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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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sprechen und verloren jegl i ches Interesse an dem, was um sie herum an Veränd e rungen vor sich ging.
    Und in der Tat, es gab ein paar Veränderungen im Laufe der endlos monotonen Tagesrhythmen: Die Berge rückten näher, und die Ebene ging langsam in ein sanft hügeliges Gelände über. Es war für sie mühsam, die fl a chen Hügel hinaufzusteigen, aber um so leichter fiel i h nen der Abstieg im Westen, auch wenn dort schon der nächsthöhere Hügel auf sie wartete.
    Sie rationierten die geschmacklosen Nahrungspillen, so gut sie konnten. Dennoch – trotz aller Beschränku n gen wußten sie, daß nur noch ein kleiner Rest übrig war; bei Liszendir zeigte sich ein deutlicher Gewichtsverlust: ihr Gesicht war jetzt hager und eingefallen; auf Han wirkte sie abgezehrter als damals, als sie bis zum Markt von Hobbs Basar getaumelt war. Hobbs Basar …! Jahre schien das her zu sein, wie eine andere Zeit, weit weg wie die Kindheit – ohne Bedeutung. Die Anzahl der Tage – auch das war ohne Bedeutung; das einzige, was zählte, waren die restliche Menge an Nahrungspillen im Beutel und die Entfernung zum Bergmassiv, die nun doch mehr und mehr zusammenschrumpfte. Jeden Abend um ein i ges früher erreichten sie die violetten Schatten am Fuße der Berge, und die Sonne bewegte sich von Tag zu Tag mehr nach rechts, gen Norden. Han war das unerklärlich. Er wußte, daß diese Bewegungen eine bestimmte Bede u tung hatten, aber irgendwie gelang es ihm nicht, sie in einer einleuchtenden Erklärung sinnvoll zu verbinden. Es blieb im dunkeln, nur erahnt, aber nicht faßbar. Er war unfähig, sie in Worte zu kleiden, irgend etwas in seinem tiefsten Innern sagte ihm, daß sie diese Ebene unter allen Umständen verlassen mußten. Die Schatten am Mittag fielen nach Süden, und täglich wurden sie ein wenig lä n ger. Die Erdstöße häuften sich und nahmen an Stärke zu. Die Berge, die über ihnen schimmerten, beherrschten nun die gesamte westliche Horizonthälfte, gleich gigantischen Fängen, die sich in den schrecklichen Rachen des Hi m mels reckten.
    Gegen Ende des nächsten Tages erreichten sie eine enorme Schlucht, die sie erst sahen, als sie direkt davor standen. Die gegenüberliegende Seite verschwamm im violetten Dunkel der abendlichen Bergschatten und war nicht klar zu erkennen. Vom Rand aus ging es in sanfter Neigung endlos abwärts, bis dorthin, wo sich am Grunde die Luft zu Nebel verdichtete und wo sie beide einen kaum sichtbaren silbrig glänzenden Fluß zu erkennen glaubten. Da standen sie nun im dämmrigen Zwielicht am Rande des Abgrundes und schauten in die Tiefe; der Fluß schien, falls sie sich nicht täuschten, nach Süden zu fließen, während die Schlucht den Bergen folgte, auch wenn es keine Anzeichen für einen Durchbruch in der Felswand über ihnen gab. Die Größe der Schlucht übe r stieg bei weitem alles, was sie bisher gesehen hatten. Sie paßte gut zu den enormen Ausmaßen des Gebirges.
    Liszendir blickte mit glänzenden Augen hinunter. „Luft, das ist es, was ich brauche. Wenn ich nur wieder richtig atmen kann … oh ja, ich wollte wohl hinunterg e hen und in Frieden sterben.“ Ihre Stimme war ein einz i ges Krächzen.
    Han fügte hinzu. „Du sprichst mir aus der Seele; es würde schon genügen, wenn wir nur hinunterkämen.“ Seine eigene Stimme klang für ihn noch befremdlicher.
    Sie machten sich unverzüglich an den Abstieg – noch eine Nacht wollten sie nicht auf dieser schrecklich hohen und kalten Ebene verbringen. Aber trotz der offensich t lich sanften Neigung des oberen Teils war der Abstieg nicht leicht; denn wieder einmal täuschten die Entfe r nungen, und je weiter sie vorankamen, um so steiler wurde der Abhang. In der Dunkelheit, die Sterne über sich, aber das erste Mal ohne den vertrauten Horizont, hielten sie an.
    Die zurückgelegte Strecke pro Tag verringerte sich fast auf Null – dennoch bewegten sie sich stetig abwärts. Von Tag zu Tag gewann der östliche Rand der Schlucht an Höhe, die Luft wurde zunehmend dichter und leichter zu atmen, jede Nacht kamen die Schatten um einiges fr ü her. Und noch immer krochen sie abwärts, abwärts, mit kaum sichtbarem Fortschritt. Eines jedoch war jetzt be s ser: Sie hatten stets Wasser, frisches Wasser, das von den Felsen tropfte. Mit Wasser konnten sie ihre Nahrung s konzentrate strecken, doch die Auswirkungen wurden immer deutlicher: Han war zum Skelett abgemagert, während sich bei Liszendir die Unterernährung noch ve r heerender auswirkte; was

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