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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gepackt und unterschwellig bedroht hatte. »Ich habe meiner Verwandlung genauso wenig zugestimmt wie du deiner Zeugung. Wer immer mich geschaffen hat, hat auf den Wunsch des Dämons reagiert, in mich eindringen zu wollen. Wenn man sich nicht in einem derartigen Widerstreit mit dem Dämon befindet wie ich, oder seine Menschlichkeit so pflegt, wie Etienne es getan hat, dann durchschneidet einen das Drängen des Dämons wie ein brennendes Schwert.«
    Adam lächelte traurig, während er sich mit der einen Hand den Nacken massierte. Die andere Hand hing locker herab, doch nichts würde sie daran hindern, plötzlich hervorzuschnellen und Leas Schulter zu berühren. Fast sehnte sie sich danach, dass er es tun würde. Aber der Zorn brannte inAdam und drohte,sich durch die papierdünne Schicht seiner Selbstherrschung zu fressen.
    Beunruhigt spielte Lea mit dem Gedanken, wie sie ihn daran hindern könnte, den Abstand zwischen ihnen beiden zu überwinden, ohne die Wut noch mehr zu schüren. Sie war sich nicht gewiss, ob sie seine Berührung ertragen könnte. Zwar hatte sie diese dunkle Seite an ihm akzeptiert, aber direkt mit ihr konfrontiert zu werden, verunsicherte sie. Ehe sie begriff, was sie tat, wich sie einen Schritt zurück.
    Obwohl Adam nichts sagte, verletzte ihn die Zurückweisung sichtlich. Heiser presste er hervor: »Wer immer es war, der mich verwandelt hat, er ist dem Wunsch des Dämons so schnell nachgekommen, dass ich keine Gelegenheit hatte, mir mehr als ein flüchtiges Bild von ihm zu machen. Er war anscheinend nicht sonderlich interessiert daran, was aus seiner Kreatur werden würde.«
    »Es war also ein Er?«, fragte Lea kaum hörbar. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
    Adam nickte, und trotz des dämmerigen Lichts sah sie, wie sich seine Wangen rot verfärbten. Er schloss die Augen, und seine Lippen verwandelten sich in einen schmalen Strich. Besorgt beobachtete sie, wie die Erinnerung ihn heimsuchte, wie alte Verletzungen aufwallten und die Gegenwart fluteten. Hin-und hergerissen zwischen dem Verlangen, sich außer Reichweite zu bringen, und dem tief in ihr pochenden Bedürfnis, Adam Trost zu spenden, blieb sie stehen.
    In seiner Trauer und Wut haftete Adam etwas beängstigend Schönes an. Sie brachen etwas in ihm zum Leuchten, auch wenn es mehr ein düsteres Glimmen als ein Strahlen war. Und dieses Glimmen legte sich wie Seide auf Leas Haut, hüllte sie ein und verführte sie mit lockender Dunkelheit. Ein Versprechen umwehte sie mit einem Mal, dass es sich lohnen würde nachzugeben, den freien Willen und den alarmierenden Instinkt abzustreifen.Auch wenn der Preis das eigene Verderben bedeutete, so würde allein der Moment der Hingabe es wert gewesen sein.
    Lea zuckte zusammen, als sie erkannte, woraus diese Schönheit gespeist wurde: Auf Adams Haut tanzte der Dämon zu einem Reigen und feierte das bevorstehende Fest von Blut und Gewalt. Er hatte sich die Gelegenheit des emotionalen Chaos zunutze gemacht, um aus den Tiefen aufzutauchen, in denen Adams Wille ihn ansonsten gebannt hielt. Nun stachelte er Adam an, versprach ihm Macht und einen Sieg über alles, worauf er sich stürzen würde. Adams Körper war zur Bühne dieses namenlosen Wesens geworden, und es zeigte Lea seine strahlend schöne Fratze.
    Erstmals begriff sie, warum so viele dem Dämon huldigten und opferten: Die dunkle Pracht dieses Besatzers ließ alles andere neben sich unbedeutend erscheinen. Eine an den menschlichen Körper gefesselte Gottheit. Allein der Versuch, dieses Geschöpf zähmen zu wollen, musste bestraft werden. Und sich seinem Wunsch zu widersetzen, einen neuen Tempel zu beziehen, war ein Vergehen, das auf dieser Welt nicht ausreichend gesühnt werden konnte. Fast hätte sie aufgeschrien und sich auf Adam gestürzt, um dem Dämon zu geben, was er begehrte: ihr Blut und ihren Körper, nach dem sich all sein Sehnen richtete.
    Aber in diesem Moment bezwang Adam den Dämon erneut, und das wirre Flackern, das hinter Leas Augen gebrannt hatte, verschwand mit einem Mal. Sie schluckte und wankte leicht. Es war, als hätte jemand all die tausend Fäden, die eben noch mit aller Kraft an ihr gezogen hatten, mit einem Hieb durchtrennt.
    Adam schien ähnlich erschüttert zu sein, denn sein Gesichtsausdruck war der eines Mannes, der gerade aus einem grauenhaften Albtraum erwacht war. Aber es verriet auch, dass er den Dämon für den Moment besiegt hatte - als habe der sich gleichsam in seine Katakomben verzogen und lauere

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