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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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herausbekommen würde, so sehr fühlte sie sich überfordert.
    Doch darauf schien der Professor keine Rücksicht nehmen zu wollen. »Adams Weigerung kann einfach nicht von Dauer sein«, fuhr er fort. »Sein Gegenüber zu erkennen bedeutet, endlich eins werden zu können. Denn so fantastisch die Möglichkeiten, die der Dämon uns anbietet, auch sein mögen, die Einsamkeit bleibt immer unser Begleiter. Die menschliche Gesellschaft erscheint uns zweitklassig und abgeschmackt. Zwar umgeben sich einige von uns mit menschlichen Dienern, aber das ist keine befriedigende Lösung. Und mit unseresgleichen passen wir so gut zusammen wie zwei gleiche Pole. Zweckbündnisse, mehr als das gelingt uns in der Regel nicht.« Er machte eine wegwerfende Geste, als wolle er sagen: Man könnte darüber verrückt werden. Welch ein Schmierentheater diese Existenz doch ist!
    »Ein Kräftemessen mit dem inneren Beherrscher, das ist typisch für Adam: Es befriedigt seinen Widerspruchsgeist. Er behauptet zwar, nicht bereit zu sein, das Risiko einzugehen, das jede Verwandlung in sich birgt. Aber diese Verzögerung ist eine unnötige Quälerei - und zwar für beide Seiten, wenn ich Sie mir so anschaue. Niemand kann das Geschenk eines Dämons ablehnen. Ich würde sogar behaupten, dass es ein Geschenk des Schicksals ist.« Der Professor hielt einenAugenblick lang inne, und seine Lippen wurden zu einem harten Strich. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Lea: Sie sollten sich etwas einfallen lassen, um Adam die Pistole auf die Brust zu setzen. Adams Widerspenstigkeit wird gebrochen werden, denn der Dämon wird seinen Willen durchsetzten, das tut er immer.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!« Lea hatte sich vorsichtig in den Kissen aufgerichtet. Augenblicklich schwirrte ihr der Kopf, und die Lungenflügel zogen sich zusammen, um ein bellendes Husten auszustoßen. »Sie wollen, dass ich Adam dazu zwinge, mich in ein Monster zu verwandeln, in eine Besessene?«
    Falls Leas Attacke Professor Carriere verletzt haben sollte, so ließ er sich nicht das Geringste anmerken. Mit einer eleganten Geste schlug er das Buch zu und stand auf. »Meine liebe Lea«, sagte er, als er auf die Tür zuging. »Besessen sind Sie doch schon seit dem Moment, in dem Adam Sie erkannt hat. Sie sind sein passendes Gegenstück. Deshalb können Sie Ihrem Schicksal auch nicht entkommen. Sie können es nur herausfordern und verlieren. Es tut mir für den Menschen in Ihnen leid, doch es freut mich für Adam. Entschuldigen Sie, aber es ist grausam, einsam durch die Zeit zu wandern. Eine Gefährtin, die von der gleichen Art ist, kann diesen Schmerz lindern. Das hoffe ich zumindest.«
    Das schnelle Schlagen ihres Herzens riss Lea aus dem Schlaf und ließ sie sehnsüchtig die Augen aufreißen. Adam stand mit dem Rücken zu ihr, dem offenen Fenster zugewandt, und starrte unbeweglich in die Nacht hinaus. Denn sie hatte herausgefunden, dass er ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe beobachtete. Die Lea-Show ging also nahtlos weiter, aber sie war zu erschöpft von der Krankheit und zu verwirrt von Professor Carrieres Worten, um dagegen anzukämpfen.
    Langsam setzte sie sich im Bett auf und griff nach der Schale mit Grießbrei, die neben Teekanne, Bücherstapel und Medikamententiegeln auf dem Nachttisch stand. Während sie aß, horchte Lea in ihren wunden Körper hinein: Das Fieber war inzwischen verschwunden, nur die schmerzenden Gelenke erinnerten noch daran. Der Hals kratzte weiterhin, und auch der hartnäckige Husten würde noch eine Zeit lang bleiben, aber im Großen und Ganzen fühlte sie sich deutlich besser. Vor nicht einmal achtundvierzig Stunden hatte das bloße Atmen sie alle Kraftreserven gekostet, doch nun konnte sie schon wieder den Anblick von Adams athletisch geformter Rückenlinie genießen. In ihren Gedanken wanderten ihre Finger über die Stellen des dünnen Stoffes, unter denen sich seine markanten Schulterblätter abzeichneten. Im nächsten Moment berührten ihre Finger keinen Stoff mehr, sondern elektrisierende Haut.Wie sich das anfühlte ... mhh ...
    Derartig in Träumereien versunken, zuckte Lea verblüfft zusammen, als ihr klar wurde, dass Adam sich umgedreht hatte und ein paar Schritte auf das Bett zugegangen war.
    Mit einem Mal wurde ihr unangenehm deutlich bewusst, dass ihr das verschwitzte Haar am Kopf klebte und dass das zu große, graue T-Shirt, in das man sie gesteckt hatte, nicht gerade vorteilhaft an ihren eingefallenen Schultern hing. Fahle Haut,

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