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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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ins Leben rief. Gegenwärtig sehen wir in der Zweierverbindung etwas sozial Niedriges, ein Menschenprodukt, halten aber auch die Viererverw e bung für falsch. Deshalb entwickelten wir ein Dreiers y stem, das Elemente von beiden in sich hat und mit seiner Vielschic h tigkeit eher unserem Selbstverständnis en t spricht.“
    Han fiel ihm ins Wort. „Ich will nicht mit dir streiten, aber bei uns ist man der Ansicht, daß Formen höherer Ordnung nicht notwendig komplexere Verhaltensweisen nach sich ziehen.“
    Liszendir sagte schnell, bevor Hatha darauf antworten konnte: „Ich verstehe das nicht. Dreiersysteme?“
    „Auf Morgenröte ist die gesamte Bevölkerung in Klassen eingeteilt. Die verschiedenen Typen der Me n schen – ob nun wild oder nicht – stehen auf der untersten Ordnungsstufe. Für die Le r gibt es weitere Unterglied e rungen. Die sozial niedrigen Ler, die keine Krieger sind, organisieren ihre Familien weiterhin nach menschlichem Vorbild. Die höheren Schichten schließen sich im Re i fungsalter mehr oder weniger willkürlich zu Triaden – Dreiergruppen – zusammen, wobei wir jedoch darauf achten, daß alle Triaden die gleiche Geschlechteranzahl wie jene haben, mit denen sie sich vereinigen wollen. Wir nennen diese Triaden übergeschlechtlich!“
    „Übergeschlechtlich?“
    „Es gibt in jeder übergeschlechtlichen Triade drei Pe r sonen. Sie haben untereinander keinen Geschlechtsve r kehr, sondern nur mit einer übergeschlechtlichen Gruppe des anderen Geschlechts. Bei drei Individuen und zwei Grundgeschlechtern gibt es acht mögliche Systemve r knüpfungen, die sich nach vier unterschiedlichen Typen gliedern: drei des einen Geschlechts, drei des anderen Geschlechts, zwei weitere Triaden, wo zwei Drittel männlich oder weiblich sind. Natürlich bilden die g e schlechtsr e inen Triaden die höchste Gesellschaftsklasse. “
    „Ich verstehe. Khmadh !“ Das Wort, das Liszendir b e nutzte, schien ziemlich abwertend gemeint zu sein, mac h te aber weder auf Hatha noch auf Aving Eindruck. Für Han besaß es überhaupt keine Bedeutung, da er ke i nerlei Idee oder Vorstellung damit verband. Er hatte es bisher noch nie gehört. Aber er konnte ein Resultat des Triadensystems auch jetzt schon deutlich sehen: Es e r neuerte und verstärkte das geschlechtsspezifische Verha l ten. Er zog daraus den logischen Schluß, daß die vo r nehmlich weiblichen übergeschlechtlichen Triaden für die Kinderaufzucht und -erziehung zuständig waren. Wahrscheinlich völlig abgesondert von den übrigen E r wachsenen, in einer subkulturellen Welt. Aber das Ganze hatte eine gewisse Folgerichtigkeit. Ein Kind, das b e straft wurde, entwickelte sich zu einem Wesen, das später wieder straft; ein anderes, das gezwungen wird, die eig e ne Altersgruppe als eine spezielle Kategorie von Leuten zu sehen, wird sich als Erwachsener ebenfalls absondern. Bei der Hauptbevölkerung, den Ler, wurden die kulture l len Unterschiede zwischen den Geschlechtern weitg e hend ausgemerzt, damit jedes Geschlecht „seiner Natur nach“ den vollen Beitrag zur Gesellschaft leisten konnte; sie praktizierten ähnliches bei der Unterscheidung von Kindern und Erwachsenen, allerdings mit einem völlig anderen Resultat: Das Kind wurde stärker zum Kind, der Erwachsene mehr zum Erwachsenen. Es war ein Unte r schied, der nicht aus ökonomischen Zwängen eingeimpft wurde. Die Krieger hatten somit das andere Extrem bis auf die Spitze getrieben, und zwar so weit wie bisher keiner. Man folgerte dies alles nicht in einem einzigen, geradlinigen Gedankengang; es kam ihm eher in einer plötzlichen Erleuchtung. Er war stolz auf sich. Er hatte von Liszendir mehr als nur die Sprache oder die Worte der Liebe gelernt.
    Hatha fügte hinzu: „Solche übergeschlechtlichen Tri a den dauern, wenn sie sich erst einmal gebildet haben, bis zum Tode ihrer Mitglieder. So bin ich zum Beispiel im Augenblick allein, weil die beiden anderen Mitglieder meiner Triade im Kampf getötet wurden.“
    „Laß mich raten“, sagte Liszendir. „Deine Triade war zu hundert Prozent männlich.“
    „In der Tat.“
    „Man merkt es.“ Sie schaute hinüber zu Aving. „Und er?“
    „Die oberste Klasse der unteren Ler“, antwortete Aving. „Aber keine Angst – unser System ist flexibel. Meine Nachkommen haben sich als passable Triadenmi t glieder der Kriegerklasse erwiesen.“
    „Erzählt bitte nichts mehr. Ich muß mich mit dieser neuen Ordnung erst vertraut machen, um zu sehen, we l chen Platz

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