Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
Vom Netzwerk:
wartete. Während er fort war, hatte sie die Fähre durc h stöbert und den Beutel mit Nahrungspillen herausg e nommen – auch die Armbrust hatte sie nicht vergessen. Dazu ein paar Decken aus der Fährenkabine. Nun hatten sie wenigstens für einige Zeit Schutz und Nahrung.
    Als er auf sie zutrat, sprach sie mit flüsternder Sti m me: „Han, wie stehen unsere Chancen? Du bist doch der Überlebenskünstler – nicht ich. Ich hab’s einmal g e macht, aber das war so aufs Geratewohl, und ich wäre beinahe gestorben. Was hältst du von der Gegend hier? Welche Richtung sollen wir einschlagen?“
    „Ich weiß es auch nicht.“ Dann schaute er sich eing e hend um. Die Landschaft war fast flach, ohne jegliche Erhebungen – abgesehen von jenem Hügel, der ihnen Schutz geboten hatte und jener entfernten Bergkette. Als Han ihre Umrisse genauer in Augenschein nahm, ve r suchte er die Entfernung festzustellen: je weiter entfernt, desto tiefer wurde das Blau. Auch wenn die Berge nur zehn Meilen entfernt gewesen wären, blieb ihre Höhe noch immer gewaltig. Aber Han wußte, daß sie weiter weg waren, als es den Anschein hatte. Er prüfte die Luft und schaute hinauf zur Sonne.
    „Ohne Karten, Instrumente und Kenntnisse? Ich weiß nicht mehr, als mir meine Sinne mitteilen – und das ist wenig genug.“ Versuchshalber sprang er mehrmals in die Höhe. „Die Schwerkraft scheint normal zu sein – vie l leicht ein bißchen mehr als ein Standard-g, ungefähr 1,1, aber die Luft ist sehr dünn.“
    „Ja, hab’ ich auch schon bemerkt. Ich kann nur schwer atmen.“
    „Scheint ein Hochplateau zu sein. Etwa 13 . 000 bis 14 . 000 Fuß, aber der Sauerstoffanteil ist größer. Kadhyal nennt man es bei euch, falls ihr so etwas auf Kenten habt. Es wird nachts sehr kalt werden. Vermutlich müssen wir auch mit Höhenkrankheit rechnen: Kopfschmerzen, O h rensausen, vielleicht auch Erbrechen oder Lungenbluten. Wir müssen von der Ebene herunter, wenn wir überleben wollen. Ich sehe keinen Weg, wie wir hier wegkommen sollen – nur die Berge. Vielleicht gibt’s dort eine Schlucht oder einen Canon. Sieh dir den Schnee an. Er geht nur bis dahin! Darüber ist nackter Fels. Jene Wo l ken, die du auf den niedrigsten Gipfeln und Bergrücken erkennen kannst, sind Zirruswolken: Höhenwolken, etwa 35 . 000 Fuß bei einer Atmosphäre und Schwerkraft, die nahe der Standardgröße liegt. Hier oben ist die Gravitat i on etwas größer und die Atmosphäre dichter. Genau weiß ich es nicht. Sie sind ziemlich weit weg und bedeutend höher als unser eigener Standort – mehrere Meilen höher. Es könnten sechs- bis siebentausend Fuß sein – oder auch mehr. Ich bin sicher, daß wir sie zu Fuß nicht überqueren können. Aber es ist unsere einzige Chance. Gebirge von dieser Höhe und Formation haben nicht selten ein tiefes Becken auf der anderen Seite, wenn – wie hier – eine Hochebene vorgelagert ist, ähnlich einer Kontinenta l scholle. Vielleicht ist auch ein Meer dahinter.“ Er unte r brach sich. Er wollte noch etwas sagen, war aber auße r stande dazu. Er rang nach Luft.
    Liszendir schaute lange auf die Bergkette. Sie schützte dabei ihre Augen mit der Hand. „ Ja, du hast recht, sie sind weit weg – viele Tage weit für uns. Aber ich gebe zu, es ist der einzige vernünftige Weg. Ich bin nicht g e rade beglückt darüber, die Ebene zu durchqueren, wenn ich an den Meteoriten denke. Aber schau, wie sich die Sonne bewegt. Es muß gegen Nachmittag sein, und als wir landeten wares wohl kurz vor Mittag. Die Tage sind hier offenbar sehr kurz. Man kann sogar sehen, wie sich die Sonne bewegt.“
    „Schau nicht hin! Diese bläulichen Flecken bedeuten ultraviolettes Licht. Wir können einen bösen Sonne n brand bekommen – du vor allen Dingen. Deine Augen könnten ebenfalls Schaden nehmen.“
    Ohne lange zu zögern, verhüllten sie sich, so gut es ging, sammelten ihre paar Habseligkeiten ein und mac h ten sich auf den Weg.
    „Geh langsam, Liszendir, und atme tief durch. Wir können nicht rennen.“
    Sie lächelte ihn an. „Wer rennt denn?“ Ihr Tonfall war voller Belustigung und Trotzigkeit, aber auch bestimmt und energisch. Han fragte sich, ob das Ganze sie nicht zu sehr anstrengen würde, zumal er nicht wußte, ob Ler überhaupt Höhenluft ertragen konnten. Er wußte ledi g lich, daß sie niemals an extrem hoch gelegenen Orten lebten. In der Tat, es konnte für sie hart werden.
     
    Die Nacht brach so plötzlich herein wie eine Tür, die man zuwirft.

Weitere Kostenlose Bücher