Morgenrötes Krieger
– soviel bedeutet wie ‚Perlende Woge’. Ihr braucht lediglich die Abflugkontrolle zu informieren, wenn ihr soweit seid.“
Liszendir erhob sich ohne Umschweife. „Ich bin bereit. Packen wir es an und bringen es schnell zu einem Ende!“
Han erhob sich ebenfalls. „Ich muß mir noch einige Dinge besorgen und verschiedenes erledigen.“
Hetrus unterbrach ihn. „Nicht nötig, mein Junge, wirklich nicht nötig. Alles, was du brauchst, ist schon an Bord. Der Handelsmeister von Boomtown wird sich um alles kümmern: um deine Papiere und was es sonst noch zu erledigen gibt. Wir raten immer stets zu äußerster Diskretion und Vorsicht – eine bewährte Praxis. Jedoch in diesem Fall – ich bin sicher, das werdet ihr verstehen – möchte ich, daß …“
„Mit anderen Worten: Macht, daß ihr wegkommt!“ unterbrach Han.
„Um es kurz zu sagen und ohne die gute Absicht damit schmälern zu wollen: ja!“
„Na gut, wenn die Sache so steht, kann ich ja ebenfalls gehen. Ich will es ebenfalls schnell hinter mich bringen.“ Letzteres war mehr an Liszendir gerichtet, die jedoch keinerlei Notiz davon nahm – oder wenigstens so tat, als habe sie es überhört.
Nachdem sich alle erhoben hatten und Liszendir nach einem kurzen kühl-kritischen Blickwechsel mit Han den Raum verließ, wandte sich dieser noch jenem verschwiegenen Ler zu, der seinen Namen nicht genannt hatte.
„Entschuldige bitte“, begann er mit gedämpfter Stimme, obwohl niemand in Hörweite war. „Was wurde aus dem Händler Efrem? Und wie war noch gleich dein Name? Ich glaube, ich habe ihn vorhin nicht ganz verstanden …“
„Efrem ist hier in Boomtown, Han Keeling.“ Nach der Stimmlage zu urteilen, war er männlich, wollte man es aber allein nach der äußeren Erscheinung beurteilen, so war er weniger eindeutig als ein durchschnittlicher Ler. Die Stimme war zudem merkwürdig voll und akzentuiert, was Han jedoch weniger zu denken gab, da ja die Möglichkeit bestand, daß er von einem abgelegenen Planeten stammte. „Efrem befürchtete, ermordet zu werden, und beschloß, sich mit einer großzügigen Altersversorgung aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Du kannst dir ja denken, daß seine bereitwillige Zusammenarbeit ihren Preis hatte. Alles, was er wußte, hat er teuer verkauft. Du kannst unbesorgt sein, er hat nichts zurückgehalten. Es gibt also keinen Grund, ihn treffen zu wollen – nicht einen einzigen.“
„Gut, dann ist ja alles in Ordnung. Entschuldige, wenn ich aufdringlich wirken sollte – aber kannst du mir bitte noch deinen Namen nennen?“
„Aber ja, natürlich: Pantankan Tlanh. Gern zu deinen Diensten. Ich wäre glücklich, dir behilflich sein zu können.“
Seine einschmeichelnde Art zu antworten, hinterließ bei Han das Gefühl, als sei dies alles bloß Theater gewesen. Etwas versteckt Unaufrichtiges war in diesem ausdruckslosen Gesicht; ihm fehlte ein gewisses Etwas, das man vergeblich suchte und das in Liszendirs Gesichtszügen, trotz aller Überheblichkeit, die sie an sich haben mochte, in aller Deutlichkeit zu lesen war. Han wollte der Sache auf den Grund gehen, doch es blieb ihm keine Zeit mehr dafür. Pantankan steuerte auf das Treppenhaus zu, das man gewöhnlicherweise nur noch im Notfall benutzte. Liszendir, mit einem Ausdruck äußerster Langeweile im Gesicht, wartete im Lift auf ihn.
Han beeilte sich, ihr zu folgen. Die Türen des Aufzugs schlossen sich – sie waren allein. Jeder vermied es, den anderen direkt anzusehen. Dennoch, tief in seinem Inneren rumorte es – lange würde er es nicht bei sich behalten können. Sie erreichten das Erdgeschoß und verließen das Gebäude. Liszendir ging wie selbstverständlich in Richtung U-Bahn, Ziel Raumhafen.
Han musterte neugierig die Vorübergehenden; es interessierte ihn, ob sie beide auffielen: Dies wäre nur normal gewesen, bedachte man, daß das Ler-Mädchen mit seiner selbstbewußten Gelassenheit hier in Boomtown etwas ganz Außergewöhnliches war; nur selten kamen Ler in diese Stadt. Er verlangsamte seinen Schritt, blieb stehen und gab ihr Zeichen, näher zu kommen. Sie tat es – ungeduldig und widerwillig.
„Ich glaube, bevor wir abfliegen, sollten wir noch kurz mit Efrem plaudern“, sagte er. „Wir haben ja Zeit, und vielleicht erfahren wir etwas, das für unseren Auftrag von Nutzen sein kann.“
„Ich sehe keine Notwendigkeit dafür“, entgegnete sie. „Alles Wesentliche wurde uns mitgeteilt. Und außerdem wissen wir nicht, wo wir ihn suchen
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