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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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ihm gehen! Du hast heute abend völlig richtig gehandelt. In Leilas ist nur Öde, Schmutz und Aberglaube. Ich will erst von uns beiden sprechen. Dann wirst du alles verstehen, was ich tue – und zwar in seiner ganzen Bedeutung. Bedenke, daß dein Volk nur zwei Worte hat, um das auszudrücken, was zwischen uns beiden gewesen ist: Liebe und Sex. In der Single-Sprache haben wir fast vierhundert Wörter, um die verschiedenen Formen von Liebe und Begierde auszudrücken; jedes Wort hat über hundert Reimwörter! Liebe, Haß – sie haben nicht mehr Bedeutung wie Schwarz und Weiß, doch das Universum ist erfüllt mit tausend und abertausend Grautönen dazu einem ganzen Spektrum von Farben. Nun gut. Was mich betrifft, so besteht zwischen uns beiden so etwas wie das, was wir hodh nennen. Man kann es nicht übersetzen. Es symbolisiert tiefe Emotionen die weit über reinen Sex und egoistischen Lustgewinn hinausgehen. Ich habe mich dir nicht aus fleischlicher Schwäche hingegeben. Ich bin darin geübt, mich dem ersten zu versagen und den zweiten total zu vergessen. Es wird sich nichts zwischen uns ändern.“
    Der Ton ihrer Stimme war lieblich, hypnotisch, lasziv. Aber die Worte! Han hatte das Gefühl, als wäre er im Bann einer Meisterhexe, die mit der Wirklichkeit nach Belieben verfahren konnte – allein durch Worte! Worte, so wild und brennend wie Feuer, scharf wie Schwerter und Dolche. Er stöhnte.
    „Ich verstehe. Du wirst den Widerspruch und die Zwänge gar nicht wahrnehmen; du wirst das hören, was meine Haut dir sagt, den Klang der Stimme und die Worte. Du wirst nicht viel davon aufnehmen können; es würde deinen Geist nur verwirren. Du hast Glück, daß ich nicht die Multi-Sprache benutze; es ginge schneller, falls du sie verstehen könntest. Selbst für uns ist dies schwer, und hier hat die Multi-Sprache ihre Wurzeln. Wir nennen es perdeskris – Doppelsprache. Nun hör zu!
    Hatha kam mir von Anfang an nicht geheuer vor, aber ich zögerte und tat nichts – es ist zum großen Teil meine eigene Schuld. Du weißt ja inzwischen, warum wir die Gen-Variation durch den klanh – die Webe – auf eine breitere Basis stellen mußten. Um zu verhindern, daß das System chaotisch wird: Mutationen, Mißgestaltungen, was weiß ich nicht alles – diese Entwicklung, das Evolutionsprogramm, läuft schneller ab als bei euch. Erinnere dich nur, wie wir gemacht wurden. Deshalb wird dieses Ungeheuer beide – Menschen und Ler – mit seinem Plan vernichten: die ersteren durch Unterjochung, die letzteren durch Ignoranz. Wir müssen ihn unter allen Umständen daran hindern. Morgenröte muß isoliert werden. Um das alles zu schaffen, müssen wir einander vertrauen können und eng zusammenarbeiten.
    Und noch eins: Hatha weiß anscheinend nicht, daß Aving den Planeten verlassen hat. Behalte es für dich; er wird eine Entschuldigung parat haben, und Hatha wird ihm zum jetzigen Zeitpunkt glauben. Wir wissen beide, daß Aving kein Ler ist. Er sieht nur so aus. Mag sein, daß er sich gut maskiert hat. Er lauscht völlig hingegeben jener Musik, von der er selbst meint, daß ihr weder Mensch noch Ler zu folgen vermag. Du hast es ja gesehen! Er war recht sorglos mit seinem Namen – wahrscheinlich ist es sogar sein echter Name. Er endet auf ng, was in der Single-Sprache völlig unmöglich ist. Wir müssen auch mehr über die genetischen Abweichungen in Erfahrung bringen, von denen er meinte, daß sie höher als erwartet ausgefallen seien. Wenn es hier auf Morgenröte einen kulturellen Rückfall gibt, so bedeutet dies, daß es dafür auch einen Grund geben muß. Etwas, das für die Ler und vielleicht auch für die Menschen gefährlich sein kann.
    Ich habe schon überlegt, was auf uns beide zukommt, wenn wir ins Land der Krieger gehen. Nun ist die Zeit gekommen, wo ich dich fragen muß: Wenn das, was zwischen uns war, in der Zivilisation geschehen wäre, also in der Nähe von Ler-Planeten – oder angenommen, wir wären auf Chalcedon geblieben und meine Fruchtbarkeitsphase wäre gekommen –, hättest du mir dabei geholfen, daß ich eine passende Webe finde? Ja?“ Er nickte. „Dasselbe hätte ich für dich getan. Wir hätten uns in einer solchen Situation gegenseitig geholfen. Nun aber wird es für uns beide schwer, denn schlimme Dinge werden auf uns zukommen, Dinge, die wir tun müssen, um zu überleben. Dies hier ist gefahrvoller als die Situation damals auf der Hochebene. Vielleicht morgen, vielleicht auch schon heute nacht werde ich

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