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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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Dabei waren sie noch nicht sehr weit g e gangen. Liszendir hatte heftige Kopfschmerzen beko m men. In dem Gebirgswall, der sich vor ihnen auftürmte, entdeckte Han eine Schneise, die nach Form und Lage ganz annehmbar aussah. Er wollte schauen, wie weit sie vorankommen würden.
    Sie fanden etwas Wasser. Es war brackig und tröpfelte nur spärlich, ohne daß man genau erkennen konnte, w o her es kam. Han roch daran, schmeckte kurz und schaute vergeblich das umliegende Gelände nach Schlamm und Wasserlachen ab. Sie brauchten Stunden, um an den w e nigen Tropfen ihren Durst zu löschen.
    Das Licht hinter der Gebirgskette nahm eine unb e schreibliche Färbung an: ein gleißendes Perlmuttblau, das in die Augen stach, sich abschwächte und in totale Dunkelheit überging. Nachdem sie mit Unlust und ohne ein Wort zu wechseln ihr Nahrungskonzentrat hinunte r gewürgt hatten, gruben sie sich eine flache Mulde in den Erdboden und legten sich halb zugedeckt und eng anei n andergekuschelt zum Schlafen nieder. Liszendir ging es schlecht. Sie rang keuchend und mit viel Anstrengung nach Luft. Han nahm sie fest in seine Arme. Er fühlte sich ebenfalls nicht gut und war trotz der geringen Marschleistung ungewöhnlich müde; aber es war nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Der Sauerstoffgehalt war anscheinend sehr hoch.
    Die Sterne gingen auf und strahlten mit erstaunlicher Klarheit und Leuchtkraft; zum Zenit hin glitzerten und funkelten sie wie Sterne, die auf bekannteren Planeten nahe dem Horizont standen. Ja, eine schwere, dichte A t mosphäre, geringer Feuchtigkeitsgehalt, aber reich an Sauerstoff. Doch die Sterne waren ihm unvertraut und nach den angenehm freundlichen Nächten auf Chalcedon in ihrer Fremdheit fast feindselig. Zudem war es erbär m lich kalt. Er hatte recht behalten: Die Temperatur sank in der Tat rapide.
     
    Sie schliefen nicht besonders gut, was auch wohl unter dem Einfluß der Höhenkrankheit nicht anders zu erwarten war – hinzu kamen noch die Kälte und die unbequemen Umstände. Han war fast froh, als er sah, wie nach einer kurzen, ja fast zu kurzen Nacht der Himmel heller wurde. Er änderte seine Farbe schlagartig; dann – als die Sonne aufging – wurde es stechend heiß. Der Übergang war unvermittelt brutal. Er verstand nun, warum man diesen Planeten Morgenröte nannte. In einem gewissen Sinne jedoch war er von großartiger Schönheit und erinnerte an schmelzenden, glühenden Stahl. Die Temperatur stieg, bevor sich noch die Sonne am östlichen Horizont erhob. Der Fuß des Gebirges war noch in Dunkelheit gehüllt.
    Liszendir erwachte. Sie hatte einen fiebernden Blick und hatte ebenfalls eine scheußliche Nacht verbracht. Ohne ein Wort packten sie in stoischer Gelassenheit ihre Sachen zusammen und schleppten sich über den kurzen Tag nach Westen direkt auf die Berge zu.
    Einige Male im Laufe des Tages nahmen sie Erdstöße wahr; keine schweren, aber stark genug, daß sie deutlich zu spüren waren. Liszendir registrierte sie ebenfalls, sa g te aber nichts. Han meinte zu ihr: „Diese Berge vor uns, das Hochplateau, die Erdstöße: Wir sind am Rande einer Kontinentalscholle. Wenn wir es bis zu den Bergen schaffen, treffen wir bestimmt auf eine Schlucht oder einen Canon. Auf der anderen Seite wird die Höhe wohl bis auf den Meeresspiegel absinken. Ich vermute, dort ist das Land niedriger, vielleicht gibt es auch einen Ozean. Alle Planeten haben driftende Kontinente – deshalb we r den Berge wie diese dort ausgefaltet. Nur dadurch kö n nen sie zu dieser Höhe in Nord-Süd-Richtung aufgewo r fen werden. Allein das Maß der Bewegung differiert von Planet zu Planet.“
    Sie nickte. Sie hatte zugehört und verstanden. Sie ma r schierten weiter.
    Die Berge wurden um keinen Deut größer, und Han war sich schon unsicher, ob seine Höhen- und Entfe r nungsschätzungen zutrafen. Sie machten sehr früh halt, zu müde, um bis zum Anbruch der Dunkelheit durchha l ten zu können. Diesmal war kein Wasser aufzutreiben; sie aßen lustlos und schützten sich gegenseitig vor der kommenden Kälte. Han ließ noch einmal seinen Blick über die konturlose Ebene und die Berge schweifen, b e vor die Sonne hinter ihnen versank.
    Es folgte eine weitere kurze Nacht und ein Tag wie der vorangegangene, klar und wolkenlos – dann noch einer und noch einer. Anfangs war es noch wichtig, ob sie bei ihrer nächtlichen Rast Wasser fanden oder nicht – aber selbst das wurde mehr und mehr bedeutungslos. Sie hörten auf, miteinander zu

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