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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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waren, auf das kosmische Geschehen hinaus. Ihre Piloten saßen ganz oben auf jener runden Glocke, die sie Raumschiff nannten, in einer kleinen Kuppel und steuerten das riesige Ding per Hand.
    Für Liszendir war deshalb die Aussicht höchst beeindruckend. Sie hatte einen Großteil ihrer Zeit hier im Kontrollraum verbracht und stundenlang auf den Bildschirm gestarrt, der Ähnlichkeit mit einem riesigen Sichtfenster hatte.
    Irgend etwas auf dem Bildschirm irritierte Han; eine kaum sichtbare Bewegung. Aber als er näher hinschaute, konnte er nichts weiter feststellen als die wandernden Sternenpunkte. Schaute er beiseite, so nahm sein Auge im peripheren Blickfeld erneut diese Bewegung wahr. Je länger er darüber nachdachte, um so sicherer wurde er, daß er sich nicht getäuscht hatte. Versuchte er es direkt zu fixieren, war es augenblicklich verschwunden; richtete er aber den Blick so ein, daß er nur den Rand seines Gesichtsfeldes wahrnahm, war das Phänomen lange genug vorhanden, um ihn von seiner Existenz zu überzeugen. Da war etwas, das sich bewegte – aber was?
    „Liszendir, siehst du etwas auf dem Bildschirm, das sich bewegt?“
    „Das sich bewegt? – Nein. Aber das Bild ist schon seit geraumer Zeit gestört. Hast du es nicht bemerkt? Ich dachte erst, es läge an der Apparatur – und daß du darüber Bescheid wüßtest. Es sieht so aus wie ein Bild im Wasser, wenn man es von der Oberfläche aus betrachtet. Von einem bestimmten Punkt gehen Wellenbewegungen aus und verteilen sich über die ganze Bildfläche – aber ich konnte bisher nicht erkennen, woran es liegt.“
    „Hm.“ Han murmelte sich irgend etwas in den Bart, schaltete den Bildschirm aus und ließ den dazugehörigen Computer eine Routinekontrolle durchführen. Nach wenigen Minuten erschien auf dem Bildschirm das gleiche Bild wie zuvor. Er fragte sie: „Noch immer?“
    „Ja.“
    „Wo liegt der Punkt, von dem die Wellen ausgehen?“
    „Am Linienschnittpunkt: die Sonne von Chalcedon.“
    Han langte in die Konsole und brachte ein großes, dickes Handbuch zum Vorschein, in dem die Charakteristika aller bekannten Sterne verzeichnet waren. Er blätterte kurze Zeit, dann sagte er: „In diesem Text hier ist die Sonne von Chalcedon als Avila 1381 verzeichnet, ein normaler gelber GO-Stern mittleren Alters, keine Anormalitäten. Wenn diese Bildstörungen eine reale Ursache haben und nicht aus einem Fehler des Wiedergabesystems resultieren, so würde ich auf eine Art Gravitationsabweichung im System tippen. So ähnlich wie bei einem sterbenden Stern oder vielleicht bei einem Neutronenstern, der ins Planetensystem eingedrungen ist. Aber Chalcedons Sonne ist nach diesem Verzeichnis ein Musterbeispiel für einen völlig gesunden Stern, nichts Besonderes; außerdem besteht eine ziemlich geringe Wahrscheinlichkeit, daß ein Neutronenstern von einem solchen System eingefangen wird. Fast immer durchstoßen sie ein System auf einer hyperbolischen Flugbahn. Vorausgesetzt, eine solche Flugbahn läge hier vor, so hätte dieser Effekt schon während der gesamten Reise auftreten müssen – ja, sogar schon lange vorher. Aber das sind nur Vermutungen. Hinzu kommt, daß Avila 1381 so wenig Masse hat, daß sie durch einen Neutronenstern von ihrer Bahn abgekommen wäre. Wir besitzen für solche Fälle Detektoren, unsere aber haben auf der ganzen Reise keinen Laut von sich gegeben. Man kann diese Möglichkeit eigentlich ausschließen. Jedes Ereignis hat stets eine Wahrscheinlichkeit größer als Null – das ist ein altes Gesetz der Wissenschaft. Es ist Monate her, seit irgend jemand aus dem Zentrum hier draußen war. Aber …“
    Liszendir unterbrach ihn. „Es hat aufgehört!“
    „Einfach so?“
    „Ja, ganz plötzlich. Das Bild ist jetzt wieder völlig ruhig.“
    Han stand auf und zog einige Instrumente zu Rate. Er ließ auch den Computer eine Reihe von Berechnungen anstellen. Er hob den Kopf. „Was immer auch die Ursache war – es kommt nicht von der Sonne.“
    Beide wurden sie schweigsam und nachdenklich. Während der gesamten Reise hatten sie dieses Unternehmen nicht anders gesehen als einen kurzen Ausflug zu einem entlegenen Winkel des Universums, um ein paar Fakten und Informationen zu sammeln eine Exkursion, nichts mehr. Nun aber zeigte sich, daß das Ganze vielleicht schwieriger war, als man angenommen hatte. Das Band, das Hetrus ihnen vorgespielt hatte, erwähnte nichts von Störeffekten, die plötzlich auftreten und wieder verschwinden. Natürlich gab es

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