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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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legen, und er auch vor den damit verbundenen Konsequenzen nicht zurückschreckte. Natürlich wünschte ein wütender und verletzter Teil von ihr Megan und dem Kollektor die Pest an den Hals. Dennoch konnte sie den Gedanken kaum ertragen, dass Adam so sehr darauf brannte, sich selbst die Hände schmutzig zu machen.
    »Du hast den Kollektor doch gesehen: Es ist tragisch«, versuchte sie, sich zu verteidigen.
    Sie sehnte sich danach, etwas Weiches und Verständiges in seiner Reaktion zu entdecken. Stattdessen warf er ihr einen eisigen Blick zu. »Es ist abstoßend«, erwiderte er kurz angebunden. »Falls du es nicht bemerkt haben solltest: Der Kerl ist vollkommen verrückt. Wahrscheinlich ist schon ein Großteil seines Gehirns zerfallen.Wenn ich die Möglichkeit hätte, ihm den Hals umzudrehen, würde ich es sofort tun. Ich hasse diese Opfer missglückter Verwandlungen. Egal wie rasch sie zerfallen, es gelingt ihnen immer noch, Unheil anzurichten.«
    »Gerade von dir hätte ich ein wenig mehr Verständnis erwartet. Die menschliche Hälfte von ihm zerfällt, während die andere vom Dämon gezwungen wird, weiterzumachen. Irgendwer hat ihn verwandelt, dabei wollte der Dämon ihn gar nicht haben, und nun tötet es ihn Stück für Stück.«
    Adam verzog seinen Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Gezwungen und geschändet - aber sicher doch! Wenn du mich fragst, handelt es sich bei unserem Freund um einen Sohn aus reichem Hause, der seine Schönheit konservieren und für alle Ewigkeiten in den Annehmlichkeiten seines Reichtums schwelgen wollte. Er wäre nicht der Erste vom Leben verwöhnte Idiot, der glaubt, dass alle Regeln für ihn persönlich außer Kraft gesetzt werden können.Wer hätte gedacht, dass das Schicksal über so viel grausamen Humor verfügt, dass der Kollektor von Jahr zu Jahr zuschauen muss, wie sein engelsgleiches Gesicht allmählich von Wurmfraß durchzogen wird.«
    Lea funkelte Adam abschätzig an. Seine zur Schau getragene Rohheit rief ihren Widerspruchsgeist auf den Plan, und sie verspürte den Wunsch, ihn zu verletzten, damit er wenigstens etwas von seiner arroganten Haltung einbüßte, die ihn ihr so entfremdete. »Du kennst dich ja gut aus«, sagte sie heiser und trat herausfordernd einen Schritt auf ihn zu. »Ist es damals vielleicht auch dein Ziel gewesen, deinen adoleszenten Größenwahn zu konservieren? Oder hatte jemand anders einfach beschlossen, dein schönes Gesicht für die Nachwelt zu retten? «
    Er starrte sie zornig an, und sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um dem Blick standzuhalten.
    »Wenn du glaubst, mir mit dieser Anspielung die Geschichte meiner Verwandlung entlocken zu können, dann hast du dich geirrt«, entgegnete Adam unnahbar, sich nach all den Wochen wieder seiner alten Maske bedienend.
    Am liebsten hätte sie ihn körperlich attackiert. »Als wenn ich das schon tausendfach versucht hätte und jedes Mal gescheitert wäre! Warum kenne ich die Geschichte eigentlich nicht? Ist es vielleicht so etwas wie ein schmutziges Geheimnis?«
    »Nein, aber ich mag die Art nicht, wie du mich danach fragst. Du bist wütend auf diesen verdammten Kollektor, weil er uns hier unten eingekerkert hat und für seine Unterhaltung missbraucht. Aber im Gegensatz zu mir traust du deiner Wut nicht über den Weg, weil sein Zustand dein Mitleid erregt. Doch ganz gleich, was du davon halten magst, ich werde mich nicht auf diese Sichtweise einlassen, verstehst du? Ich lasse mich nicht einsperren. Und ich lasse mich auch nicht zum Narren halten, verdammt!«
    »Hast du deiner Verwandlung zugestimmt?«, fragte Lea ruhig.
    Adam lief einige Male auf und ab - in diesem Moment hatte er in der Tat etwas von einer Raubkatze hinter Gittern, die kein Ventil für die sich aufstauende Aggression fand. Dabei presste er die Lippen so fest aufeinander, das sie sich blass verfärbten, und sie rechnete fest damit, dass er jeden Augenblick mit dem Kopf gegen die Wand rennen würde. Doch dann wurden die Bewegungen langsamer und geschmeidiger, bis er schließlich dicht neben ihr stehen blieb. Die Wildheit spiegelte sich weiterhin in seinen Augen, und Lea war sich nicht sicher, ob ihr diese unterdrückte Empfindung nicht noch viel mehr Angst einjagte.
    »Nein«, sagte er. In seiner Stimme klang ein bedrohlicher Unterton mit. Diese Wut richtete sich jedoch nicht gegen Lea, sie war für jemand anderen reserviert. Trotzdem verunsicherte es sie, eine Spur des Adams wiederzuerkennen, der sie damals in Etiennes Haus grob

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