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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Augenringe, glühend rote Schnupfnase - was mochte die Krankheit wohl alles mit ihrem Aussehen angerichtet haben?
    Adam schienen allerdings ganz andere Gedanken durch den Kopf zu gehen, wie sie seiner angespannten Miene entnahm. Plötzlich kamen ihr Professor Carrieres Worte wieder in Erinnerung, wie schwer es ihm fallen musste, in ihrer Nähe zu sein, ohne dem Drängen des Dämons nachzugeben. Wie groß das Verlangen und um wie viel größer noch Adams Widerwille sein musste. Und sie saß da wie ein verliebter Teenager und schwelgte in erotischen Fantasien.
    Obwohl sie so viel Erschreckendes über den Dämon von dem Professor erfahren hatte, war das Verlangen, den Verstand auszuschalten und sich Adam bedingungslos hinzugeben, kaum zu unterdrücken. Es war so würdelos! In einem Anflug von Scham kniff Lea die Augen so heftig zusammen, dass es hinter den Lidern weiß blitzte. Mühsam unterdrückte sie das Bedürfnis, mit den Fäusten auf die Bettdecke einzuschlagen.
    »Ich würde gern genau wissen, was Etienne dir erzählt hat«, hörte sie Adam mit erstaunlich sanft klingender Stimme sagen. Trotzdem glaubte sie einen gereizten Unterton herauszuhören, egal wie sehr Adam das auch zu verbergen suchte. Er hatte sich ans Fußende des Bettes gestellt und eine Hand auf den Bettpfosten gelegt.
    Lea sah ihn prüfend an. Der wache, interessierte Ausdruck auf seinem Gesicht überraschte sie. Sie musste diesen Bann sofort brechen, das war sie ihrem Stolz schuldig. Ein bisschen Aufmerksamkeit durfte sie nicht in ein schmachtendes Häufchen Dämonenfutter verwandeln.
    »Professor Carriere hat angedeutet, du seiest auf der Jagd gewesen und dass das Trinken für euch so etwas wie der menschliche Orgasmus sei. Es würde mich, ehrlich gesagt, schon interessieren, wie oft es euch so kitzelt... Hängt es von der Libido des Dämons ab?«
    Zunächst reagierte Adam gar nicht, dann zog er die Augenbrauen hoch.
    Eine Reaktion!, jubilierte Lea. Ich habe ihm tatsächlich eine Reaktion entlockt. Zufrieden zupfte sie die Kissen in ihrem Rücken zurecht.
    Aber Adam nahm es gelassen, ließ sich sogar zu einem vagen Lächeln hinreißen. »Eines von Etiennes Lieblingsthemen. Das liegt wohl daran, dass er sich so vorbildlich zurückhält.«
    »Du hältst dich nicht zurück, nicht wahr? Du bist vom Typ her ein echter Aufreißer, oder?« Kaum war der letzte Satz heraus, da wurde Lea übel. Sie war mit dieser geschmacklosen Formulierung eindeutig übers Ziel hinausgeschossen. Außerdem weckte sie auch wieder jene grausigen Fantasien, die ihr so zu schaffen machten.
    Lea wichAdams Blick aus, denn seine nächste Reaktion wollte sie sich lieber ersparen.
    Zum Glück war Adam großzügig oder pikiert genug, um ihre Bemerkung zu ignorieren. »Eigentlich kann ich mir denken, welchen Vortrag Etienne dir gehalten hat. Ich muss ihn mir schließlich auch jedes Mal anhören, wenn es mir nicht gelingt, ihm rechtzeitig aus dem Weg zu gehen. Unser Freund ist ausgesprochen hartnäckig, wenn es um unsere gemeinsame Zukunft geht.«
    Lea nickte, wobei sie die Augen stur auf die Bettdecke gerichtet hielt. »Seine Reden über Schicksal.Verschmelzung und das Grauen der ewigen Zerrissenheit können einem ganz schön zu schaffen machen.«
    »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.« Adams Worte schlugen bei Lea wie ein Blitz ein. Zwar verharrte er immer noch regungslos am Bettende, aber er hatte etwas von seiner Unnahbarkeit eingebüßt. So hatte sie ihn noch nie erlebt, nicht einmal, als er verletzt in ihrem Zimmer gesessen hatte. Die Schutzhülle, die ihn stets wie eine zweite Haut umgab, schien mit einem Mal geborsten. Der Glanz des Dämons hatte einen empfindlichen Sprung erhalten. Vor ihr stand ein Mann.
    »Die letzten Tage, deine Krankheit ... Im Gegensatz zu mir bist du sterblich. Es braucht nicht viel, um dich auszulöschen. Nur einen dummen Zufall.« Er presste die Lippen zusammen und verstummte einen Augenblick lang, der Lea wie die Ewigkeit vorkam. Dann ließ er den Bettpfosten los und stellte sich neben sie. »Vielleicht macht mich Etiennes Gerede auch nur langsam mürbe. Wir sollten eine Entscheidung treffen ...«
    Er beugte sich leicht zu ihr hinab, und Lea spürte, wie ihr jeglicher Wille abhanden kam. Sie würde einfach nur dasitzen und akzeptieren, wofür Adam sich auch immer entscheiden würde.
    Sie war gar nicht in der Lage, auch nur den geringsten Widerstand zu leisten.
    »... aber nicht heute«, sagte Adam und lachte leise. Es war ein trauriges Lachen,

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