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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Tür.

 
3.
     
    Vor allem aber Theorien, Prinzipien oder Ideen haben die hervorragende Eigenschaft und Fähigkeit, den Geist in Ketten zu legen.
     
    Kommentare der vierzehn Weisen,
    V l, Ch3, Suntrev 15
     
    Der Rest ihrer Reise nach Chalcedon verstrich in zuvorkommender Zurückhaltung. Dennoch gab es zwischen ihnen etwas Ungeklärtes und Ungelöstes, etwas, das unter anderen Umständen keinerlei Probleme gemacht hätte.
    Han, amüsiert und verwirrt über seine eigenen Reaktionen, dämpfte sein wachsendes Interesse an Liszendirs starker Sinnlichkeit, indem er sich unter anderem einen Vollbart wachsen ließ, der – wie er glaubte – die Sache für sie beide leichter machte. Zuerst wuchs er sehr langsam, aber mit der Zeit wurde er dichter und bekam eine zunehmend seidenweiche Struktur. Er war fast schwarz, dunkler jedenfalls als seine dunkelbraunen Haare, zudem machte es ihm Spaß, viel Zeit für seine Pflege aufzuwenden.
    Wie er erwartet hatte, zeigte sich Liszendir wenig davon angetan; ihrer eigenen Rasse wuchsen keine Bärte; tatsächlich fehlte ihnen bis auf die Augenbrauen jegliche Körperbehaarung, eine Feststellung, die ihn stets verunsicherte und verwirrte, wenn er mit dem Gedanken einer eventuellen Liaison mit dem Ler-Mädchen spielte. Wie mochte das sein? Vielleicht so wie mit einem Kind? Nein, er bezweifelte das stark, sobald er ihre wissenden, weisen Augen und ihre Art, sich zu bewegen, sah.
    Umgekehrt versuchte sie alles, um beschäftigt und völlig asexuell zu wirken – es war gänzlich unmöglich; es war fast so, als wenn ein Kaninchen versuchen wollte, einen Widerwillen gegen frisches Gemüse vorzutäuschen. Bisher brauchte sie ihr Verlangen nie zu unterdrücken – mußte aber selbst zugeben, daß es eine ausgezeichnete Übung zur Selbstkontrolle war. Han stimmte ihr zu: Selbstkontrolle – ja, in der Tat!
    Um die Zeit totzuschlagen, brachte er ihr bei, wie man ein Raumschiff steuerte. Er begründete dies mit dem Argument, daß eventuell eine Situation auftreten könnte, wo der eine gezwungen wäre, die Pallenber allein zu fliegen, während der andere die Waffensysteme bediente, von denen sie eine beachtliche Menge an Bord hatten. Er wußte ja nur zu gut, daß sie diese Waffen nur im äußersten Notfall anwenden würde. In den Papieren war die Pallenber als bewaffnetes Handelsschiff ausgewiesen. Han wußte, daß dies nichts weiter als eine schöne Umschreibung für Kaperschiff war. Er wußte auch sehr gut, daß solche Dinge passierten, allerdings war dergleichen in der Umgebung seines Heimatplaneten seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen.
    Bei ihrer gemeinsamen Arbeit – die sehr langsam voranging, da Liszendir einen sehr niedrigen technischen Bildungsstand zu haben schien – fragte er sie, wie die Ler ihre Kriege miteinander austrugen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie man Kriege führen konnte, ohne dabei Waffen zu benutzen, die die Hand verließen.
    „Es gibt auch bei uns Kriege, mehr als genug. ‚Hast du einmal einen Ler-Krieg miterlebt, so wirst du Pazifist’, lautet ein Sprichwort. Haben wir Meinungsverschiedenheiten und sollte es zu einer kriegerischen Lösung kommen, so geht man ihr nicht aus dem Weg. Alle nehmen daran teil. Wir kämpfen jedoch nur um ganz reale und faßbare Dinge – um etwas, das einen unmittelbar betrifft. Unsere Aktionen wären nach deinen Begriffen so etwas wie ein Angriff der leichten Infanterie. Ein weiterer Unterschied zu den Menschen besteht in der Tatsache, daß das Streben nach Landbesitz bei uns bedeutend schwächer ausgeprägt ist. Wir kämpfen auch nicht um Dinge wie Politik und Religion. Der Kampf um solche Dinge geht weit über jenes Schlachtfeld hinaus, auf dem wir unsere Streitigkeiten austragen.
    Wenn es somit zum Krieg kommt, ergreifen die Ler Messer und Schwerter, Schilde, Knüppel, Streitäxte und Schlagkugeln, und dann gehen sie mit ganzem körperlichem Einsatz und Können aufeinander los. Wenn die Streitigkeiten beigelegt sind, ziehen sich die Kriegsparteien vom Schlachtfeld zurück, und der Gewinner nimmt sich das, worum oder wogegen man gestritten hat, während sich die Verlierer gegenseitig trösten.“
    Pazifisten waren sie also durchaus nicht, und es wäre auch falsch zu behaupten, daß sie nicht besonders aggressiv waren. Zweierkämpfe waren nichts Ungewöhnliches, wie auch Schlägereien in Kneipen oder auf der Straße nicht. Aber sie benutzten niemals Waffen, die die Hand verließen, gleichgültig, welchen Grad der

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