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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gefälligst wissen, was genau du dann mit ihr zu tun gedenkst.«
    Adam blieb so abrupt stehen, dass Lea beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Langsam drehte er sich um und musterte sie. Instinktiv wich sie einen Schritt zurück, während ihr inneres Alarmsystem anschlug: Wenn er sie weiterhin so beunruhigend ausdruckslos ansah, würde nicht einmal die hinterste Ecke der Höhle Sicherheit bieten. Dass er immer noch imstande war, ihr einen solchen Schrecken einzujagen, schockierte sie. Obwohl er ihr eindringlich geschildert hatte, dass der Dämon stets ein Teil von ihm sein würde, hatte sie nicht damit
    gerechnet, dass sie sich so bald schon wieder vor ihm fürchten müsste. Verletzt verschränkte sie die Arme vor der Brust.
    »Was glaubst du denn, was ich mit Megan tun werde?«, fragte er beängstigend ruhig.
    »Sie sollte gar nicht erst hierherkommen.«
    »Dann weißt du also, wie Megan für ihren Verrat bezahlen wird. Es wäre also besser, wenn du dir Gedanken darüber machst, wo du dich verstecken wirst, wenn ich dieses Miststück bluten lasse.«
    Noch einmal versuchte sie, ihn umzustimmen. »Adam, denk doch mal nach - Megan abzuschlachten, während ich mich in deiner Nähe aufhalte, das willst du in Wirklichkeit weder mir noch dir antun. Außerdem bist du ja nicht ganz unschuldig daran, dass sie uns ans Messer liefern konnte. Du wolltest ihr ja unbedingt vertrauen, dabei ist ihre Loyalität nie völlig eindeutig gewesen.«
    Adams Augen verengten sich zu Schlitzen. »Megan hat mir Bescheid gegeben, als Pi dich auf dieses kleine Zwiegespräch eingeladen hatte ...«
    »Nachdem sie mich dorthin gebracht hatte, ohne dich einzuweihen. Und dass ich so einfach aus diesem Hotelzimmer schlüpfen konnte, während sie selig schlief ... Rückblickend würde ich behaupten, dass Megan sehr darum bemüht gewesen ist, sowohl Pis als auch deine Interessen unter einen Hut zu bringen.«
    »Du hast ja recht, Lea.« Adams Stimme troff vor Zynismus. »Sobald Megan mir unter die Augen kommt, werde ich mich ausgiebig dafür entschuldigen, dass ich sie mit meiner Blindheit dermaßen in Versuchung geführt habe.«
    »Schau mal, ich will dich ja gar nicht angreifen«, sagte sie beschwichtigend, handelte sich aber lediglich ein Schnaufen von Adam ein, dass vielleicht so viel wie »Ja, sicher doch« bedeuten sollte. Trotzdem musste sie ihn davon überzeugen, dass sein Weg der falsche war. Der Gedanke, was er mit Megan anstellen würde, wenn der Dämon sich eingeladen fühlte mitzumischen, war Motivation genug. Als er ihr den Rücken zuwandte und erneut die Höhle abschritt, fuhr sie deshalb fort: »Der Kollektor ist doch durchaus bereit, sich mit uns zu unterhalten. Auf welche Art und Weise er alles abgewogen hat, beweist, dass er vernunftbegabt ist. Anstatt einen archaischen Rachefeldzug in Gang zu bringen, hätten wir ihm Agatha als Tauschmittel für unsere Freilassung anbieten können. Vielleicht fällt uns noch immer etwas ein ...«
    »Bist du wirklich so naiv, wie dein Vorschlag klingt?«, fragte er hämisch.
    Mittlerweile war er dazu übergegangen, den vergitterten Schacht zu untersuchen, durch den der reißende Wasserlauf verschwand. Zuerstüberprüfte er die Verankerung der eingelassenen Eisenstangen, dann krempelte er einen Ärmel hoch und ertastete das Flussbett. »Eiskalt, und der Grund ist sehr uneben. Allzu lange scheint das Wasser noch nicht durch diese Spalte im Boden zu fließen.«
    Lea beobachtete, wie er den Arm emporzog, das Wasser abstreifte. Nicht einmal eine Gänsehaut hatte sich auf seinem Unterarm ausgebreitet.Vertieft in seinen Anblick, rutschte ihr eine unbedachte Bemerkung heraus: »Es muss furchtbar sein, in einen Körper eingesperrt zu sein, der nach und nach zerfällt, während er einem zugleich vor Augen hält, was man verloren hat.«
    Überrascht zuckte sie zusammen, als Adam mit der Zunge schnalzte, um seiner Abscheu Ausdruck zu verleihen. »Also noch jemand«, sagte er, »dem du nur allzu bereitwillig dein aufrichtiges Mitleid schenkst, obwohl er maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass wir hier unten in diesem Loch festsitzen.Vielleicht solltest du dir deine Anteilnahme lieber für uns beide aufbewahren, wir werden sie nämlich noch brauchen können.«
    Lea zog die Strickjacke vor der Brust zusammen, als könnte sie damit einen Schutzwall gegen die Kälte aufbauen, die Adam zunehmend ausstrahlte. Es verwirrte sie, dass es ihm offensichtlich ein Leichtes war, eine solche unbarmherzige Haltung an den Tag zu

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