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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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umliegende Gelände absuchten, schaute Usteyin auf den Bildschirm in Flugrichtung Norden. Es dauerte nicht lange, bis ihre scharfen Augen am nördlichen Hang der Talsenke etwas entdeckten: kleine schwarze Punkte, Menschen, die nach Norden flohen, Richtung Nordsommer oder sonstwohin – nur fort. Sie rief Han und Liszendir.
    Han flog näher heran, um besser sehen zu können. Ja! Sie flohen fort von der Burg. Er konnte sie nicht im einzelnen erkennen, doch die Art und Weise, wie sie rannten, auseinanderstoben, als sie das Schiff gewahr wurden – das war nicht Avings Art. Er mochte ein Lügner und Betrüger sein, aber er würde niemals wie ein Feigling wegrennen und sich verkriechen, nicht einmal in einer aussichtslosen Lage. Nein! Er war nicht bei ihnen! Er versteckte sich entweder in der Burg oder war vielleicht in Leilas. Han wendete und flog zurück zur Burg.
    Seine Ahnung, daß er dort sein könnte, wurde fragwürdiger, je mehr sie sich der Burg näherten. Es war eine törichte Idee, hierher zurückzukommen! Sie würden ihn niemals finden. Der schlaue Fuchs hatte einen zu großen Vorsprung. Selbst wenn es nur eine Stunde war – es reichte. Unmöglich, jemanden vom Schiff aus aufzuspüren. Für einen solchen Fall waren Instrumente und Technologie nutzlos. Und Zeit zu landen, um den ganzen Planeten nach ihm abzusuchen, hatten sie nicht. Doch ein kurzer Blick in die Burg würde sich vielleicht schon lohnen – wenn auch nur, um ein paar Gegenstände mitzunehmen. Versuchen konnte man es. Sie umkreisten die Burg mehrere Male, konnten aber kein Anzeichen von Leben entdecken, nicht einmal Rauch. Einem inneren Impuls folgend, flog Han direkt über die Burg und landete das Schiff trotz der Enge im Innenhof. Sie hatten ein kleines Schiff, doch zwischen den Mauern wirkte es riesig. Leicht und gefühlvoll setzte die Pallenber ihre Landungsbeine auf den weichen Untergrund.
    Die Triebwerke wurden leiser und verstummten. Han programmierte auf Startbereitschaft und machte sich fertig auszusteigen. „Liszendir, du bleibst hier. Wenn etwas schiefgeht und wir nicht zurückkommen, wirst du allein der Union Bericht erstatten. Starte einfach und flieg los – du weißt, wie es geht. Und bevor du verschwindest, lege diesen Platz hier in Schutt und Asche. Vergiß einmal deine Verbote. Du kannst direkt auf Matrix-12 fliegen. Ich habe sie schon eingegeben. Brauchst nur zu drücken.“
    Sie war widerspenstig. „Ich finde das nicht richtig! Wenn es unbedingt sein muß, dann sollten wir zwei gehen!“
    Usteyin schlang die Decke um sich. „Dieser Ort flößt mir Furcht ein; ich habe Angst davor, das Schiff zu verlassen. Es ist mit Ausnahme meiner kleinen Kammer im Lager auf der Ebene der einzige Platz, wo ich stark meine eigene Wirklichkeit empfinde. Du, Liszendir, verstehst mich und bist mir nicht böse, wenn ich sage, daß mein Leben mit dir nicht die Bedeutung hat wie mit ihm.“
    „Ich bin nicht böse. Nun gut! Bringen wir es hinter uns, damit wir diesen Ort verlassen können.“
    Han gab Usteyin eine von den Druckpistolen und zeigte ihr, wie man mit ihr umging. Sie lauschte geduldig und mit todernster Miene seinen Erklärungen. Für sich selbst holte er aus einem Fach zwei weitere Waffen, für alle Fälle! Außerdem kramte er wärmere Bekleidung hervor, da es draußen unangenehm kalt war. Er bot sie Usteyin an, doch sie lehnte ab.
    Sie verließen über die Leiter das Schiff und standen einen Moment lang unschlüssig im Innenhof. Die Sonne war außer Sicht, hinter dem Horizont, den Mauern, den Bergen. Aber ihre Korona streute ein diffuses, schwaches Licht über den gesamten Nordhimmel. Der Innenhof war voll düsterer Schatten und erahnbarer Umrisse, getaucht in ein merkwürdiges Zwielicht, das von der Sonne auf ihrer jährlichen Wanderung über dem Polargebiet verursacht wurde.
    Über ihren Köpfen, in der Tiefe des unheimlich-finsteren Himmels, begann ein schwaches, fast unsichtbares Glitzern und Funkeln. Barfuß, in ihre Decke gehüllt, stand Usteyin im feinen Pulverschnee, bewegte den Kopf und sog tief die eisig kalte Luft ein, ihre herrlichen Nasenflügel bebten. In einer Situation voll lauernder Gefahren fiel sie in Verhaltensweisen zurück, die sich durch alle Zeiten und Räume bis hin zu den eiszeitlichen Wäldern der prähistorischen alten Erde erstreckten. Dann gingen sie durch den Schnee mit leise knirschenden Schritten zu der großen Eingangshalle, deren Türen weit geöffnet waren. Zögernd und sichernd wie Einbrecher

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