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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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gehabt, er war ohne Zweifel männlichen Geschlechts. Da er nun schon seit einiger Zeit mit Liszendir zusammen gewesen war, hatte er einen Blick für die Unterschiede beko m men: der Gang, der Knochenbau, die ganze Haltung. Dardenglir begrüßte ihn höflich und zuvorkommend.
    „Die Sonne ist erwacht, mein Freund, und du ebe n falls. Ein gutes Zeichen.“
    „Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll …“
    „Das brauchst du nicht. Wir haben selten Besucher hier. Dem letzten menschlichen Gast haben wir ein gr o ßes Haus auf dem Hügel gebaut.“ Han schaute sich um. Es war kein Haus zu sehen, auch keine Anzeichen, daß es je eines gegeben hatte. Er wandte sich wieder Dardenglir zu, der lächelnd meinte: „Du siehst, wie es ist. Selbst Ler kommen selten in diese Gegend. Wir verlangen nicht viel als Gegenleistung – nur ein paar Geschichten und eine Hand, die bei der Feldarbeit mit zupackt.“
    „Was das letztere anbelangt, so bin ich bereit; was für Geschichten aber meinst du?“
    „Was sich so in der weiten Welt zuträgt.“
    „Ach so, diese Art von Geschichten. Gut, ich kann ein paar erzählen, bezweifle aber, daß mich viele verstehen werden.“
    „Kein Problem. Ich werde übersetzen. Und wenn du länger bleibst, so kann ich dir die Single-Sprache be i bringen – dann kannst du dich verständlich machen. Zur Zeit sind wir beide die einzigen, die hier im Dorf die Al l gemeinsprache beherrschen. Ich bin dankbar für ein w e nig Praxis – es ist lange her. Man rostet ein, hier in Ghazh’in.“
    Han kam die Stufen herunter in den Hof. „Wo sind die anderen?“
    „Einige hier, andere dort. Tanzernan, jene, die gestern abend ihr Kind zur Welt gebracht hat, trifft sich heute mit den Innenverwandten ihrer alten Webe, in der sie eine thes war. Sie unternimmt mit ihnen heute irgend etwas Besonderes. Sie und ich, wir sind korh und dazh, du würdest es Zweitmutter und Zweitvater nennen. Ich habe mich mit Pethmirian verwoben, die eine madh oder Erstmutter war. Sie arbeitet heute auf dem Feld. Bazh’ingil repariert einen Wagen, dort hinten bei der Scheune. Weißt du viel über uns?“
    „Nur das Wichtigste. Ich kenne keinen Ler näher, a u ßer … aber lassen wir das!“
    „Wie du schon gesehen hast, bist du mitten in ein Fest hineingeplatzt. Es war nicht nur die Geburt, die wir feie r ten, sondern auch den Fortbestand dieses klanh, dieser Webe. Jetzt haben wir unsere nächste Generation von Innenverwandten – Mädchen und Jungen. Die Kleine, die deinen Bart so sehr mag, heißt Himverlin und ist ein Kind von Bazh’ingil und Pethmirian. Sie ist eine nerh, dennoch ist sie etwas schüchtern.“
    „Ich verstehe. Was passiert, wenn beide das gleiche Geschlecht haben?“
    „Bei den nerh ist es reiner Zufall, aber danach ist es zum Teil festgelegt. Und zwar durch die Art unserer Verwebung. Ich weiß nicht mehr, wie das Wort heißt …“
    „Pheronome? Chemische Spurenelemente, ähnlich den Hormonen, die die Bioinformationen übertragen.“
    „Genauso funktioniert es, aber es ist nicht perfekt. Wenn die toorh beide das gleiche Geschlecht haben, so ist es mit der Webe zu Ende. Sie müssen sich mit anderen verbinden, genauso wie die Außenverwandten. Auch wenn wir eine Webe mit demselben Problem finden, also mit Innenverwandten, die vom Geschlecht her zu den unsrigen passen, so müssen sich doch beide Weben – die ihrige und die unsrige – für immer auflösen. Die vier gründen neue Weben, mit neuen Namen. Aber bei uns scheint ja jetzt alles in Ordnung zu sein.“
    „So ist es.“
    „Nun ist alles gut. Aber was ist mit dir?“
    Han antwortete nicht sofort. Ja, in der Tat, was sollte jetzt sein? Was war mit dem Schiff, mit dem ganzen Unte r nehmen, mit Liszendir? Ein plötzlicher Schock befiel ihn.
    „Oh ja, es ist eine lange Geschichte, die ich da erzä h len muß. Ich will allerdings lieber fragen als antworten.“
    „Aha!“ rief Dardenglir. „Ich sehe, du bist ein wisse n der mnathman , ein Ler-Weiser!“
    „Ein Weiser? Nein, sicherlich nicht. Wie kommst du darauf?“
    „Da es die Art der Weisen ist, Fragen zu stellen und nicht Antworten zu geben; ist es nicht gerade das, warum man sie als Weise bezeichnet?“ Er lächelte. Han kam sich wie ein Dummkopf vor. Hier also stand er: ein gut erzogenes und gebildetes Mitglied seiner technolog i schen Kultur, einer Zivilisation, die sich über rund fün f undzwanzig Planeten – Menschenwelten – ausgebreitet hatte. Dennoch konnte ihn dieser Bauer mit seinem

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