Pulsschlag ihrer eigenen Erregung. Draußen, im Innenhof, stand der große Schatten der Pallenber. Alles schien in bester Ordnung. Die Lichter brannten, die Luke war offen. Nichts hatte sich geändert, abgesehen von der Farbtönung des Himmels über ihnen. Han schaute hinüber zu Usteyin. Die Angst in ihrem hübschen, ernsten Gesicht war verschwunden. Was blieb, war ihre wache Wahrnehmung. Er seufzte resigniert und mit einem Anflug von Hilflosigkeit. Aving war ihnen höchstwahrscheinlich entwischt; er konnte überall sein, und es war unmöglich, den ganzen Planeten nach ihm abzusuchen.
    Han stieg zuerst die Leiter hinauf, Usteyin wartete unten, die Druckpistole schußbereit in der Hand – für alle Fälle. Ihre sprungbereite Haltung war voller Mißtrauen und witternder Vorsicht, obwohl Han nicht sehen konnte, daß irgendein Grund dafür vorlag. Sie schaute sich um, als ob es in ihrer näheren Umgebung etwas gäbe, das ihren Verdacht erregte – etwas Unsichtbares. Aber es würde auch mit ihrer Hilfe Wochen dauern, um es aufzuspüren. Han erreichte die Luke und deckte Usteyin. Sie wollten schon hineingehen, als sie plötzlich verharrte und tief die eisige Luft in ihre Lungen sog.
    „Warte. Nur eine Minute – für mich. Ich will noch einen letzten Blick auf meine Welt werfen, denn ich werde sie niemals mehr wiedersehen.“
    „In Ordnung. Aber beeil dich, es ist kalt. Wenn du durch die zweite Tür gehst, dann drück den schwarzen Knopf; er schließt die Außenluke und zieht die Leiter ein.“
    „Es dauert nur eine Minute.“
    Han ging voraus. Usteyin mochte sich wenig um die Kälte scheren, dennoch machte er sich Sorgen um sie. Er hatte keine Ahnung, wie sie das aushielt – so einfach barfuß herumzulaufen, und das bei dieser Kälte. Schon komisch, was sie da eben gesagt hatte: daß sie nie mehr auf Morgenröte zurückkehren werde. Natürlich würde sie zurückkommen, schon wegen der Menschen, der Klesh, die sie holen und auf einen anderen Planeten bringen mußten. In gewisser Hinsicht war es schade – daß es in fünf Jahren keinen Planeten Morgenröte mehr geben würde: verglüht, über das All verstreut, eingefangen von anderen Sternen, anderen Planeten. Wohl hatte ihn der Anblick des Planeten innerlich erzittern lassen – sein unbarmherziges Wetter, seine Jahreszeiten, seine Geographie –, aber unter all den angenehmen und ausgeglichenen Planeten des Universums war er dennoch etwas Besonderes, eine Klasse für sich. Ein Ort des Terrors, der Abgeschiedenheit und der Unwissenheit, aber auch ein Ort heroischer Schönheit. Nicht alles konnte man den Kriegern und Avings Manipulationen anlasten. Es war zum Teil der unterschwellige Einfluß des Planeten selber, der die Visionen von Heldentum und Größe hervorbrachte.
    Han

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