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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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muß. Ich versuche das Gebiet um die Hauptstadt zu erreichen.“
    „Ich verstehe. Wird nicht schwer sein. Wenn du mit unserem Haus vorliebnehmen willst?“ Die Worte klangen seltsam in ihrer Art. „Es ist im Augenblick ein bißchen voll bei uns; wir hatten heute nacht eine Geburt und sind lange aufgeblieben, um das Ereignis zu feiern. Aber wir haben noch Platz für dich und auch Nahrung, Wärme und nette Leute. Wir werden schon eine Schlafstelle finden.“
    „Ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet, Dardenglir.“
    „Dann komm herein.“ Er wartete nicht, sondern drehte sich um und verschwand im Haus. Han konnte ihn dri n nen reden hören. Er folgte ihm, kletterte die Stufen hoch und betrat durch den Vorhang den yos.
    Der Innenraum war kreisförmig, eingerahmt von e i nem breiten Bord, das von runden Löchern unterbrochen wurde; zur Linken eine Plattform, die als Herdstelle die n te und von der aus durch einen verkleideten Kami n schacht der Rauch durch die Decke abzog. Überall sah er Kerzen, Lichter und Leute. Sie muteten ihn fremdartig an, aber er hatte den gleichen Gedanken wie alle Gerett e ten: Es waren lebendige Wesen. Er blinzelte in die He l ligkeit des Raumes hinein.
    Während einer von ihnen etwas von dem restlichen Festessen für ihn zusammensuchte, stellte Dardenglir die übrigen vor. Es waren zwei Babys, ein kleines Mädchen, vier Erwachsene und vier Alte; eine vollständige Webe mit allen drei Generationen – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kein Zweifel, Dardenglir war männlichen Geschlechts – aber Han sagte nichts.
    Es war in der Tat eine Geburtsfeier. Eine der Frauen war offensichtlich in dieser Nacht niedergekommen, denn sie lag hingestreckt in einigen Kissen, nackt, mit gerötetem, glücklichem Gesicht und einem Baby, das an ihrer Brust nuckelte. Han bemerkte, daß die Nabelschnur noch nicht abgebunden war. Alle schauten mit größter Neugier auf ihn, während Dardenglir in Multi-Sprache auf sie einredete. Dann lächelten sie und winkten ihn zur Herdstelle.
    „Iß und trink. Sei glücklich mit uns. Im Hof steht ein Trog zum Waschen, und hier, zu deiner Rechten, kannst du schlafen.“
    Han nickte, in der Hoffnung, daß es als höfliche Geste verstanden wurde, und nahm dankbar an, was man ihm angeboten hatte. Er aß, ging nach draußen und wusch sich im eiskalten Wasser, kehrte dann ins Haus zurück und verkroch sich in einen dunklen, kleineren Raum; dort fand er etwas Weiches, Deckenähnliches, zog es über sich und versank in tiefen Schlaf.
    Als er erwachte, war er allein. Der Raum, ein weiteres, etwas kleineres Ellipsoid, erstrahlte im hellen Tageslicht. Er kroch hinaus in jenen ersten Raum, der Wohnzimmer, Küche und Diele in einem war. Er horchte, um festzuste l len, ob jemand im Hause war. Aber er bemerkte nichts, was auf die Anwesenheit der Bewohner schließen ließ. Von draußen vernahm er Stimmen. Er zögerte und fühlte seinen Bart, der während des langen Marsches wild g e wuchert war. Bestimmt hatten sie nichts, um ihn zu stu t zen. Er fragte sich, welchen Eindruck er damit wohl auf sie machte, wenn ihn schon Liszendir als „ zu ungelenk und zu behaart“ empfunden hatte. Eine andere Welt und dennoch: Sie waren großzügig und freundlich zu ihm gewesen.
    Er ging zum Eingang und schob den Vorhang beiseite. Der yos lag, was nun bei Tageslicht gut zu erkennen war, auf einer niedrigen Bodenerhebung. Nicht weit entfernt plätscherte ruhig und behäbig ein sauberer Bach, der die Gegend, das Dorf und die klare Luft murmelnd komme n tierte. Eine Holzrinne leitete sein Wasser in die Nähe des Hauses, wo es in einem größeren hölzernen Bottich au f gefangen wurde. An jener Stelle, wo es in ähnlicher We i se wieder in den Bach zurückgeleitet wurde, konnte er ein kleines nacktes Mädchen von etwa vier Jahren sehen, das am Wasser spielte, kleine Dämme baute, sie wieder einriß und dabei beobachtete, wie das gestaute Wasser abfloß und den Damm mit sich riß. Sie schaute hoch und erblickte Han. Sie sah ihm direkt und furchtlos ins G e sicht, mit einer gewissen Verwunderung in den weit au f gerissenen Augen. Sie unterbrach ihr Spiel, näherte sich scheu den Treppenstufen, stieg hinauf und berührte se i nen Bart. Dann lachte sie und rannte blitzschnell davon, wobei sie irgend jemanden mit ihrer unbeschwert si n genden Stimme herbeirief.
    Augenblicklich erschien Dardenglir, den Han die Nacht zuvor kennengelernt hatte; auch jetzt trug er ein Kleinkind in seinen Armen. Ja, er hatte recht

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