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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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mit ihr umging. Sie lauschte geduldig und mit todernster Miene seinen Erklärungen. Für sich selbst holte er aus einem Fach zwei weitere Waffen, für alle Fälle! Außerdem kramte er wärmere Bekleidung hervor, da es draußen unangenehm kalt war. Er bot sie Usteyin an, doch sie lehnte ab.
    Sie verließen über die Leiter das Schiff und standen einen Moment lang unschlüssig im Innenhof. Die Sonne war außer Sicht, hinter dem Horizont, den Mauern, den Bergen. Aber ihre Korona streute ein diffuses, schwaches Licht über den gesamten Nordhimmel. Der Innenhof war voll düsterer Schatten und erahnbarer Umrisse, getaucht in ein merkwürdiges Zwielicht, das von der Sonne auf ihrer jährlichen Wanderung über dem Polargebiet veru r sacht wurde.
    Über ihren Köpfen, in der Tiefe des unheimlich-finsteren Himmels, begann ein schwaches, fast unsich t bares Glitzern und Funkeln. Barfuß, in ihre Decke g e hüllt, stand Usteyin im feinen Pulverschnee, bewegte den Kopf und sog tief die eisig kalte Luft ein, ihre herrlichen Nasenflügel bebten. In einer Situation voll lauernder G e fahren fiel sie in Verhaltensweisen zurück, die sich durch alle Zeiten und Räume bis hin zu den eiszeitlichen Wä l dern der prähistorischen alten Erde erstreckten. Dann gingen sie durch den Schnee mit leise knirschenden Schritten zu der großen Eingangshalle, deren Türen weit geöffnet waren. Zögernd und sichernd wie Einbrecher betraten sie vorsichtig Avings Burg.
    Drinnen war es ebenso kalt wie im Innenhof. Usteyin flüsterte Han zu: „Sie sind alle fort. Keiner zu sehen. Sie sind geflohen, bevor das Schiff zerstört wurde – vor vi e len Stunden schon. Dieser Ort ist kalt und tot.“
    „Wie ist das möglich? Sie haben doch höchstens eine Stunde Vorsprung. Es müßte eigentlich noch warm hier sein.“
    „Erinnerst du dich? Als ich meinen Geschichtensam m ler befragte – auf dem Schiff? Ich sagte, daß sie mich sehen konnten, mit einem Sinn, den ich nicht begreife, einer Nicht-Sicht oder etwas, das so ähnlich funktioniert. Vielleicht haben sie dann Alarm geschlagen.“
    Als sie die düstere Burg durchforschten, bemerkte Han, daß sie recht hatte – keiner da, seit Stunden schon mußten sie fort sein, länger auf jeden Fall als seit dem Zeitpunkt, da Hatha sich auf das Schiff der Fremden g e stürzt hatte. Überall gab es Anzeichen eines hastigen, übereilten Aufbruchs. Verstreut lagen Unmengen von Kisten und Kästen herum; zudem fanden sie in einigen Gängen mehrere Leichen: einige waren Ler, andere Me n schen. Keiner von ihnen war ein fremdrassiges Wesen. Es mußte ein Kampf stattgefunden haben; worum es d a bei gegangen war, blieb unersichtlich, vielleicht um Wertsachen oder sonstwas.
    Als sie in die Haupthalle kamen und jenen Korridor gefunden hatten, den Aving beim Eintreten benutzt hatte, sagte Han zu Usteyin: „Als Liszendir und ich damals hier waren, hatten sie eine Musikergruppe, die während des Abendessens spielte. Zu dem damaligen Zeitpunkt wußte ich noch nichts über die Klesh. Ich dachte, sie seien all e samt Mitglieder einer einzigen Familie, einer Kaste, e i nem Volksstamm, einer Sippe oder ähnlichem. Sie waren sich genauso ähnlich wie die Zlats untereinander.“
    „Musik? Sie haben tatsächlich etwas getan? Du weißt ja selbst, daß die meisten Klesh schon lange ihre prakt i schen Naturanlagen verloren haben, weil sie ganz auf ihre Anwendung verzichteten. Ich kann mir nicht vorste l len, welchen Typus du da gesehen hast.“
    „Unter den Toten jedenfalls war keiner zu f inden. Sie hatten einen leichten Körperbau, waren aber nicht beso n ders hübsch, eher bieder. Braune Haare, etwas gewellt, und große Nasen – nicht so groß wie bei den Haydars, aber größer als deine und kleiner als meine.“
    „Aha! Das waren bestimmt Peynir. Ich wußte nicht, daß es noch welche gibt. Gewöhnlich weiß jeder über die anderen so ungefähr Bescheid; man sagt, daß sie ebenso alt seien wie die Zlats.“
    Ein Stück weiter, am Ende einer Treppenflucht, hatten sie mehr Glück. In einem engen tapezierten Zimmer fa n den sie ein Funksprechgerät oder jedenfalls etwas, das einem solchen sehr ähnlich sah. Deutlich wurde dies vor allem wegen eines sonderbar geformten Mikrophons und den daneben liegenden Kopfhörern. Der Kasten selbst gab nichts weiter her; sie berührten nichts und versuchten auch nicht, an ihm herumzuhantieren. Es gab verschied e ne Druckknöpfe, Schalter und Klarsichtfensterchen , die wohl den Zweck von

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