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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ließ sie sich den Schlagabtausch zwischen Adam und Pi noch einmal Wort für Wort durch den Kopf gehen. »Wann genau hast du den Plan, mich als Köder zu benutzen, eigentlich aufgegeben?«, fragte sie schließlich.
    ObgleichAdam auf diese Frage gewartet haben musste, zuckte er so heftig zusammen, als habe Lea ihm überraschend einen Finger zwischen die Rippen gebohrt. Sein Gesicht verlor schlagartig an Farbe, und um die Augen, die geradeaus ins Leere starrten, legte sich ein verspannter Zug. Er hatte einen Ellbogen auf der Rückenlehne der Bank aufgestützt, und die in der Luft hängende Hand zitterte leicht. Alles deutete daraufhin, dass Adam sich schon länger vor dieser Frage gefürchtet hatte.
    Als er beharrlich schwieg, dachte Lea einfach laut weiter nach: »Die Geschichte, dass du mich so über die Maßen auffallend auf Pis Fest eingeführt hast, um allen klarzumachen, dass ich nur dir gehöre, war also doch eine Lüge. Du wolltest, dass ich bemerkt werde. All die Male, die du mich mitgezerrt hast, dienten ausschließlich dazu, jemanden anzulocken ...« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr bewusst, dass Adam sie seit seinem Auftauchen in dieser Stadt kein einziges Mal aufgesucht hatte, nur weil er in ihrer Nähe sein wollte. Es war ihm immer nur darum gegangen, sie vorzuführen, sie für einen unausgesprochenen Zweck zu benutzen. Der Schmerz, den diese Erkenntnis hervorrief, traf sie so unvorbereitet, als hätte ihr jemand einen Elektroschocker an die Schläfe gehalten.
    Trotz all der Kämpfe, der Angst und der unglücklichen Vergangenheit hatte Lea stets geglaubt, dass da mehr war, das sie mit Adam verband. Nur wegen dieser Hoffnung hatte sie den ganzen Wahnsinn überhaupt ertragen können. Nun zu erkennen, dass sie für Adam lediglich ein Mittel zum Zweck darstellte, dass er sie schamlos belogen hatte und die erlebte Nähe wahrscheinlich nur ein netter Nebeneffekt für ihn gewesen war, fraß Leas Innerstes auf - als wüte eine alles vernichtende Feuersbrunst in ihr.
    Während sie sich, eine Hand breit entfernt von ihm, Stück für Stück auflöste, schüttelte Adam vehement den Kopf. »So war es doch nur zu Anfang. Aber eigentlich nicht einmal da ...«, begann er stockend, und es kostete Lea unendlich viel Kraft, ihm auch wirklich zuzuhören. »Als ich in diese Stadt gekommen bin, habe ich mir eingeredet, dass ich dich nur deshalb suchen würde, weil du mir etwas schuldest und nun der perfekte Zeitpunkt gekommen wäre, diese Schuld einzulösen. Das habe ich dir damals in der Bar auch gesagt, aber wirklich daran geglaubt habe ich schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Doch ich war einfach zu wütend, um mir das einzugestehen. Diese Wut hatte sich im Lauf der Jahre regelrecht verselbstständigt und prägte mein ganzes Denken. Da war kein Platz mehr für irgendetwas anderes.« Immer schneller brachen die erklärenden Worte aus ihm heraus. »Ich habe ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich diesen Gefühlen für dich nicht über den Weg traue. Und was damals in Etiennes Haus passiert ist, hat es nicht unbedingt besser gemacht. Ist dir eigentlich jemals bewusst geworden, dass ich Etienne in dieser Nacht gerettet hätte, wenn ich dir nicht wie ein verliebter Idiot hinterhergelaufen wäre? Und als Krönung hast du dich auch noch von mir abgewendet. Lauter falsche Entscheidungen, nur kann ich sie nicht mehr ungeschehen machen.«
    »Wäre es dir lieber gewesen, wenn Truss mich zerfetzt hätte?«
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen.«
    Aus den Augenwinkeln nahm Lea wahr, wie Adam sich mit einer flüchtigen Geste über den Mund wischte. Diese schlichte Bewegung zauberte eine Nähe, zu der Worte nicht in der Lage waren. Wie schafft er das nur immer wieder, fragte sie sich und wusste nicht, ob sie ärgerlich oder betört sein sollte.
    Unterdessen sprach Adam weiter: »Aber hier, in dieser Stadt, bietet sich mir endlich die Möglichkeit einer Wiedergutmachung. Ich dachte, es wäre nur fair, dass du - wenn auch unfreiwillig - einen Beitrag dazu leisten würdest. Gleichzeitig konnte ich so auch wieder in deiner Nähe zu sein und mir trotzdem noch selbst in die Augen sehen.«
    Obwohl ihr verletzter Stolz sie zu einem Wutausbruch anstacheln wollte, blieb Lea nur ermattet auf der Parkbank sitzen. Sie war einfach zu erschöpft, um Adam niederzubrüllen und anschließend voller Verachtung fortzugehen. Am liebsten hätte sie sich sogar gegen seine Schulter gelehnt und ein wenig geweint. Sie versuchte, aus

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