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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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legte sich zum Schlafen nieder.
    Doch auch am nächsten Morgen erwachten sie frü h zeitig bei Tagesanbruch. Sie erhoben sich lustlos und schweigend. Dies würde endgültig der letzte Tag sein. Er hatte das Gefühl, keinen Schritt mehr tun zu können. Noch einmal sammelten sie ihre Decken ein, mehr aus ritueller Gewohnheit als aus irgendeinem anderen Grund, und gingen fast automatisch um den Felsbrocken herum.
    Vor ihnen lag keineswegs ein weiterer endloser A b hang, sondern eine große, ebene Terrasse, parallel zum weiter unterhalb liegenden Flußbett. Und keine fünfzig Schritte entfernt war ein Haus – ein Haus, errichtet aus rohen Feldsteinen, aus dessen Schornstein dünner blauer Rauch emporstieg. Von drinnen ergoß sich gelbes Licht in das Tiefblau und Violett, das überspannt wurde vom wolkenlosen Perlmutthimmel, der über ihnen den Mo r gen des Planeten Morgenröte ankündigte und die Luft erzittern ließ.
    Han schaute auf Liszendir. Tränen strömten über ihre hohlen Wangen, dann gaben ihre Beine nach, und sie sank ohnmächtig zusammen. Er hob sie auf: Sie war leicht wie eine Feder – ein Bündel kraftloser Knochen. Ja, sie hatte gehungert, mehr als er, bei gleicher Ration; und er wußte auch, warum sie den letzten Tag so heiter und sorglos gewesen war. Mit der leichten Last auf se i nen Armen wankte er auf das Haus zu; doch er kam nur bis zum Innenhof, wo er ebenfalls zusammenbrach. Dort fand sie eine Stunde später der überraschte Besitzer, als er seine übliche Morgenrunde machte.
     
    Der Bauer war ein Mensch, hatte eine Frau und zwei großgewachsene fürsorgliche Töchter – doch all das b e merkte Han nur nebenbei: Er aß und schlief, schlief und aß. Er hörte Stimmen, die in Single-Sprache redeten oder zumindest sehr stark daran erinnerten, aber sie waren weit weg und ohne Bedeutung. Er schlief tief und fest.
    Als er endlich mit klarem Kopf erwachte, saß Lisze n dir, schmalgesichtig, aber erholt, auf dem Boden neben seiner Pritsche. Es schien Mittag zu sein – aber welcher Tag? Er wußte nur eines: Er war wieder gesund und l e bendig. Er schaute sie an, erkannte, daß sie auf sein E r wachen gewartet hatte.
    Sie fragte: „Fühlst du dich jetzt besser? Mir jedenfalls geht es wieder gut.“
    Er nickte. Sie war wieder zu Kräften gekommen, doch die zurückliegenden Strapazen hatten ihr eine neue, eher nüchterne Schönheit verliehen. Wie auch immer man ihre derzeitige Altersphase in Ler-Begriffen nennen mochte, sie war jetzt weder eine Heranreifende noch eine Jugen d liche in der Pubertätszeit; nichts war geblieben von di e sem bestrickenden ambisexuellen Wesen, das er in Boomtown getroffen und auf Chalcedon geliebt hatte. Ihre Augen reflektierten das kalte Blau des Himmels.
    „Ich glaube, du wirst mit ihnen am Anfang Verständ i gungsschwierigkeiten haben. Sie sprechen nur Single-Sprache, die sich aber noch stärker verändert hat als di e jenige der Krieger – selbst ich hatte zuerst einige Pr o bleme. Es sind jedoch Menschen! Das wundert mich am meisten. Ich muß zugeben, daß es mich merkwürdig b e rührt, wenn dein Volk meine Sprache in dieser unrege l mäßigen und verschnörkelten Form gebraucht. Selbst dort, wo man ihnen etwas Reguläres vorgibt, machen sie etwas völlig Irreguläres daraus.“
    „Sind sie uns freundlich gesinnt?“
    „Ja, freundlich genug, obgleich du sie möglicherweise ziemlich verschlossen finden wirst. Ich habe ihnen e r zählt, daß wir den Kriegern entkommen sind und uns aus dem Schlachtgetümmel auf der Hochebene im Osten bis hierher geschleppt haben. Besser das, als die ganze Wah r heit. Damit können sie wenigstens etwas anfangen – und selbst das ist für sie schon fast zuviel. Ein wenig mißtra u ten sie mir, weil ich eine Ler bin, was sie ja deutlich s e hen konnten. Aber mein langes Haar hat sie zumindest davon überzeugt, daß ich nicht zu den Kriegern gehöre. Wir sind Helden, weil wir so weit gelaufen sind.“
    „Du bist schön.“
    Sie drehte sich einen kurzen Moment lang um, so als verursache ihr die Bemerkung innere Qual. Dann fuhr sie fort: „Wir können auf dem Fluß die Schlucht durchfa h ren. Zu dieser Jahreszeit hat er wenig Wasser, allerdings erzählten sie mir, daß sie es nach der Ernte mit Flößen versuchen werden. Wenn wir bleiben und ihnen helfen, werden sie uns zum Markt mitnehmen. Rat mal, wo das ist! – Auf der anderen Seite des Gebirges! Die Schlucht geht ganz hindurch.“
    Sie schaute erneut nach draußen, als versuchte sie,

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