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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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erregt.«
    Fast schon gewaltsam rieb Lea sich die Schläfen, um die letzten Reserven an Aufmerksamkeit aus sich herauszuholen. Zwar wäre sie lieber beim Thema Adams Gefühlswelt geblieben, damit er mit weiteren Liebesgeständnissen ihre wunde Seele streicheln konnte, aber sie begriff auch die Dringlichkeit dieser Erläuterung: Ihretwegen hatte er sich mit dem unberechenbaren Pi angelegt, während dort draußen ein Unbekannter unterwegs war, der gerade ein unschönes Interesse an Adam entdeckt hatte. Trotzdem begriff Lea immer noch nicht, wie Adams Trauer um Etienne und die Verschollenen miteinander zusammenhingen. »Du hast also Adalbert gesucht und bist letztendlich bei Akinora gelandet?«, versuchte sie sich an einer Erklärung.
    Adam nickte. »So kann man das sagen. Ich weiß, dass es dir schwerfällt, die Verbindung zu erkennen - und es hat mich auch einige Anstrengungen gekostet, Pi davon zu überzeugen -, aber es ist die richtige Spur. Ich sollte ganz bestimmt nicht stolz daraufsein, doch ich bin ein guter Jäger. Akinora ist der Schlüssel zu dem Unbekannten, unter dessen Schatten sich Adalbert verkrochen hat. Der Weg, der mich hierher geführt hat, ist zu verworren, um ihn dir jetzt nachzuzeichnen. Nur so viel: Wahrscheinlich wäre ich bei meiner Suche schon bedeutend weiter, wenn ich dich Akinora wie geplant auf einem Silbertablett präsentiert hätte. Deshalb hat Pija auch so gereizt reagiert.«
    Während er nach Worten suchte, mit denen sich die komplizierten Zusammenhänge schildern ließen, gab er vor, Leas Kragen zurechtzupfen zu wollen. Doch die Fingerspitzen glitten wie beiläufig zwischen Stoff und Haut und verharrten schließlich an ihrem Puls, der sofort wild zu pochen begann. Eine erregende Berührung, über deren Wirkung Adam sich nicht im Geringsten bewusst zu sein schien. Einen Augenblick später ließ er die Hand wieder sinken. Lea schaute ihr sehnsüchtig nach.
    »Es treibt Pi schlicht in den Wahnsinn, nicht zu wissen, wer sich hinter dem Geheimnis verbirgt«, sagte Adam geschäftig. Aber seine Stimme verriet, dass er noch nicht wieder ganz bei der Sache war. Seine Aufmerksamkeit war auf die eigenen Fingerspitzen gerichtet, die er langsam aneinanderrieb. »Dass jemand in der Lage ist, an Pi vorbei seine eigenen Pläne durchzusetzen, hat eine Urangst heraufbeschworen. Dabei hat sich unser Freund doch unschlagbar gewähnt.«
    Für einen kurzen Moment schlich sich ein Lächeln auf Adams Gesicht - offensichtlich gefiel ihm die Vorstellung eines verwundbaren Pis nach dem heutigen Erlebnis ausgesprochen gut.
    »Und je schwieriger sich die Suche nach dem großen Unbekannten gestaltet, desto nervöser wird Pi. Nachdem er mich zuerst spaßeshalber bei meiner Suche unterstützt hat, ist es jetzt sein neues Steckenpferd geworden, und jede Verzögerung lässt ihn Gift und Galle spucken. Aber ich werde das Rätsel auf meine Art lösen, ohne dich Akinora als Versuchskaninchen anzubieten.«
    »Was will dieser Mensch denn von mir?«
    Zu Leas Bestürzung verzog Adam das Gesicht zu einem kalten Lächeln, das in Verbindung mit seinem schönen Gesicht fast übermenschlich wirkte. »Dein Blut natürlich«, sagte er trocken, während der Ausdruck in seinen Augen preisgab, wie sehr ihm dieses Geständnis zu schaffen machte. »Nur wenige Menschen sind in der Lage, den Dämon in sich zu tragen. Du bist auserwählt, aber noch nicht einverleibt - welch ein Glücksfall für einen Genforscher und seinenAuftraggeber. FürAkinora bist du die Fleisch gewordene Antwort auf die Frage nachder Unsterblichkeit, Lea. Unsterblichkeit als Forscher und als Mensch, dafür würde Akinora mehr begehen als nur schlichten Verrat.«
    Während die Sonne langsam unterging und die sich zwischen den Häuserschluchten ausbreitende Kühle die Menschen zurück in ihre Wohnungen trieb, erfuhr Lea, dass der ursprüngliche Plan vorgesehen hatte, Akinora einen Deal vorzuschlagen: Etwas von ihrem Blut gegen einen Fingerzeig in Richtung seines namenlosen Sponsors. Aber dann hatte Adam sich zu einem Rückzieher entschlossen, da ihm das Risiko nur schwer abschätzbar erschien.Warum sollte sich Akinora mit einer Phiole von Leas Blut zufriedengeben, wenn sein Mentor so einflussreich und wohlhabend war, dass es nicht einmal Pi gelang, ihn trotz seiner vielfältigen Kontakte zu orten?
    Mit einem Mal stockte Adams Redefluss, und Lea spürte deutlich, dass es da noch etwas gab, das sich nicht so leicht in Worte fassen ließ wie der Plan, sie als Lockvogel zu

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