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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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einem Sprint ansetzen. Die Gesichtszüge waren entspannt, und die Haut wies keinerlei verräterische Spuren von Blut oder Verletzungen auf Ein verträumtes Lächeln umspielte seine Lippen, aber es erreichte seine Augen nicht. Die waren vollkommen ausdruckslos. Doch Lea wusste genau, wer in ihren grünen Tiefen seine Kreise zog.
    Das Aufblitzen des Dämons ließ sie zurückweichen, woraufhin Adam mit einem Schlag sämtliche Muskeln in seinem Körper anspannte. Aber anstatt sie zu attackieren, richtete er sich in aller Ruhe mit geschmeidigen Bewegungen auf, als könne Lea sein Vorhaben nicht begreifen, wenn er sich nur langsam genug bewegte.
    Obwohl sie den Drang verspürte, auf der Stelle kehrtzumachen und loszurennen, beherrschte sie sich und setzte einen Fuß nach dem anderen zurück. Ganz bedächtig, nur keinen Verdacht wecken, dass die Losung in Wahrheit »Je weiter weg von Adam, desto besser« lautete.
    Adam legte den Kopf schief und beobachtete sie mit unverhohlenem Interesse. Mit seinen langen, kräftigen Gliedmaßen, die innerhalb eines Augenblicks solch vernichtende Energie freisetzen konnten, und dem kalten Funkeln in den Augen erinnerte er Lea einmal mehr an eine Raubkatze auf der Jagd. Berauscht vom Geruch der Angst. Verspielt und gern bereit, so zu tun, als bestünde für die Beute noch eine Chance zur Flucht. Aber auch eine Spur von Enttäuschung, denn eine Beute auf der Flucht war selten raffiniert genug, um den Ehrgeiz des Jägers zu befriedigen.
    Verzweifelt überlegte Lea, was sie jemals über Raubtiere und deren Jagdverhalten gelesen hatte, doch ihr Gehirn reagierte wie das eines Fluchttieres, das in der Regel gefressen wurde: Sie wollte nur noch weg, und zwar schnell und möglichst weit.
    Adams Nasenflügel flatterten, und für eine Sekunde ballten sich seine Hände krampfartig zu Fäusten. Unweigerlich zuckte sie zusammen und stieß einen leisen Schrei aus. Adams Haltung entspannte sich sogleich trügerisch, aber das sardonische Lächeln verriet den lüsternen Dämon: Laufund schrei, schien er ihr zuzuflüstern. Lass uns doch ein wenig Spaß an der Sache haben.
    »Adam«, flüsterte Lea. »Ich werde ganz bestimmt nicht vor dir davonlaufen. Stattdessen werde ich mich jetzt umdrehen und mich ein wenig abseits hinsetzen. Dann warte ich ab, bist du wieder alles unter Kontrolle hast.«
    Adams Mundwinkel zuckten nach oben, als wollte er sich vor Lachen ausschütten, wüsste aber nicht mehr, wie man das anstellt. Dann vibrierten seine Nasenflügel erneut, und der Blick, den er ihr zuwarf, war beredt genug.
    Lea rannte los, rein dem Instinkt folgend, um eine möglichst große Entfernung zwischen sich und den Dämon zu bringen, der seine gierigen Finger nach ihr ausstreckte. Zwar konnte sie nicht hören, wie Adam sich vom Boden abstieß, aber sie vermutete, dass er ihr direkt auf den Fersen war. Vielleicht würde er sie noch etwas treiben, ehe er sie niederstreckte.
    Mit einem Keuchen presste sie die Luft aus den Lungen, während sie vor Eifer beinahe über ihre eigenen Beine stolperte.Völlig von Sinnen vor Angst raste sie auf die senkrecht ansteigende Mauer zu, auf deren Rand in ferner Höhe der verlassene Regiestuhl des Kollektors stand.
    Sie glaubte, Adam hinter sich heiser lachen zu hören. Im nächsten Moment durchschnitt etwas pfeifend die Luft, gefolgt von dem Knall eines Schusses und dem vielfachen Echo der Höhlenwände.
    Mit einem dumpfen Krachen schlug ein Körper zu Boden.
    Lea stoppte ihren Lauf, indem sie mit ausgestreckten Händen gegen die Wand prallte. Trotzdem konnte sie es nicht verhindern, dass auch ihr Brustkorb und ein Knie gegen den Stein knallten. Sie brauchte einige Atemzüge, um sich zu fangen, dann legte sie den Kopf in den Nacken und starrte hinauf. Oben stand Adalbert und sicherte die seltsam aussehende Schusswaffe, die mit Patronen voller Beruhigungsmittel bestückt war.
    »Ich denke, es ist besser, wenn unser Freund hier eine Runde schläft, während wir beide einen kleinen Ausflug unternehmen«, erklärte er mit einer an Unverschämtheit grenzenden Sachlichkeit. »Außerdem sollte das Schauspiel, das Adam eben einläuten wollte, auf keinen Fall ohne den Kollektor stattfinden. Da hängt doch das ganze Seelenheil meines Herrn daran.«
    Immer noch vor Angst und Erschöpfung keuchend, drehte Lea sich um und erkannte, dass Adams zusammengesunkener Körper neben dem Wasserlauf lag. Dort, wo sie sich von ihm abgewendet hatte. Er hatte sich nicht einen Schritt von der Stelle

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