Morgenroetes Krieger
nicht.“
Liszendir ging an Han vorbei und programmierte von sich aus den Kurs. „Nun gut, ich sehe ein, daß du recht hast. Ich will ebenfalls nicht, daß er noch länger frei h e rumläuft.“
Usteyin schaute sie beide an. „Mir gefällt das ganz und gar nicht; aber ich weiß nicht, wie ich euch hindern soll. Auch sehe ich keine Möglichkeit, von diesem Schiff herunterzukommen. Ich bin keineswegs tapfer. Ich fürc h te mich vor Wesen, die andere so mißbrauchen können.“
„Nicht tapfer? Ich glaube, das stimmt nicht ganz, Usteyin. Und wenn, so mußt du es schleunigst werden. Denn wenn einer von uns diese Burg betritt, so mit S i cherheit wir beide. Einer, der das Schiff fliegen kann, muß hierbleiben – und das ist nun mal Liszendir.“
In kürzester Zeit näherten sie sich Avings Burg von S ü den her. Als sie die Stadt Leilas überflogen, hielten Han und Liszendir Ausschau nach irgendwelchen Lebensze i chen. Aber nichts war zu sehen, nichts rührte sich, Leilas lag begraben unter dem Schnee. Kurz darauf waren sie über dem höchsten Punkt des nördlichen Beckenrandes und verlangsamten ihre Geschwindigkeit bei sinkender Flughöhe. Sie überfolgen die Burg, schauten, ob sich u n ten etwas rührte. Aber alles war ruhig. Im Zwielicht des Nordwinters lag sie leer und düster da. Sie war verlassen.
Während Han und Liszendir die Burg und das umli e gende Gelände absuchten, schaute Usteyin auf den Bil d schirm in Flugrichtung Norden. Es dauerte nicht lange, bis ihre scharfen Augen am nördlichen Hang der Talse n ke etwas entdeckten: kleine schwarze Punkte, Menschen, die nach Norden flohen, Richtung Nordsommer oder sonstwohin – nur fort. Sie rief Han und Liszendir.
Han flog näher heran, um besser sehen zu können. Ja! Sie flohen fort von der Burg. Er konnte sie nicht im ei n zelnen erkennen, doch die Art und Weise, wie sie rannten, auseinanderstoben, als sie das Schiff ge wahr wurden – das war nicht Avings Art. Er mochte ein Lügner und B etrüger sein, aber er würde niemals wie ein Feigling wegrennen und sich verkriechen, nicht einmal in einer aussichtslosen Lage. Nein! Er war nicht bei ihnen! Er versteckte sich entweder in der Burg oder war vielleicht in Leilas. Han wendete und flog zurück zur Burg.
Seine Ahnung, daß er dort sein könnte, wurde fra g würdiger, je mehr sie sich der Burg näherten. Es war eine törichte Idee, hierher zurückzukommen! Sie würden ihn niemals finden. Der schlaue Fuchs hatte einen zu großen Vorsprung. Selbst wenn es nur eine Stunde war – es reichte. Unmöglich, jemanden vom Schiff aus aufzusp ü ren. Für einen solchen Fall waren Instrumente und Tec h nologie nutzlos. Und Zeit zu landen, um den ganzen Pl a neten nach ihm abzusuchen, hatten sie nicht. Doch ein kurzer Blick in die Burg würde sich vielleicht schon lo h nen – wenn auch nur, um ein paar Gegenstände mitz u nehmen. Versuchen konnte man es. Sie umkreisten die Burg mehrere Male, konnten aber kein Anzeichen von Leben entdecken, nicht einmal Rauch. Einem inneren Impuls folgend, flog Han direkt über die Burg und land e te das Schiff trotz der Enge im Innenhof. Sie hatten ein kleines Schiff, doch zwischen den Mauern wirkte es ri e sig. Leicht und gefühlvoll setzte die Pallenber ihre La n dungsbeine auf den weichen Untergrund.
Die Triebwerke wurden leiser und verstummten. Han programmierte auf Startbereitschaft und machte sich fe r tig auszusteigen. „Liszendir, du bleibst hier. Wenn etwas schiefgeht und wir nicht zurückkommen, wirst du allein der Union Bericht erstatten. Starte einfach und flieg los – du weißt, wie es geht. Und bevor du verschwindest, lege diesen Platz hier in Schutt und Asche. Vergiß einmal deine Verbote. Du kannst direkt auf Matrix-12 fliegen. Ich habe sie schon eingegeben. Brauchst nur zu drü c ken.“
Sie war widerspenstig. „Ich finde das nicht richtig! Wenn es unbedingt sein muß, dann sollten wir zwei g e hen!“
Usteyin schlang die Decke um sich. „Dieser Ort flößt mir Furcht ein; ich habe Angst davor, das Schiff zu verla s sen. Es ist mit Ausnahme meiner kleinen Kammer im L a ger auf der Ebene der einzige Platz, wo ich stark meine eigene Wirklichkeit empfinde. Du, Liszendir, verstehst mich und bist mir nicht böse, wenn ich sage, daß mein Leben mit dir nicht die Bedeutung hat wie mit ihm.“
„Ich bin nicht böse. Nun gut! Bringen wir es hinter uns, damit wir diesen Ort verlassen können.“
Han gab Usteyin eine von den Druckpistolen und zei g te ihr, wie man
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