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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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verschwunden. Aus Truss war nichts herauszubringen, obwohl du mir glauben kannst, dass ich es aufrichtig versucht habe.«
    Der unverstellte Blick, den er ihr zuwarf, zeigte Lea das Bild einer gefolterten Truss, die mit einem ungebrochenen Knurren die immer gleichen Fragen beantwortete, bis kaum noch etwas von ihr übrig war, das gepeinigt werden konnte. Zum Glück brachte ihre Fantasie genug Mitleid auf, um Truss' Peiniger bei seiner Arbeit kein Gesicht zu verleihen. Ansonsten wäre sie wahrscheinlich schluchzend aus der Küche gestürzt.
    »Im letzten Frühjahr wurde mir schließlich klar, dass es an der Zeit war, einen Schritt weiterzugehen. Außerdem wollte ich zurück in deine Nähe. Die Wut auf deinen Verrat war nach all der Zeit nicht mehr ganz so kraftvoll, als dass ich dem tobenden Dämon länger Paroli hätte bieten können, der sich nur dafür interessierte, dich in Besitz zu nehmen. Ob ich wollte oder nicht, ich hetzte also deiner Fährte hinterher, das erste Mal seit langem wieder eins mit dem Dämon.«
    Bei diesen Worten zuckte Lea unwillkürlich zusammen. Auch wenn es dem Dämon gleichgültig zu sein schien, dass sie sich von Adam abgewandt hatte, so bedeutete es noch lange nicht, dass auch Adam ihr vergeben hatte - selbst wenn er sich aus eigenem Antrieb auf die Suche nach ihr gemacht hatte.Trotz der Anziehungskraft, die sie unleugbar auf ihn ausübte, konnte sie sich nicht sicher sein, wie er eigentlich zu ihr stand.
    »Du hältst dich also schon seit einigen Monaten in meiner Nähe auf?«, fragte sie mit leiser, brüchiger Stimme.
    Obwohl Adam langsam nickte, wagte sie es nicht, nachzufragen, ob er sich auch dieses Mal wieder nachts neben ihr Bett gesetzt und sie beobachtet hatte, während sie sich, von Albträumen geplagt, umherwälzte. So viel zu ihrem Glauben, alles perfekt unter Kontrolle gehabt zu haben.
    »Aber als ich hierherkam, fand ich nicht nur dich, sondern auch Pi«, redete Adam unterdessen weiter, der sich an Leas wachsendem Unbehagen nicht zu stören schien. »Naja, Pis ganze Existenz ist so angelegt, dass man ihn nicht verfehlen kann ... Jedenfalls fühlt auch er sich trotz all der aufwendigen Vorkehrungen, die er getroffen hat, bedroht. Ein guter Handel für mich, denn er hat seinen Einfluss über die ganze Stadt ausgebreitet. Und da er neben Kontakten und Gefälligkeiten auch Reichtum sammelt, ist er nicht unbedingt der schlechteste Umgang. Es passt alles außergewöhnlich gut zusammen, nicht wahr?«
    Adam schloss den letzten Satz mit einem selbstzufriedenen Lächeln ab, aber Lea war nicht im Geringsten überzeugt.Wort für Wort ging sie seine Geschichte noch einmal durch, dankbar dafür, nicht länger über ihr verwirrendes Gefühlsleben nachdenken zu müssen. Schließlich ließ sie sich tief in den Stuhl sinken, stützte die Ellbogen auf die Lehnen und presste die Fingerspitzen gegeneinander. Unbewusst hatte sie ihre typische Verhandlungsposition eingenommen, die im Verlag unter ihren Kollegen verschrien war. Wenn Lea diese Haltung einnahm, gab man besser gleich auf und legte die Karten offen auf den Tisch.
    »Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass Pi dich als eine Art Bodyguard angeheuert hat? Ich kann nachvollziehen, warum jemand wie Etienne sich nicht selbst schützen konnte, aber Pi ist ein ganz anderes Kaliber. Er ist kein wehrloser Schöngeist, der einen Racheengel aus der Vergangenheit fürchten muss. Wahrscheinlich würdest nicht einmal du es darauf anlegen, Pi zum Gegner zu haben. Außerdem ist dein Zeugnis als Beschützer nicht gerade das beste, Adam.« Als der letzte Satz ausgesprochen war, hielt sie gebannt den Atem an. Aber Adam strich sich lediglich die Haare aus dem Gesicht und blieb dann mit angewinkeltem Arm, die Hand den Hinterkopf massierend, sitzen. Aufmerksam schaute er sie an, und Lea spürte instinktiv, dass sie den Ball noch etwas weiter spielen musste.
    »Wenn du glaubst, ich nehme dir ab, dass dich lediglich die Sehnsucht nach mir hierher verschlagen hat, dann irrst du dich gewaltig. Vielleicht bin ich dir damals in meiner Verliebtheit naiv vorgekommen, doch du tust gut daran, mich nicht zu unterschätzen. Mir so einen romantischen Blödsinn aufzutischen: Konntest dich nicht länger von mir fernhalten, von wegen!« Herausfordernd funkelte sie Adam an, was dieser mit einem angedeuteten Lächeln quittierte. »Du hast Adalbert nicht aufgegeben, Adam, das würdest du niemals tun. Wahrscheinlich hat dich eine Spur in diese Stadt geführt, oder du

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