Morgenroetes Krieger
Blick auf meine Welt werfen, denn ich werde sie niemals mehr wiedersehen.“
„In Ordnung. Aber beeil dich, es ist kalt. Wenn du durch die zweite Tür gehst, dann drück den schwarzen Knopf; er schließt die Außenluke und zieht die Leiter ein.“
„Es dauert nur eine Minute.“
Han ging voraus. Usteyin mochte sich wenig um die Kälte scheren, dennoch machte er sich Sorgen um sie. Er hatte keine Ahnung, wie sie das aushielt – so einfach ba r fuß herumzulaufen, und das bei dieser Kälte. Schon k o misch, was sie da eben gesagt hatte: daß sie nie mehr auf Morgenröte zurückkehren werde. Natürlich würde sie zurückkommen, schon wegen der Menschen, der Klesh, die sie holen und auf einen anderen Planeten bringen mußten. In gewisser Hinsicht war es schade – daß es in fünf Jahren keinen Planeten Morgenröte mehr geben würde: verglüht, über das All verstreut, eingefangen von anderen Sternen, anderen Planeten. Wohl hatte ihn der Anblick des Planeten innerlich erzittern lassen – sein u n barmherziges Wetter, seine Jahreszeiten, seine Geogr a phie –, aber unter all den angenehmen und ausgeglich e nen Planeten des Universums war er dennoch etwas B e sonderes, eine Klasse für sich. Ein Ort des Terrors, der Abgeschiedenheit und der Unwissenheit, aber auch ein Ort heroischer Schönheit. Nicht alles konnte man den Kriegern und Avings Manipulationen anlasten. Es war zum Teil der unterschwellige Einfluß des Planeten selber, der die Visionen von Heldentum und Größe hervorbrac h te.
Han ging weiter, betrat den Gang zum Kontrollraum. Gerade als er die Tür öffnen wollte, hörte er hinter sich einen Schrei. Es war Usteyin. Die Tür schon halb geöf f net, verharrte er, schaute zurück zur Luke und rief: „Was ist los?“
„Han! Der Schnee! Da stimmt was nicht. Ich hatte gleich so ein Gefühl! Wir beide sind hier entlanggela u fen: vier Abdrücke, deine mit Schuhen, meine ohne. Vier insgesamt! Aber hier sind fünf. Hat Liszendir das Schiff verlassen? Nein! Jemand war hier, an der Leiter.“
Han wußte es, noch bevor er die Stimme aus dem Kontrollraum hörte, eine Stimme, die er kannte, eine, die nie und nimmer die Stimme Liszendirs war. Es war keine menschliche Stimme, nicht einmal eine Ler-Stimme.
Die Stimme sagte: „Meine Strahlenwaffe zielt auf de i ne Ex-Geliebte ; sag dem Klesh -Mädchen, daß sie herei n kommen soll. Du selbst auch. Leg deine Waffen auf den Boden. Mach schnell, wir haben noch einen weiten Weg vor uns und wenig Zeit.“
Er drehte sich um und rief hinüber zu Usteyin: „Komm rein. Schließ die Tür.“ Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Es gab keinen. Es war besser, die Ruhe zu bewahren und auf eine Gelegenheit im Schiff selbst zu warten als frierend in der Burg auf das Ende zu warten, falls dies die Alternative war. Zu dritt hatten sie vielleicht eine Chance. Im Augenblick allerdings sah er sich überrumpelt und fand keinen Ausweg, so sehr er auch überlegte und prüfte.
13.
Die Charaktere einer Geschichte oder Erzählung sind vierdimensional betrachtet – äquivalent und zweidime n sional – gleich den Wogen des Meeres, den Wellen der Seen, dem Wiegen der Weizenfelder und dem Treiben der Schneeflocken, durch deren Bewegung und Gestaltung wir in der Lage sind, die Richtung der Winde zu besti m men. Die Gestaltung selbst ist für unseren Geist nur schwer zu erkennen und zu erfassen, noch schwerer j e doch die Gestaltung und Richtung unserer eigenen L e bensstürme, die hervortritt in den einzelnen Charaktert y pen der Erzählung.
Zermanshan Tlanh
Besorgt und erregt kam Usteyin in den Kontrollraum g e stürzt: „Han, im Schnee sind noch andere Fußabdrücke, nicht unsere, ich glaube … Oh!“ Sie kam wortlos herein, schloß die Tür und stellte sich neben Han, wobei sie die Decke fallen ließ.
Aving sagte: „Was ich hier in der Hand halte, ist eine Strahlenwaffe, gut für kurze Entfernungen, so wie hier. Ich habe sie auf Maximalleistung gestellt. Sie tötet Me n schen und Ler nicht sofort, macht sie aber kampfunfähig, wobei sie schwere Verbrennungen hinterläßt, die später fatale Wirkungen zeigen. Ich weiß, daß dieses Mädchen für den Nahkampf ausgebildet ist; habe ich sie erst ei n mal ausgeschaltet, kann ich euch beide leicht in Schach halten. Anders als Hatha verschwende ich meine Zeit nicht mit Sprüchen und Komplimenten über soziale Ste l lung und Abstammung. Sie und der Klesh sind für mein Vorhaben ohne weiteres entbehrlich. Ich weiß, daß
Weitere Kostenlose Bücher