Morgenrötes Krieger
ein einigermaßen guter Ke n ner im Lesen dieser Sprache ist. Bitte, ich brauche keine laute Zustimmung, wo doch selbst Liszendir bei ihrem intensiven Training nichts verheimlichen kann. Auch ihre Körpersprache erzählt mir weit mehr – sogar die klei n sten Einzelheiten, selbst in dieser stummen Form.“ Han drehte sich zu ihr um. Er kannte die Gesten, die Art und Weise, in der Menschen sich mitteilten, aber er war kein Kenner der Gestensprache – höchstens auf einem sehr niedrigen Niveau. Was fühlte Liszendir nun wirklich?
Sie antwortete Hatha kalt und ohne Erregung : „ Ich g e be es zu, aber es ist mein eigenes Problem, das ich allein nach unseren Regeln lösen werde – wenn die Zeit dafür gekommen ist.“
„Pah, wir haben nichts mehr zu schaffen mit den krankhaften Zwängen der Vierergemeinschaft. Wir haben diese bäuerliche Flickschusterei über den Haufen gewo r fen und an ihre Stelle ein wahrhaft edles Konzept gesetzt, eines, das dem tatsächlichen entwicklungsgemäßen St a tus und den Ansprüchen unseres Volkes gerecht wird. Also, Liszendir, brauchst du Spielzeug für deinen Kö r per? Dann nimm es dir. Es ist dein gutes Recht. Und wenn du damit fertig bist, so wirf es in die Kiste oder – wenn du Mitleid hast – gib es nach Gebrauch den Armen. Ist mir egal. Ich bin im Ältestenstadium; weder neide noch verüble ich dir die simplen Genüsse, zumal ich Be s seres habe: das Gefühl der Macht!“
Han unterbrach: „Wir können das Problem der Spie l zeuge ein andermal diskutieren, aber du bist im Irrtum, wenn du noch immer an den Unsinn vom Übermenschen glaubst. Hatha, es ist schon längst erwiesen, daß die Ler nicht hyperanthropoi, sondern alloanthropoi sind, nicht Übermenschen, sondern Menschen, die lediglich anders sind.“
„Wir werden es sehen, wenn es soweit ist.“
Liszendir fragte gezielt: „Was hast du mit uns vor, jetzt, wo du uns wieder mal erwischt hast?“
„Eine gute Frage, und du sollst darauf auch eine gute Antwort bekommen. Zum einen: Ihr werdet nicht b e straft, und ich habe dies auch in nächster Zukunft nicht vor. Für dich, Liszendir, gibt es einen Ehrenplatz in der Kriegerhorde. Und auf dich, Han, kommt ebenfalls eine große Ehre zu. Du wirst uns über euer Antriebssystem unterrichten. Wie ihr wißt, haben wir bei unserem großen Schiff, das jetzt den Namen Hammerhand trägt, einige Probleme mit dem Antrieb. Es ist alt, wurde aber no t dürftig repariert – und dann gibt es noch ein paar andere technische Probleme. Ich weiß, du bist kein Techniker, aber du weißt genug, um uns von Nutzen zu sein. Ihr beide habt großes Geschick bewiesen, als ihr mir zwe i mal entwischt seid – wir können Köpfe, die hinter so l chem Einfallsreichtum stecken, gut gebrauchen. Also hört zu: Ihr habt den Weg hier hinauf zu Avings Burg lebend überstanden, eine Leistung, die nicht einmal ein Krieger wagen würde. Und ihr habt nicht nur überlebt, sondern gut überlebt. Oh ja, das alles zusammen ist uns wichtiger als eine kleine, unbedeutende Rache.“
Aving fügte hinzu: „Natürlich sollt ihr nicht ständig arbeiten. es gibt auch eine Art Vergütung, entsprechend der Leistung, die ihr bietet. Ihr habt beide die freie Wahl, euch einen Partner zu suchen. Bei dir, Mädchen, ist die Sache klar: Du wirst bald fruchtbar sein. Krieger gibt es in rauhen Mengen, so viele du nur willst. Und was dich betrifft, Han, so hast du nicht den blassesten Schimmer, womit wir uns deine Mitarbeit erkaufen – nicht die leis e ste Ahnung. Nur dieser eine Hinweis: Schau, wir sind mit einem großangelegten Programm für die Menschheit b e schäftigt, einer Sache, zu der ihr allein niemals imstande wäret. Wir domestizieren Menschen, kultivieren und züchten sie auf bestimmte Fähigkeiten hin, ähnlich dem Bauern, der seine verschiedenen Getreidesorten züchtet und aussortiert. Wegen ihrer langen Geschlechtsreife sind die Menschen so formbar wie Wachs, so verände r lich wie das Wetter. Einige dienen der Fortpflanzung, andere, um Lasten zu tragen, wieder andere werden zu Technikern erzogen oder dienen rein dem Vergnügen, genau abgestimmt in Form und Farbe. Ich weiß, daß Menschen Haustiere halten, Ler hingegen nicht. Somit beheben wir einen weiteren Mangel. Und so wie die Menschen in ihre kleinen Tierchen vernarrt sind, so we r den auch wir unsere Haustiere zu einer noch unbekannten Höhe des Luxus steigern, sie nach Form, Größe und Au s sehen so züchten und modellieren, wie sie es sich gar nicht
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