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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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Baby auf dem Arm so ohne weiteres blamieren. Er verstand nun besser, warum sich Menschen und Ler aus dem W e ge gingen, auch wenn sie anmutige, ja, schöne Geschöpfe waren – menschenähnlich und friedliebend dazu. Es war schon äußerst verwirrend. So ungefähr, dachte er, mußte sich ein armseliger Neandertaler gefühlt haben, der wä h rend der Eiszeit des prähistorischen Europa in ein Lager des Cromagnon-Stammes geraten war.
    „Nein, ich bin kein Weiser oder so etwas. Eigentlich komme ich mir eher wie ein Narr vor. Aber ich werde alles erzählen, wenn wir beisammen sind. Und als G e genleistung für die Antworten und die Hilfe werde ich arbeiten und tun, was in meinen Kräften steht.“
    „Das freut mich sehr. Was die Antworten betrifft: s o weit wir sie eben geben können. Und Arbeit? Davon h a ben wir mehr als genug.“
     
    So machte sich Han am Morgen des langen Chalcedont a ges an die Arbeit und verrichtete einfache landwirtschaf t liche Aufgaben. Er verbrachte den Tag zusammen mit Pethmirian auf dem Felde, pflückte Bohnen und füllte mit ihnen einen kleinen Wagen, den sie hinter sich her durch die Ackerfurchen zogen. Sie zeigte ihm, was er zu tun hä t te, wobei sie betrübt den Kopf schüttelte, wenn er seine Eindaumenhand gebrauchte. Ihre eigene Hand huschte schnell wie ein Vogel zwischen den Pflanzenstöcken hi n durch. Aber er lernte und bemühte sich.
    Gegen Abend entlud sich ein Regenschauer, träge und bedächtig, wie es das Wetter auf Chalcedon so an sich hatte. Han und Pethmirian zogen sich in eine Scheune zurück, wo sie Bazh’ingil Gesellschaft leisteten und den restlichen Tag damit zubrachten, die gepflückten Bohnen von den Hülsen zu befreien. Gelegentlich schaute Da r denglir herein, unterhielt sich eine Weile und ging wi e der. Als der Nachmittagsregen langsam in das Tiefblau des Abends überging, wanderte nach und nach einer nach dem anderen zum Wasserbottich, wo er dann mit viel Geplantsche und Gejauchze Körper, Kleider und alles andere wusch. Han tat desgleichen. Er war nicht gerade schamhaft, aber doch ein wenig verlegen wegen seiner Nacktheit und den offensichtlichen Unterschieden, die zwischen ihren beiden Rassen bestanden.
    Dardenglir hatte die Zubereitung und Herrichtung des Abendessens beaufsichtigt, ein Vorgang, den Han ein wenig befremdend fand; allerdings nur bis zu dem Punkt, wo er sich daran erinnerte, daß sie ja in einem Maße die Gleichberechtigung der Geschlechter betrieben, die selbst die radikalsten Streiter der menschlichen Emanzipation s bewegung als extrem bezeichnet hätten. In direkter U m kehrung zum menschlichen Modell, wurden die Ler in ihren Geschlechterrollen um so angepaßter, je niedriger ihr kulturelles Niveau war. Han wußte, daß eine ihrer unumstößlichsten Überzeugungen darin bestand, daß sie an die Konvergenz der Geschlechterfunktionen im Zuge der biologischen Evolution glaubten. Nicht hier und he u te, auch nicht bei ihren Nachkommen, aber vielleicht nach drei oder vier weiteren Generationen könnte es dazu kommen, daß beide Geschlechter vollkommen gleich würden, sogar was die Geburt der Kinder anbetraf. Das Geschlecht wäre dann nur noch eine Funktion der Indiv i dualisierung und nicht der biologischen Fortpflanzung.
    Nachdem alle mit dem Essen fertig waren, begannen sie sich zu unterhalten. Dardenglir erzählte Han von ein i gen Besonderheiten der Ler. Da er ein scharfes Auge für die Feinheiten des Gesichtsausdruckes hatte, bemerkte er sofort Hans Erstaunen hinsichtlich der Tatsache, daß er – Dardenglir – ein Baby säugte. Seine Erklärung ging d a hin, daß seit Auftauchen der Säugetiere der Mann rud i mentäre Brustwarzen und -drüsen habe. Man war der Meinung, daß die volle Funktion dieser Drüsen in einer speziellen Eigenschaft des zugrundeliegenden DNS-Programms bestehe, die ihrerseits erst sehr spät in den Wachstumsprozeß eingreift; zudem funktionierte ihre Struktur zu ihrer vollen Zufriedenheit, da so die Mühe und Last der Kinderaufzucht gleichmäßig verteilt wurde.
    Tanzernan, das Mädchen, das letzte Nacht niederg e kommen war, sagte irgend etwas und kicherte. Darde n glir übersetzte es als „Männermilch macht Kinder müde“. Aus der gegenüberliegenden Ecke kam von Bazh’ingil die verhaltene Bemerkung: „Aber sie macht die Jungen später zu besseren Liebhabern.“ Alle, einschließlich Han, brachen über diesen Wortwechsel in schallendes Geläc h ter aus.
    Han bemerkte, daß sie außer ihrem Humor noch eine

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