Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
Vom Netzwerk:
mehr über die genetischen Abweichungen in E r fahrung bringen, von denen er meinte, daß sie höher als erwartet ausgefallen seien. Wenn es hier auf Morgenröte einen kulturellen Rückfall gibt, so bedeutet dies, daß es dafür auch einen Grund geben muß. Etwas, das für die Ler und vielleicht auch für die Menschen gefährlich sein kann.
    Ich habe schon überlegt, was auf uns beide zukommt, wenn wir ins Land der Krieger gehen. Nun ist die Zeit gekommen, wo ich dich fragen muß: Wenn das, was zw i schen uns war, in der Zivilisation geschehen wäre, also in der Nähe von Ler-Planeten – oder angenommen, wir w ä ren auf Chalcedon geblieben und meine Fruchtbarkeit s phase wäre gekommen –, hättest du mir dabei geholfen, daß ich eine passende Webe finde? Ja?“ Er nickte. „Da s selbe hätte ich für dich getan. Wir hätten uns in einer so l chen Situation gegenseitig geholfen. Nun aber wird es für uns beide schwer, denn schlimme Dinge werden auf uns zukommen, Dinge, die wir tun müssen, um zu überleben. Dies hier ist gefahrvoller als die Situation damals auf der Hochebene. Vielleicht morgen, vielleicht auch schon heute nacht werde ich gräßliche Dinge tun oder sagen. Du mußt dich verhalten, als wäre ich nicht da. Denk da r an, daß es wegen meiner Fruchtbarkeit sowieso dazu g e kommen wäre. Du mußt also genau das tun, was ich dir eben sagte. Eine Probe, schon heute nacht: Du mußt mich zurückweisen! Ja! Du wirst es tun! Jetzt gleich!“
    Er fühlte sich benommen und unfähig zu handeln. Wie lange schon hielt sie ihn in diesem Wortnetz gefangen? Er schaute hinauf zu dem kleinen Fensterchen. Dieselben Sterne – er erinnerte sich sehr wohl an sie; nicht mehr oder weniger als vor wenigen Minuten. Aber er rief sich auch ihre Anweisungen ins Gedächtnis zurück. Anfangs war es noch schwer, ihr körperlich zu widerstehen, doch langsam begann er, seine Gefühle und sein Verlangen zu meistern und zu beherrschen. Er stieß sie zurück.
    „Nein!“
    „Aber es ist die letzte Nacht für uns.“
    „Nein, tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich will nicht dein Spielzeug sein, während meine eigenen Artg e nossen in Sklaverei gehalten werden.“
    Mit einer abweisenden Gebärde zog Liszendir sich z u rück; doch im trüben Sternenlicht, das durch das hohe Fensterchen sickerte, konnte er erkennen, wie sie ihm zuzwinkerte. Es durchfuhr ihn schmerzlich. Ihre bloßen Schultern schimmerten im schwachen Silberglanz ferner Welten. Dann stieß sie ihn zur anderen Seite.
    „Na schön. Aber ich werde hier schlafen. Mir ist kalt. Mach Platz!“
    Han rückte und machte ihr Platz, während sie es sich auf ihrer Seite bequem machte. Sie sprachen kein Wort mehr miteinander.
    Han konnte nicht schlafen, obwohl er bemerkte, daß Liszendirs Atmung tief und regelmäßig geworden war. Seit Chalcedon hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, nachzudenken und sich die Zukunft vor Augen zu führen; Handlungen waren erforderlich und wurden vollzogen; Entscheidungen waren zu fallen und wurden verwirklicht – so gut es den Umständen entsprechend überhaupt nur möglich war. Die Art und Weise, in der sie diese letzte Phase ihres gemeinsamen Planes verwirklicht hatten, brachte alles an die Oberfläche und darüber hinaus ihre Beziehung in den Brennpunkt seiner Überlegungen. Schlafen war unmöglich. Sein Hirn arbeitete, erinnerte sich, projektierte, summte und brummte.
    Alles, was sie von Anbeginn ihres Zusammenseins g e sagt hatte, kam dem nahe, was er selbst dachte und füh l te, so daß er es auf ihrer gemeinsamen Fahrt akzeptiert und in einen Bezugsrahmen gestellt hatte, der nichts we i ter war als seine eigene Vergangenheit. Nun mußte er erkennen, daß ein solches System für die gestellte Au f gabe gänzlich unzulänglich war. Vielleicht hätten einige Korrekturen gereicht, wenn er größere Erfahrung und weniger Gelegenheitsaffären gehabt hätte, bei denen es nur ums Vergnügen und nicht um Verantwortung ging. Aber dem war nicht so. Liszendir war und blieb für ihn eine völlig neue Erfahrung – auch dann noch, wenn sie ein Menschenmädchen und höchst konventionell gew e sen wäre. Lange lebte er nun schon in einer fremden Umwelt – fremd, trotz der Tatsache, daß ihm viele der Ler-Ideen vertraut geworden waren – als wären die U m risse gleich und nur die Farben verschieden. Aber das stimmte nicht ganz. Sie waren beide in eine Situation geraten, in der es ums Überleben ging und wo sie lernen mußten, sich aufeinander verlassen

Weitere Kostenlose Bücher