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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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bist mit Pi, dieser gut vernetzten Spinne, irgendeinen Handel eingegangen. Wo ziehst du mich da mit rein? Dein neu entfachtes Interesse an mir, die Inszenierung gestern Nacht ... Wenn du mich für irgendetwas missbrauchen willst, dann solltest du lieber eleich auspacken!«
    »Sonst was?« Adam lachte leise. »Leere Drohung haben immer etwas Würdeloses an sich, wenn du mich fragst. Das passt nicht zu dir. Adalbert ist verschwunden, und ich habe keine frische Spur. Das macht mich, ehrlich gesagt, wahnsinnig. Aber du solltest deine Wirkung auf mich nicht so gering schätzen. Ich habe vielleicht Etienne verloren, dich habe ich jedoch noch. Deswegen bin ich hier.« EinenAugenblick lang ließ er die Worte im Raum stehen, dann fuhr er fort: »Allerdings gibt es noch einen anderen Grund, obwohl man es nicht einmal den Hauch einer Spur nennen kann. Unseresgleichen werden weniger. Nun ja, wir sind noch nie besonders zahlreich gewesen - es weiß niemand genau, wie viele es von uns gibt. Und da wir nicht sonderlich oft Umgang miteinander pflegen, ist es schwierig zu sagen, ob einer von uns verschwunden ist oder nur seine Jagdgründe gewechselt hat. Trotzdem verdichtet sich das Gerücht über den Schwund. Und wer könnte besser darüber Bescheid wissen als Pi?«
    Adam lehnte sich leicht über den Tisch und blickte Lea eindringlich an. »Im Moment passt für mich einfach alles bestens zusammen: Ich bekomme dich und kann gleichzeitig Pis Netzwerk nutzen, um meine Neugierde zu befriedigen. Wie sieht es aus, Lea: Bist du zufrieden mit der Antwort?«
    Lea kniff die Lippen zusammen. Sie war sich nicht sicher, was sie von alldem halten sollte. Aber sie glaubte nicht, dass Adam sich weiter bedrängen ließe. Darum schlug sie eine andere Richtung ein: »Pi sagte, du solltest mehr Zeit mit mir verbringen, damit du deinen Jagdtrieb besser unter Kontrolle bekommst. Was hat er damit gemeint?«
    Auf dem Fest hatte Pi angedeutet, dass Adam vor Erregung kurz davor gewesen war, Lea etwas anzutun - doch das verschwieg sie lieber. Denn sie glaubte, dass Pi sich in diesem Punkt geirrt hatte. Adam war sicherlich kurz davor gewesen, über sie herzufallen. Aber auf eine ganz andere Art, als sie Pi vorschwebte.
    Rasch schob sie die Erinnerung an die leidenschaftliche Umarmung auf dem Fest beiseite. Dabei behielt sie Adams schmale Nasenflügel im Auge, für den Fall, dass er ihre aufflackernden Gefühle wittern sollte. Doch er schien viel zu konzentriert, um ihre Erregung wahrzunehmen.
    »Kannst du dich daran erinnern, was ich dir über die Wirkung erzählt habe, die der Umgang mit Menschen auf meinesgleichen hat? Es drängt das Dämonische in uns zurück. Wenn wir jedoch den anderen Weg einschlagen, büßen wir nach und nach unsere Menschlichkeit ein, unsere Persönlichkeit spitzt sich unnatürlich zu.Vielleicht kann ich es dir so erklären: Während der Mensch in seinem Leben ein kompliziertes Netz von Seitenstraßen durchstreift, rast der Dämon auf einer Einbahnstraße entlang. Der dämonisierte Mensch widmet sich ganz einer Herzensangelegenheit.« Ein Nerv unter Adams rechtem Auge zuckte kurz, und Lea konnte deutlich erkennen, wie sich unter der Haut sämtliche Gesichtsmuskeln verhärteten. Offensichtlich machte ihm das Thema zu schaffen, auch wenn er es sich nur ungern anmerken ließ. »So, wie es aussieht, liegt mir die Jagd eben. Pi hat wohl gemeint, dass es mir nur guttun würde, ein wenig von diesem Trip herunterzukommen. Die beste Methode dafür ist nun einmal das Zusammensein mit einem Menschen, in dem man nicht nur das nächste Opfer sieht.«
    Lea stand auf und ging zum Küchenfenster. Langsam fuhren ihre Fingerspitzen über das Holz des Rahmens, der sehr kühl war. Noch waren ihre Zweifel nicht vollständig ausgeräumt, und ihr Urteilsvermögen funktionierte einfach besser, wenn sie Adam nicht so nah war. »Und warum war es dir dann so wichtig, mich mit solch einem Knall auf Pis Fest einzuführen? Warum wolltest du diese Aufmerksamkeit?«
    Zu ihrer Überraschung stand Adam auf und kam zu ihr. Mit vor der Brust verschränkten Armen stellte er sich neben sie, so dicht, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Einen Augenblick lang betrachteten beide die winterlichen Reste des Hinterhofgartens vier Stockwerke unter ihnen. Die Schneedecke war bereits an vielen Stellen geschmolzen und zeigte vom Frost verbrannte Rosenstauden und gelbliche Grasbüschel. Nicht mehr lange und der Garten würde zu neuem Leben erwachen.
    »Wie gesagt, wir

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