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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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weiß wo. Er sah in ihr nicht länger die Geliebte, sondern ein fremdes weibliches Wesen mit völlig unbegreiflichen Motivationen und Charakterzügen.
     
    Die Konversation kam eine Weile ins Stocken, während Han auch weiterhin zu Liszendir hinübersah und bemüht war, irgendeine vertraute und bekannte Verhaltensweise oder Absicht zu erkennen. Es war ihm unmöglich! Ihr Gesicht war wie versteinert, distanziert, verschlossen, während es früher selbst bei Meinungsverschiedenheiten engagiert und mitteilsam gewesen war. Ungerührt be o bachtete sie die Musiker, die Wächter, Aving, Hatha und das Tischgedeck. Die beiden Gastgeber hatten sich in ein höfliches, aber kompliziertes Gesprächsthema vertieft. Aving mochte wohl eine untergeordnete Stellung ei n nehmen, hatte dennoch aber auf einigen Sachgebieten ein hervorragendes Wissen, das weit über jenes von Hatha hinausging. Dieser konnte ihm kaum folgen. Sie benut z ten eine geheimnisvolle Sprachregelung, die noch spezi a lisierter war als die Haarspaltereien der alten Theologen und selbst wenn Han sich im Thema ausgekannt hätte, hätte ihn die Sprache arg in Verlegenheit gebracht. Li s zendir schien ganz offensichtlich desinteressiert.
    Das Gespräch kam zu einem Schluß, jedenfalls sah es ganz danach aus. Die Ergebnisse waren wohl ebenso u n befriedigend wie das Thema unverständlich war. Aving gab den Musikern ein Zeichen: Einige hörten auf zu spi e len, packten ihre Instrumente ein und verschwanden, während die anderen ohne Unterbrechung oder Verzög e rung weiterspielten. Aus einer hinteren Nebenhalle e r schienen andere, die noch seltsamere Instrumente bei sich trugen. Die Neuankömmlinge, die das gleiche Au s sehen hatten wie die Gruppe zuvor – ähnlich und de n noch unähnlich –, nahmen ihre Plätze ein und begannen auf ihren reichverzierten Instrumenten in das laufende Stück einzufallen. Han hörte einige Minuten lang zu – dann gab er auf. Er bekam Kopfschmerzen von dem Ve r such, in dieser fremdartigen Musik eine Ordnung erke n nen zu wollen, obgleich er bei äußerster Konzentration ein paar verschwommene Andeutungen, Ahnungen und Figurationen auffangen konnte, die aber ebenso schnell zerflossen, wie sie in sein Wahrnehmungsbewußtsein eindrangen. Die scheinbare Einfachheit der Musik ve r wies auf eine Grundstruktur , die ihn völlig aus der Bahn warf.
    Aving halte bemerkt, daß er zuhörte. In verbindlichem Ton sagte er: „Ich sehe, du versuchst diese Musik zu ve r stehen. Der Stil, den sie im Augenblick spielen, ist etwas ganz Besonderes; er ist so gestaltet, daß nicht nach einem vorgegebenen Melodieschema gespielt wird; etwas, das ja ganz typisch ist für die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns. Es ist schon seltsam, aber die Musiker lernen die Tonfolge nicht so, wie ihr es tun würdet. Ihr übt das ganze Stück ein und spielt es dann auswendig. Dadurch geht das Wesentliche der Intonierung verloren. Meinst du nicht auch?“
    Han stimmte höflich zu. Hatha wandte sich wieder seinen Gästen zu. Als er zu sprechen begann, tat er dies mit der größten Vertrauensseligkeit: „Was ich vorhin sagte, sollte nicht bedeuten, daß ihr eine unbegrenzte Entscheidungs- und Handlungsfreiheit habt. Zu wählen, den eigenen Kurs zu bestimmen, das ist ein Privileg, das nur wenigen zukommt – den Höhergestellten und Mäc h tigen. Sobald wir uns auf den unteren Ebenen der Gesel l schaft bewegen, werden wir natürlich sofort merken, daß diese Freiheit der Wahl zunehmend geringer wird. Nun zu dir, Han. Du paßt im Moment in keine gesellschaftl i che Klasse, in der deine Person ein integraler Bestandteil wäre, und somit hast du auch nicht die kleinste Entsche i dungsfreiheit. Ich aber habe eine ganze Palette von Mö g lichkeiten und werde euch, wie wir so schön sagen, ein wenig davon abgeben – auf Zeit und auf unser Vorhaben begrenzt. Zieht also mit der Horde oder geht zurück nach Leilas oder auch ‚nach draußen vor die Tür’, wie es bei uns heißt. Die Zweierbeziehung ist ein System, das ihr Menschen euch ausgedacht habt und mit dem ihr euch selbst Fesseln anlegt; frei wählen könnt ihr nur vorher, obwohl ihr zweifelsohne theoretisch noch etwas Spie l raum habt. Mehr davon vielleicht in Leilas. Liszendir hat ihrer Natur entsprechend ein wenig mehr Spielraum, da sie einem Volk mit größerem Potential angehört; aber bei Licht besehen ist dieses Mehr so gering, daß es zu einer rein akademischen Frage würde. Allerdings beharre ich auf der

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