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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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Unterscheidung, daß ihr größerer Freiraum aus einem naturgegebenen Charakterzug ihrer herrschenden Gesellschaftsklasse resultiert, auch wenn er zur Zeit nicht zur Entfaltung kommen kann.“
    Somit war für sie die Frage der Entscheidungsfreiheit des einzelnen wichtiger als materielle Dinge und Geld, die doch als Ausdruck – oder war es als Folge? – einer gesellschaftlichen Klassenzugehörigkeit galten. Vie l leicht war das der Kern der Diskussion, die sie vorhin g e führt hatte. In Hathas Redeweise schwang ein fast religi ö ser Unterton mit, als er die Sachlage darlegte. Nach ein i gem Überlegen sagte Han zu Hatha: „Ich verstehe, was du meinst, kann aber die Voraussetzungen nicht prüfen, da ich sie nicht ganz überblicke. Trotzdem, was die Frage der freien Entscheidung anbetrifft, so kann ich nicht zusti m men, da Untersuchungen gezeigt haben, daß in der menschlichen Gesellschaft derjenige, der ganz oben steht, fast immer am wenigsten Freiheit besitzt, daß der Fre i raum somit abnimmt, je höher man in der Gesellschaft aufsteigt. Wir hingegen sehen die extreme Freiheit in einer völligen Entbindung von Verantwortung – so wie beim Landstreicher, der sich nur um sein leibliches Wohl zu kümmern braucht: um Schlafen, Essen, Kleider. Offe n sichtlich seht ihr die echte Freiheit zusammengezogen in der gesellschaftlichen Spitze – wie bei einem Autokraten.“
    „Ein interessanter Aspekt, den du da ansprichst. Ich hätte ein so ausgeprägtes Wahrnehmungsvermögen bei dir nicht vermutet. Ich würde diese Sache auch gern we i terverfolgen, desgleichen andere Erkenntnisse, über die du vielleicht verfügst. Doch leider bin ich hier auf meine Überredungskunst angewiesen und muß dich zudem da r an erinnern, daß ihr in meinem eigenen System steckt, ob ihr nun wollt oder nicht, ob das nun grundsätzlich richtig oder falsch sein mag. So wie die Dinge stehen, müßtet ihr – auch wenn ich behaupten würde, der Himmel sei aus Stein, und dazu die Macht hätte, es so darzustellen, als entspräche es den Tatsachen – all dem rein aus Ve r nunftsgründen zustimmen oder wenigstens so tun als ob. Habe ich nicht recht? Also dann: Trefft eure Wahl! Wägt gut ab! Ihr werdet keine weitere Gelegenheit mehr dazu bekommen.“
    Han wandte sich ab und überlegte. Dabei bemerkte er etwas Eigenartiges: Aving, der sich ganz aus dem G e spräch herausgehalten hatte, lauschte verzückt der Musik, so als verfolge er sie, Note für Note, Melodie für Mel o die. Han schaute zu den Musikern hinüber. Sie waren konzentriert und tief versunken in ihr Spiel, dem Aving offensichtlich ohne Mühe zu folgen vermochte. Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Alternativen: mit Hatha gehen oder zurück nach Leilas. Er prüfte beide Möglichkeiten sorgfältig. Leilas war recht verlockend, da es weit weg von der Horde und den Kriegern war. Zudem war die Stadt frei oder schien es zumindestens zu sein. Aber diese Freiheit war ohne Bedeutung. Er würde für immer in Leilas bleiben müssen. Die andere Möglichkeit war weniger schön, aber es bestand die Hoffnung, noch einmal in die Nähe des Schiffes, der Pallenber, zu ko m men, und auch in die Reichweite der kleinen, todbri n genden Pistole, die hoffentlich noch immer in jenem Fach im hinteren Kontrollraum lag. Und wenn es ihm gelänge, an sie heranzukommen …
    „Ich habe mich entschlossen, Hatha. Ich werde mit dir gehen, obwohl ich von dem, was es mir bringt, nicht g e rade übermäßig angetan bin.“
    Liszendir fügte tonlos hinzu : „ Ich ebenfalls.“ Das war kurz entschlossen, ohne einen Hinweis auf Gefühle, Hoffnungen und Absichten.
    Dann fragte sie: „Mich würde eines noch interessieren: Warum hast du am Anfang versucht, uns auf Chalcedon zu fangen? Ich meine: du – nur du allein. Warum hast du nicht eine ganze Mannschaft von Untergebenen losg e schickt?“
    „Zum einen war außer mir niemand greifbar. Ein Sp i on muß wirkungsvoll zu Werke gehen, muß großen En t scheidungsspielraum haben, falls es die Lage erfordert, und zudem auf hoher sozialer Stufe stehen. Für das, was wir auf Chalcedon vorhatten und warum wir es taten, war ein hoher, gesellschaftlicher Status erforderlich, ann ä hernd dem meinen vergleichbar. Ich war dort, um ausz u kundschaften und – wenn möglich – die Reaktion in die richtigen Bahnen zu lenken. Efrem, du verstehst? Er ist gar nicht erst angekommen. Wir erwischten ihn schon vorher auf Stationskurs – diesen kleinen, dreckigen Pr o filhai. Er

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