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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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den Hof. „Wo sind die anderen?“
    „Einige hier, andere dort. Tanzernan, jene, die gestern abend ihr Kind zur Welt gebracht hat, trifft sich heute mit den Innenverwandten ihrer alten Webe, in der sie eine thes war. Sie unternimmt mit ihnen heute irgend etwas Besonderes. Sie und ich, wir sind korh und dazh, du würdest es Zweitmutter und Zweitvater nennen. Ich habe mich mit Pethmirian verwoben, die eine madh oder Erstmutter war. Sie arbeitet heute auf dem Feld. Bazh’ingil repariert einen Wagen, dort hinten bei der Scheune. Weißt du viel über uns?“
    „Nur das Wichtigste. Ich kenne keinen Ler näher, außer … aber lassen wir das!“
    „Wie du schon gesehen hast, bist du mitten in ein Fest hineingeplatzt. Es war nicht nur die Geburt, die wir feierten, sondern auch den Fortbestand dieses klanh, dieser Webe. Jetzt haben wir unsere nächste Generation von Innenverwandten – Mädchen und Jungen. Die Kleine, die deinen Bart so sehr mag, heißt Himverlin und ist ein Kind von Bazh’ingil und Pethmirian. Sie ist eine nerh, dennoch ist sie etwas schüchtern.“
    „Ich verstehe. Was passiert, wenn beide das gleiche Geschlecht haben?“
    „Bei den nerh ist es reiner Zufall, aber danach ist es zum Teil festgelegt. Und zwar durch die Art unserer Verwebung. Ich weiß nicht mehr, wie das Wort heißt …“
    „Pheronome? Chemische Spurenelemente, ähnlich den Hormonen, die die Bioinformationen übertragen.“
    „Genauso funktioniert es, aber es ist nicht perfekt. Wenn die toorh beide das gleiche Geschlecht haben, so ist es mit der Webe zu Ende. Sie müssen sich mit anderen verbinden, genauso wie die Außenverwandten. Auch wenn wir eine Webe mit demselben Problem finden, also mit Innenverwandten, die vom Geschlecht her zu den unsrigen passen, so müssen sich doch beide Weben – die ihrige und die unsrige – für immer auflösen. Die vier gründen neue Weben, mit neuen Namen. Aber bei uns scheint ja jetzt alles in Ordnung zu sein.“
    „So ist es.“
    „Nun ist alles gut. Aber was ist mit dir?“
    Han antwortete nicht sofort. Ja, in der Tat, was sollte jetzt sein? Was war mit dem Schiff, mit dem ganzen Unternehmen, mit Liszendir? Ein plötzlicher Schock befiel ihn.
    „Oh ja, es ist eine lange Geschichte, die ich da erzählen muß. Ich will allerdings lieber fragen als antworten.“
    „Aha!“ rief Dardenglir. „Ich sehe, du bist ein wissender mnathman , ein Ler-Weiser!“
    „Ein Weiser? Nein, sicherlich nicht. Wie kommst du darauf?“
    „Da es die Art der Weisen ist, Fragen zu stellen und nicht Antworten zu geben; ist es nicht gerade das, warum man sie als Weise bezeichnet?“ Er lächelte. Han kam sich wie ein Dummkopf vor. Hier also stand er: ein gut erzogenes und gebildetes Mitglied seiner technologischen Kultur, einer Zivilisation, die sich über rund fünfundzwanzig Planeten – Menschenwelten – ausgebreitet hatte. Dennoch konnte ihn dieser Bauer mit seinem Baby auf dem Arm so ohne weiteres blamieren. Er verstand nun besser, warum sich Menschen und Ler aus dem Wege gingen, auch wenn sie anmutige, ja, schöne Geschöpfe waren – menschenähnlich und friedliebend dazu. Es war schon äußerst verwirrend. So ungefähr, dachte er, mußte sich ein armseliger Neandertaler gefühlt haben, der während der Eiszeit des prähistorischen Europa in ein Lager des Cromagnon-Stammes geraten war.
    „Nein, ich bin kein Weiser oder so etwas. Eigentlich komme ich mir eher wie ein Narr vor. Aber ich werde alles erzählen, wenn wir beisammen sind. Und als Gegenleistung für die Antworten und die Hilfe werde ich arbeiten und tun, was in meinen Kräften steht.“
    „Das freut mich sehr. Was die Antworten betrifft: soweit wir sie eben geben können. Und Arbeit? Davon haben wir mehr als genug.“
     
    So machte sich Han am Morgen des langen Chalcedontages an die Arbeit und verrichtete einfache landwirtschaftliche Aufgaben. Er verbrachte den Tag zusammen mit Pethmirian auf dem Felde, pflückte Bohnen und füllte mit ihnen einen kleinen Wagen, den sie hinter sich her durch die Ackerfurchen zogen. Sie zeigte ihm, was er zu tun hätte, wobei sie betrübt den Kopf schüttelte, wenn er seine Eindaumenhand gebrauchte. Ihre eigene Hand huschte schnell wie ein Vogel zwischen den Pflanzenstöcken hindurch. Aber er lernte und bemühte sich.
    Gegen Abend entlud sich ein Regenschauer, träge und bedächtig, wie es das Wetter auf Chalcedon so an sich hatte. Han und Pethmirian zogen sich in eine Scheune zurück, wo sie Bazh’ingil

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